Heft 
(1973) 17
Seite
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Die neue vierbändige Edition, die hier anzuzeigen ist, gehört zu keiner dieser drei Gruppen. Denn obgleich sie Briefe an verschiedene Personen, Verwandte und Freunde, enthält, stellt sie keine Auswahl dar. Vielmehr verdankt sie ihre Entstehung einem besonderen Anlaß, der auch den Inhalt der vier Bände weitgehend bestimmte. Die Staatsbibliothek Preu­ßischer Kulturbesitz (West-Berlin) hat 1963 auf einer Auktion ein Korpus von 798 Briefen Fontanes erworben, die einen Teilnachlaß des Dichters darstellen und die die handschriftliche Basis der neuen Ausgabe bilden. Diese Briefe gedruckt herauszugeben, lagen zwei Gründe vor. Zum einen waren viele von ihnen bisher überhaupt unbekannt; sie werden hier erst­mals veröffentlicht. Zum anderen schuf das Auftauchen der Handschriften die erforderliche Voraussetzung für den vervollständigten und berich­tigten Abdruck derjenigen Briefe, die zwar bereits publiziert waren, je­doch unvollständig, verändert oder fehlerhaft. Das traf auf den überwie­genden Teil der hier erneut gedruckten Briefe zu. Somit beruht die Be­deutung der vierbändigen Ausgabe, deren Bearbeitung Kurt Schreinert begonnen und Charlotte Jolles zu Ende geführt hat, darauf, daß sie nicht allein unbekanntes Material unterbreitet, sondern jene Revision der Texte schon publizierter Fontane-Briefe vorantreibt, die Hans-Heinrich Reuter vor Jahren als notwendig erwiesen (Weimarer Beiträge 7.1961, S. 795 800) und mit der Gotthard Erler in seiner zweibändigen Auswahl von 1968 den Anfang gemacht hat.

Die vorliegenden vier Bände sind folgendermaßen aufgebaut: Bd. 1 be­ginnt mit dem wohl einzigen erhaltenen Brief an den Vater und bringt ferner 37 Briefe an die Mutter (aus den Jahren 1850 bis 1869) und 175 Briefe an Emilie (1879 bis 1888). In Bd. 2 sind 179 Briefe an die Tochter Martha (Mete; 1870 bis 1898) und 79 an seine Schwester Elise (1856 bis 1898) zu linden, während Bd. 3 ausschließlich Mathilde von Rohr gewidmet ist (231 Briefe aus den Jahren 1859 bis 1889; im Anhang Äußerungen Fontanes über M. von Rohr und ihre Familie). In Bd. 4 folgen 140 Briefe an Karl und Emilie Zöllner (1857 bis 1897) sowie 2 Briefe an George Hesekiel (1867, 1873) und 25 an seine Tochter Ludovica (1869 bis 1884). Diese letzteren an Ludovica Hesekiel wurden nicht auf der Auktion von 1963, sondern schon früher erworben. Ferner enthält Bd. 4 das Nachwort, die Anmerkungen und die Register.

Im wesentlichen handelt es sich umfast geschlossene Brieffolgen. Um Lücken zu schließen, die der auf der Versteigerung erworbene Konvolut aufwies, wurden hier und da Briefe eingefügt, deren Handschriften in anderem Besitz* sind bzw. die an anderer Stelle publiziert wurden.

Von einigen vereinheitlichenden Eingriffen der Herausgeber abgesehen, werden die Texte wort- und buchstabengetreu wiedergegeben. Die Eigen­tümlichkeiten der Sprache Fontanes bleiben möglichst bewahrt.

Die Anmerkungen, insbesondere da sie durch die Register mit erschlos­sen werden, sind von gar nicht hoch genug zu veranschlagendem Wert.

* z. B. im Fontane-Archiv

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