des „Stechlin“, wo wohl doch — so scheint mir — über die „rein“ wissenschaftliche Literatur hinaus in manchem Nachwort recht Wesentliches zur Standortbestimmung dieses Budies beigesteuert worden ist) und vor allem der Quintessenz: daß nämlich die große Anziehungskraft von Fontanes Werk auf den humanistischen Grundzug zurückzuführen sei, der sich durch alle seine Schriften zieht.
Nun möchte und müßte ich sagen, daß die wenigen kritischen Anmerkungen — wie üblich — viel zu breit geraten sind und das Positve viel zu kurz gekommen ist, und vor allem würde ich gern auf weitere Vorzüge des Buches eingehen: die Solidarität der Materialaufbereitung, die Sachlichkeit in der Darstellung, die Ausgewogenheit der Urteile und das stets loyale Verhältnis zur marxistischen Fontane-Forschung und -Rezeption, wie sie Frau Jolles speziell in Reuters Monographie, in der der Ausgabe des Aufbau-Verlages und in den Fontane-Blättern vielfach würdigt. Doch die vereinbarten neunzig Zeilen sind verbraucht, und ich kann nicht, wie einst Fontane in seinen Briefen, das „Eigentliche“ noch auf dem Rand unterbringen. Bleibt also zusammenzufassen: Charlotte Jolles hat nicht nur den Zugang zu einem Forschungsgebiet erleichtert, sie hat das Gebiet selbst nach neuesten Erkenntnissen abgesteckt und dankenswerterweise überall auf Lücken und Desiderate aufmerksam gemacht.
— Gotthard Erler —
Unsere Leser haben das Wort
Fontanes Werk in Afrika
Zu den Wissenschaftlern und Studenten aus vielen Ländern, die für einige Zeit ihre Studien im Potsdamer Fontane-Archiv betreiben, gehörte dieser Wochen auch Frau Fernande Dem, Hochschullehrerin am Institut für Germanistik der Universität Abidjan, Republik Elfenbeinküste. In ausgezeichnetem Deutsch berichtete sie uns interessante Einzelheiten über Land und Leute ihrer Heimat, insbesondere über Struktur und Tendenzen des Bildungssystems.
Wie Frau Dem zu Fontane gekommen ist? „Vor allem aus zwei Gründen ist der Romancier Fontane für die afrikanischen Nationalstaaten von Belang, d. h. von gesellschaftspolitischer Bedeutung: einmal wegen der kritischen Darstellung des Zerfalls des Feudalismus und zum zweiten durch die realistische Schilderung des anachronistisch gewordenen Ehrenkodex und seiner unsinnigen Auswüchse.“
Drei Werke Fontanes lernen die Germanistik-Studenten in Abidjan — mit rund 400 000 Einwohnern Hauptstadt und Haupthafen des Landes — vor allem kennen: „Elfi Briest“, „Schach von Wuthenow“ und das reife Alterswerk „Der Stechlin“. „Wenn Sie hören“, erläuterte Fernande Dem,