Bleibt’s ein Geheimnis.
Jenen ward bloß geistiger Reiz, des Liedchens Leichter Takt nicht, der den umschwärmten Putztisch Ziert. Es dringt kein flüchtiger Blick in ihre Mächtige Seele. —
Daß über Fontanes Ballade (später u. d. T. „Sir Walter Raleighs letzte Nacht“) nicht abgestimmt wurde, widersprach den Gepflogenheiten des „Tunnels“. -
Mit der „Hauptwahl“ ist die Wahl des Vereinsvorsitzenden („Haupt“) gemeint.
Die Sammlung für den Eisernen Fonds ergab 26 Silbergroschen und 2 Pfennig.
Protokoll vom 12. Oktober [18]51
Nach Verlesung des Protokolls kam „Urika“, eine neure Arbeit Höltys und, wie dieser sich ausdrückte, „eine Novelle in Versen“, zum Vortrag. Der Stoff, überwiegend Erfindng des Verfassers und nur in seinen allgemeinsten Grundrissen dem französischen Revolutions-Drama der 90er Jahre entlehnt, ist folgender: Eine junge Mohrin, das Adoptivkind einer französischen Gräfin, verliebt sich in den Sohn der letztem und glaubt sich wieder geliebt. Das gräfliche Haus, erfaßt und begeistert von den großen Gedanken der ersten französischen Revolution, entkleidet sich seiner Adelsvorrechte und schreibt gleich tausend andren das Wort „Egalite“ auf sein Panier. Etienne, der junge Sohn des Hauses, bringt es in der Phrase am weitesten und geriert sich als Gleichheits- Theoretiker comme-il-faut. Nur schade — die Praxis läßt ihn alsbald straucheln.
Wir erblicken zunächst ein Fest im Hause der alten Gräfin. Der Gedanke der Weltverbrüderung findet seinen Ausdruck in einer Quadrille, die v'on 4 Paaren, deren jedes eine Rasse präsentiert, getanzt wird. Es sind Masken, nur die Mohrin ist — Urika.
Der Gleichkeits-Tanz ist aus, Urika sucht des Gartens Kühle auf und in ihm den Geliebten, den sie drinnen im Saale vermißt. Sie findet ihn, nimmt, ganz gegen Wunsch und Neigung, statt feuriger Küsse eine feurige Parlamentsrede des Gleichheits-Phraseurs in Empfang und sieht gleich darauf, als ihre glühende Seele den Geliebten um Liebe beschwört, all die Gleichheits-Maximen desselben dadurch illustriert, daß er vor ihrer Liebeserklärung einen gewaltigen Schreck bekommt. Vive l’egalitä! Aber die Produktion von Mulatten will er lieber andern Leuten überlassen. Urika, in mohrenhafter Leidenschaftlichkeit, fragt ihn jetzt aufs Gewissen: „Sag an, ist es die schwarze Farbe, über die Deine Liebe nicht hinwegkann, oder ist es ein andres?!“ Etienne schweigt, und Urika findet hierin ihre Antwort, die Bestätigung ihres Verdachts.
Nach einer Zwischenszene, in der uns der Dichter die Phantasien der fieberkranken Mohrin gibt, erblicken wir diese fliehend aus dem gräf-
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