der Republik“ und versucht dann, ohne dazu aufgefordert zu sein, Urika zu küssen, ebenfalls „aufs Wohl der Republik“ 36 . Es ist indes möglich, daß Heyse diese Stelle nach der Lesung geändert hat. —
Der Pont Neuf ist eine um 1600 erbaute Brücke im Zentrum von Paris. — Den Protokollen zufolge ist aus der beabsichtigten nochmaligen Lesung der Novelle nach vier Wochen nichts geworden.
Protokoll vom 30. Januar [18]53
Nach Verlesung des Protokolls stellt Quästor Claudius Anträge betreffs der Feier des Eulenspiegelfestes. Es wurden 3 Punkte festgestellt:
1. Gäste sind ausnahmsweise gestattet.
2. Kuvert 20 Sgr.
3. Die Mitglieder erscheinen im Hofkostüm Till Eulenspiegels, d. h. in Narrenkappen und dekoriert mit dem Orden des 3. Dezember.
Louis Napoleon und Till Eulenspiegel scheinen nun mal, betreffs ihrer Feste, zur Nachbarschaft berufen. Der allgemein in Mißkredit gekommene Frack soll auch bei uns durch Domino oder das bloße Hemde ersetzt werden.
Unter den vorliegenden Spänen kommt Maler Müllers „Ein Königswort“ zuerst zum Vortrag. Das Gedicht spricht an, und das Anekdotenheft desselben wird mehr als eine Tatsache denn als ein Tadel hervorgehoben. Auf die Ausstellung, daß die im Gedicht glorifizierte Antwort des großen Königs nicht eben charakteristisch für den Alten Fritz sei, erwidert der Dichter sehr richtig, daß letztres auch gar nicht seine Absicht und nur das Geben einer königlichen Antwort ganz allgemein seine Intention gewesen sei. Lafontaine kann sich auch hierbei noch nicht beruhigen und findet in dem gefeierten Wort einen Ausspruch, der alle Tage und in den verschiedensten Lebenssituationen vorkommt und weder was speziell Alten-Fritziges noch auch was besonders Königliches hat. Endurteil: gut.
Lessing folgt mit den poetischen Hobelspänen, die bei Zimmerung eines wissenschaftlichen Sehatzkästleins abfallen, zu dem die Architekten kommender Jahrhunderte wie zu einem Heiligenschreine wallfahrten werden. Die Sammlung dieser Späne wird sich dem Publikum dermaleinst unter dem Namen „Bau-Sagen“ präsentieren. Lessing gibt uns zuvörderst zwei:
Die Gründung von Kairo Die Wasserleitungen von Kairo.
Beide werden gut befunden.
Lafontaine schließt die Sitzung mit einer altenglischen Ballade: „Lord William und Schön-Margret“. Der Eindruck ist ein geteilter. Die Unklarheit einer der letzten Strophen wird allgemein, sogar vom Übersetzer selbst, gefühlt. Über andre Punkte wird debattiert: Unklarheit der ganzen Situation, Unmotiviertheit im einzelnen und allzu viel Sentimentalität
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