von Lazarus 16 (und gerade über den hab ich mich nie zu beschweren), den andern an Wissen, Esprit und Gedanken überlegen bin, und ich verlange, daß man mir dies zugesteht, sonst soll man mich in Ruhe lassen. Ich dränge mich nirgends ein, man fordert mich auf zu erscheinen, und nachdem ich erschienen bin, Du wirst dies einräumen, schaff ich Leben in die Bude. Dafür sollte man mir danken; ich habe Anspruch darauf, „kajo- liert“’ 7 zu werden; denn wie Du nur zu gut weißt, ich bringe Opfer, wenn ich mich von meinem Buch und meinem Teetisch trenne und statt dessen in meine halbschmutzigen weißen Handschuhe fahre. Nun aber ist das Opfer gebracht, mit einem heitren Todesmut, der einer beßren Sache wert wäre, spring ich in die Bresche und erzähle den Leuten (nicht zu meiner Erbauung; ich schwiege lieber) vom Hundertsten und Tausendsten. Dafür verlang ich einen Gesellschaftsorden, aber nicht lange Gesichter. Wer mir die zeigen will, der soll mich zu Hause lassen. Von aus dem Moment heraus erwachsener Verschuldung kann keine Rede sein; es wird nicht oft Vorkommen, kommt es aber vor, so muß man eben dieselbe Nachsicht üben, die ich beständig übe, und muß es um so eher, als ich solche gelegentlichen Verstöße gleich selbst fühle und nie unterlasse, um Entschuldigung zu bitten. Das tu ich auch in bezug auf diesen Brief; ich habe nicht recht geschlafen, bin deshalb angegriffen, und so ist alles schwerfälliger und weitschichtiger herausgekommen, als es sollte. So viel bleibt aber bestehn, und das ist des Pudels Kern: ich bin, im gesellschaftlichen Leben, sehr artig, sehr milde, sehr zum Verzeihen geneigt, und die andern sind es nicht. Am schlimmsten liegen seit einiger Zeit die Sachen bei v. Ws. 16 Wie können sie mich zu Lienau und Frau überhaupt einladen? Es ist ein Unsinn.
Zwei Briefe leg ich bei, die Dich mehr erfreuen werden als mein eigener deutscher Aufsatz. An Schaflenger werd ich, wie George es wünscht, schreiben, und zwar heute noch; einen Anstandsbrief werd ich wohl noch fertig kriegen. Die Zeilen von Hertz 19 sind sehr freundlich. Zu meinen kleinen, beinah zu meinen großen Glücken zählt es, daß dieser Mann, was sonst auch seine Schwächen sein mögen, in seinen freundlichen Gesinnungen gegen mich und meine Arbeiten so treu aushält. Bei meiner großen Reizbarkeit, die ich beklage, aber nun nicht mehr ablegen kann, würd ich mit einem mäklichen, sich immer nüchtern und ablehnend verhaltenden Buchhändler gar nicht auskommen können. Ich hatte propo- niert, über Eberty 20 erst im September zu schreiben, und legte — zugleich wegen des Romans 21 und seines Erscheinens zum Herbst (Anfang Oktober) anfragend — die beiden Königschen Briefe 22 bei, den sogenannten „Durchschläger“-Brief und den andern, der die Erlaubnis zu der früheren Veröffentlichung erteilt. Was H. nun tun wird, weiß ich nicht; ich muß es ihm überlassen. Vielleicht erfahr ich es am Freitagabend, denn ich habe die Einladung angenommen. — Gestern abend war ich bei Bleibtreus 22 ; Auerbach 24 , trotzdem Dienstag war, nicht da, statt dessen Orelli 25 und noch ein andrer Herr. Es war alles angenehmer, als ich erwartet hatte, und 11 war nah heran, als ich ging. Unterwegs, am Kanal, traf ich Lepel 26 , mit Gattin und Frau v. Hardeck. Er begleitete mich ein Stück und über-
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