13 Theodor Fontane, Briete an seine Familie, Bd. 2„ S. 155 f.
14 Hans-Heinrich Reuter, Fontane, Berlin 1968, Bd. 2, S. 684.
15 So z. B. Conrad Wandrey, Theodor Fontane, München 1919, S. 238 und in seiner Nachfolge viele andere.
16 Fontanes Briefe in zwei Bänden. Berlin 1968, Bd. 2, S. 202.
17 Theodor Fontane, Briefe, (1910), Bd. 2, S. 154.
13 Theodor Fontane, Romane und Erzählungen in acht Bänden, Berlin 1969, Bd. 5, S. 591.
Gotthard Erler (Berlin)
Fontane in Schottland*
„Lepel traf Anfang August hier ein; einige Tage später traten wir unsre Reise nach Schottland an. Es waren schöne Tage (16), und wenn ich, so Gott mich leben läßt, längst ein alter Krepel sein werde, der die Vossische liest und bei Odeums Kaffee trinkt, werd ich alten Staatshämorrhoidarien mit einem letzten Rest von Feuer — während sie ihre Sechser-Zigarre rauchen — von Edinburg erzählen und von Stirling und Perth und von Inverneß und dem Schlosse Macbeths, drin König Duncan ermordet wurde. Wenn dann die alten Jungen das Maul aufsperren und die letzten Haare, die ihnen Gott gelassen hat, sich in die Höhe sträuben, werd ich. dieser schottischen Reise, an der Hand eines lieben und nachsichtigen Freundes, in Wehmut und Dankbarkeit gedenken ...“
Mit diesen launigen Betrachtungen meldete Theodor Fontane am 17. September 1858 der Mutter seine Rückkehr von Schottland nach London. Es fällt auf, wie sich der offensichtlich nachhaltige Eindruck vom gerade Erlebten sogleich mit einem Gefühl der Überlegenheit gegenüber den Berliner Freunden verbindet, die die Originalschauplätze von Shakespeares Dramen und Scotts Erzählungen nie gesehen haben und statt dessen in den kahlen Büros ihrer Ministerien ergraut sind. Fontane wußte schon damals, welchen geistigen Vorsprung ihm das gründliche Studium englischen Lebens und schottischer Geschichte vor den preußischen Philistern sicherte, und er sollte dies später in dem Bekenntnis formulieren: „ ... an der Themse wächst man sich anders aus als am Stechlin.“
Freilich kam Fontane nicht ohne eigenes Zutun zu seinen großen Erlebnissen. Er hat oft bestätigt, daß man nur sieht, was man weiß, und am Wissen gemessen, mußte er viel sehen. Als er am 9. August 1858 im Londoner Kings-Cross-Bahnhof in den Nachtzug nach Edinburg stieg, erfüllte sich dem fast Vierzigjährigen ein Jugendtraum, und im Gepäck verwahrte er sozusagen die in Jahrzehnten erworbenen Spezialkenntnisse über schottische Vergangenheit. Er war, wie er noch 1891 gestand, „mit Maria Stuart zu Bett gegangen und mit Archibald Douglas aufgestanden“; er hatte von Kindesbeinen an „eine ausgeprägte Vorliebe für die Historie“ entwickelt, wobei ihn nicht zuletzt das „romantisch Phantastische“ ent-