kehrt (so wie keine Gelegenheit ausgelassen wird, auf den Krimkrieg zu verweisen). In organischer Verbindung damit beurteilt Fontane die beiden folgenreichen Schlachten von Bannockbum und Floddenfleld mit erstaunlicher Klarsicht. 1314 bei Bannockbum, als die Schotten gegen England antraten, ging es „um die Verteidigung und die Freiheit des Vaterlandes, nicht aber“ — wie 1513 bei Floddenfleld — „um einen Eroberungszug, einen Krieg nach außen“. Daran wird der Ausgang einer Schlacht gemessen, und unter der einzig entscheidenden Alternative „Verteidigungs- oder Angriffskrieg“ (die ausdrücklich an zwei Stellen erwogen wird!) erreicht der jüngere Robert Bruce legendäre Größe, während Jakob IV., so gern ihn Fontane als Ritter ohne Furcht und Tadel (freilich: „ritterlich bis zur Donquichotterie“) sehen möchte, ins historische Unrecht gerät.
Keineswegs mit gleicher Entschiedenheit bewertet Fontane andere Vorgänge; im Gegenteil ist eine gewisse politisch-historische Indifferenz oder gar eine spürbare Sympathie für die Reaktionäre zu beobachten. So erscheint Maria Stuart eher als tragisch-romantische Figur, die über den Widerspruch zwischen Königswürde und erotischem Bedürfnis stolpert, denn als die mehr oder weniger unfreiwillige Repräsentantin der katholischen Feudalreaktion, die die bürgerliche Entwicklung bekämpft, wie sie in der kalvinistischen Reformation ihren Ausdruck fand. Auch wird keineswegs deutlich, daß die ,Stuart-Insurrektionen“ in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts untaugliche Versuche waren, die Ergebnisse der bürgerlichen Revolution von 1688 zu revidieren. Die jakobitische Opposition, die die Stuart-Dynastie mit Waffen- und Clansgewalt wieder auf den Thron bringen wollte, richtete sich ja auch gegen die nationale Einheit zwischen England und Schottland, die 1707 endgültig vollzogen worden war.
Übrigens differenziert der obenerwähnte Vortrag über „Das schottische Hochland und seine Bewohner“ auch in dieser Frage sorgfältiger als das Buch. Das „Stuarttum“, „die Verkörperung von Absolutismus und Katholizismus“, wird nicht generell als poetische Erscheinung hingenommen, ja Fontane fragt sich, ob die Sache der Stuarts wirklich „eine unbedingt hohe und reine“ gewesen sei. Doch dann triumphieren auch hier die Erinnerungen an Scotts „Waverley“-Roman, und die Gestalt des Prinzen Charlie geht im Glorienschein aus dem Blutbad hervor, das die bürgerlichen Sieger unter seinen Anhängern anrichten.
Darin spiegelt sich Fontanes „gestörtes“ Verhältnis zur Revolution. Seine demokratischen Erwartungen, für die er als revolutionärer Publizist 1848/49 in zahlreichen Zeitungsartikeln eingetreten war, hatten sich als irreal herausgestellt. Die deutsche Bourgeoisie versagte feige vor ihrer historischen Aufgabe, und diese bittere Erfahrung sowie die materielle Not, der sich der „freie Schriftsteller“ mit seiner Familie ausgeliefert sah, drängten Fontane seit den fünfziger Jahren vorübergehend in ein relativ enges Verhältnis zum Preußentum, zu einem idealisierten Adel. Auf diesem Hintergrund ist die in der bürgerlichen Fontane-Literatur viel bemühte Passage über das „Adlerland“ Preußen zu verstehen (im Kapitel