Buchbesprechung
Fontane-Autographen der Universitätsbibliothek Berlin. Ein Verzeichnis. Im Anhang: Zwanzig wenig bekannte Briefe Fontanes.
Bearbeitet und kommentiert von Joachim Krueger. Berlin 1973.
Nach der Veröffentlichung des Bestandsverzeichnisses Teil 1,1 des Potsdamer Fontane-Archivs im Jahre 1962 ist das vorliegende Verzeichnis die zweite selbständige Publikation über Fontane-Handschriften in der Geschichte ihrer Verzeichnung.
Man nimmt die Schrift mit der Erwartung in die Hand, darin sämtliche Fontane-Autographen aus dem Besitz der Berliner Universitätsbibliothek verzeichnet zu finden, muß jedoch dem Vorwort entnehmen, daß diese für die Forschung wichtige Aufgabe nicht in der Absicht des Bearbeiters lag, sondern nur d i e Handschriften sollen hier erfaßt werden, „die noch nicht oder an schwer zugänglicher, versteckter Stelle publiziert sind und auch dort oft nur auszugsweise“ (S. 4). So notwendig, verdienstvoll und begrüßenswert es ist, unveröffentlichtes bzw. unbekanntes Material nachzuweisen und zugänglich zu machen, so problematisch erscheint die Methode, Autographen einer Institution nach den Gesichtspunkten „gedruckt“ — „nicht gedruckt“ zu unterteilen und zu bearbeiten. Quellenverzeichnisse, die zu den Grundlagen der Literaturwissenschaft zählen, sollten Vollständigkeit anstreben. Die Geschichte der Fontane- Editionen liefert überdies zahlreiche Beispiele dafür, wie kritisch gedruckte Texte betrachtet werden müssen, wie unentbehrlich für verantwortungsbewußte editorische und literaturwissenschaftliche Arbeit auch die bereits publizierten Handschriften heute noch sind.
Erfreulicherweise erhält der Bearbeiter für Teil 1 des Verzeichnisses, in dem die von Fontane stammenden Sitzungsprotokolle und Jahresberichte des „Tunnels über der Spree“ nachgewiesen werden, sein oben zitiertes Auswahlprinzip nicht aufrecht. „Um einen Überblick über das Ganze zu vermitteln“ (S. 14), werden auch die bereits vollständig gedruckten Protokolle aufgenommen, insgesamt 97, geschrieben in den Jahren 1845 bis 1854. Dazu kommen drei Jahresberichte aus der offiziellen „Tunnel“- Sekretär-Zeit vom Dezember 1850, 1852 und 1853. Diese Autographen konnten vom Bearbeiter erstmals aus den Protokollbänden der Jahrgänge 18 (1844/45) bis 27 (1853/54) des „Tunnel“-Archivs erschlossen werden. Sie sind chronologisch geordnet und werden im wesentlichen durch folgende Angaben charakterisiert: Datum und Nummer der Sitzung, Nummer des sog. „Tunnel“-Jahres, Umfang, Verfasser und Titel der vorgetragenen „Späne“, kurze Hinweise auf den Inhalt, wenn die Diskussionen über die „Späne“ hinausgingen, und — wo gegeben — Drucknachweis. Schon diese gut ausgewählten Kurzinformationen lassen erkennen, wie faktenreich und aussagekräftig das zum größten Teil unbekannte Protokoll-Material ist. Es wäre wünschenswert, die erschlossenen Teile in extenso zu publizieren.
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