Von den 265 Fontane-Briefen und -Karten, die die Universitätsbibliothek besitzt — nicht gerechnet die Briefe an B. v. Lepel, die als Dauerleihgabe ins Fontane-Archiv nach Potsdam gegeben worden sind —, werden im 2. Teil des Verzeichnisses 190 „mehr oder minder unbekannte (n)“ (S. 33) Autographen nachgewiesen. Es sind Briefe an O. Brahm, L. Burger, A. Gentz, J. Grosser, M. Lazarus u. a. aus den Jahren 1846 bis 1898. Ihre Anordnung erfolgt alphabetisch nach Empfänger-Namen, unter diesem chronologisch nach Briefdatum, das teilweise erst erschlossen werden mußte. 25 Briefe an Unbekannt schließen den 2. Teil ab.
Bemerkenswert, daß es dem Bearbeiter gelungen ist, für den Brief vom 2. 12. 1881 (Nr. 268) den richtigen Adressaten zu ermitteln; bislang galt der Brief als an H. Kletke gerichtet (siehe auch Th. Fontane, Briefe an H. Kletke. Hrsg. v. H. Nürnberger. München 1969, S. 63), J. Krueger ist der überzeugende Nachweis (S. 73) gelungen, daß Th. Zolling der Empfänger des Briefes gewesen sein muß.
Um aus dem unveröffentlichten Briefbestand einige Proben vorzulegen, hat der Bearbeiter dem Verzeichnis einen vierzig Seiten umfassenden Anhang beigefügt, in dem 20 nach „inhaltlichen Gesichtspunkten“ (S. 56) ausgewählte Briefe vollständig abgedruckt und mit kommentierenden Anmerkungen versehen sind.
Ein Register, das die zahlreichen Personennamen aus Verzeichnis und Anhang erfaßt, beschließt die Schrift.
— Dr. Christel Läufer —
David Turner (Hüll)
Kaffee oder Milch? Das ist die Frage: Zu einer Szene aus Fontanes „Frau Jenny Treibei“
Wie schon allgemein bekannt, legte der Prosadichter Fontane keinen großen Wert auf erzählerische Höhepunkte, auf Szenen voll leidenschaftlicher Handlung oder heftiger Gefühlsausbrüche. Eine noch nicht genügend berücksichtigte Folge davon aber ist, daß viele ansdieinend geringfügige Momente eine viel größere Bedeutung annehmen, als man zunächst für möglich halten möchte. Daher darf sich der Leser niemals erlauben, dem Text der Fontaneschen Romane und Erzählungen lässig zu folgen, indem er sich etwa auf die Gipfelpunkte konzentriert und das Dazwischenliegende, das vermeintlich Nebensächliche überschlägt. Das läßt sich allergings nur durch eine große Anzahl von Beispielen aus verschiedenen Werken beweisen. Hier kann nur auf die Möglichkeiten hingewiesen werden, die dieser Praxis unseres Dichters innewohnen, indem der Blick auf ein einziges Beispiel gerichtet wird. „Das Nebensächliche“, meint Professor Schmidt — obwohl der Zusammenhang ein anderer ist — in Frau Jenny Treibei, „so viel ist richtig, gilt nichts, wenn es bloß