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Anmerkungen
1 Der Brief steht bei Joseph Chapiro: „Für Alfred Kerr. Ein Buch der Freundschaft.“ S. Fischer-Verlag, Berlin 1928, S. 103. Der Brief Fontanes befindet sich hier neben Bekenntnissen der Schriftsteller Hermann Bahr, Richard Beer-Hof- mann, Gerhart Hauptmann, Ernst Blass, Max-Herrmann-Neiße und Kurt Hiller und neben Äußerungen der Kritiker Oscar Bie, Monty Jacobs oder Bernhard Diebold. Besonders wichtig sind die französischen Stimmen, die Zeugnisse Edouard Daladiers und F. G£miers, die das Bemühen Alfred Kerrs um die deutsch-französische Verständigung nach dem ersten Weltkrieg bestätigen uno würdigen; war doch Kerr neben Heinrich Mann einer der ersten bürgerlichen deutschen Schriftsteller, die sich nach 1918 für gute Beziehungen mit Frankreich einsetzten. Zu den französischen Freunden des Kritikers gehörte mit in erster Linie Joseph Chapiro, der Organisator des „Freundschafts“-Buches. Er hat nicht nur die Stimmen der Freunde angeregt und gesammelt und Kerr zu seinem „Lebenslauf“ veranlaßt, der .am Ende des Bandes steht; er hat selber einen verständnisvollen und feinsinnigen umfangreichen Essay beigetragen, der viele zentrale Motive und Züge Kerrs richtig beschreibt, ohne sie freilich immer zu erklären.
2 „Parkettplatz 23. Theodor Fontane über Theaterkunst. Dichtung und Wahrheit“, hrsg. v. Ehm Welk, Berlin 1949, S. 242.
3 Vgl. Walter Kiaulehn; „Berlin. Schicksal einer Weltstadt“, München-Berlin 1958. Dort heißt es im 17. Kapitel, das die Überschrift „Das Theater der Kritiker“ trägt, auf S. 414: Kerr habe „sein Leben lang bekannt, wie ihn durch seine ganze Entwicklung der ermunternde Brief getragen habe, den er ... von Fontane bekommen hatte“. Bei der „Lebenslänge“ des Verbundenheitsgefühls ist freilich zu bedenken, daß Kerr in seiner widerspruchsvollen Entwicklung nicht immer gleichermaßen das Recht der Berufung auf Fontane hatte. Der weitgehend legitimen Verbundenheit in den 1890er Jahren folgen Jahrzehnte höchstens formaler Bindung, in denen Kerr von der Substanz des Fontaneschen Empfindens, Denkens und Schreibens stark abwich. Die Veröffentlichung von Kerrs Briefen sollte hier weiteren Aufschluß vermitteln.
4 Walter Huder am 30. 5. 1974 an den Verfasser dieses Beitrages. Vgl. dazu auch Walter Huder: „Alfred Kerr. Ein deutscher Kritiker im Exil.“ Sinn und Form. 4/1966. In diesem Aufsatz, dem ersten längeren Kerr-Beitrag, der in der DDR erschien, bezeichnet Huder den Kritiker Alfred Kerr gar als „Theodor Fontanes Entdeckung“ (a. a. O., S. 1264).
5 Arnold Zweig: „Herbert Ihering zum 70. Geburtstag“, Sinn und Form, 1/1958, S. 33.
6 Chapiro, S. 168.—
7 Alfred Kerr: „Die Welt im Drama“, Berlin 1917, I, 22.
8 Ebenda, S. 135, 137.
9 Ebenda, S. 206.
10 Ebenda, S. 100.
11 Alfred Kerr schreibt 1932: „Die höchste Losung eines Schriftstellers: ethisch
und attisch . . .“ in „Was wird aus Deutschlands Theater? Dramaturgie der späten Zeit.“ Berlin 1932, S. 10.
12 „Theaterarbeit“, Dresden 1952, S. 174, 177.
13 Franz Fühmann schrieb am 21. 12. 1973 an den Verfasser dieses Beitrages: „Kerr lese ich mit Gewinn und Genuß, d. h. seine kritischen Schriften, nicht so sehr die Reisen, gar nicht die Gedichte. Als Kritiker ist er der einzige, von dem man als angehender Stückeschreiber Handwerk lernen kann“.
14 Vgl. dazu die Sammlung der Kritiken Ernst Schumachers, die 1960 unter dem Titel „Theater der Zeit — Zeit des Theaters“ als Band 12 der Reihe „Wissen der Gegenwart“ im Münchener Dobbeek-Verlag erschien. Beispielhaft für die maßvolle und produktive Einfunktionierung von Kerrs vielfach selbstgefälliger und verantwortungsvoller Pointierungstechnik ist die unter der reizvollen Überschrift „Das adjektivische Substantiv“ veröffentlichte Kritik über eine Münchner Aufführung von Hofmannsthals Komödie „Der Unbestechliche“ (a. a. O., S. 96 ff.); vgl. ferner „Das Widersprüchliche in Frank Wedekind“, S. 84 ff.
15 Theodor Fontane: Sämtliche Werke. München 1967, Band 15. S. 388, S. 400.
16 Werner Lincke in Fontane-Blätter, Band 1, Heft 5, 1967, S. 209.
17 Nicht nur Ihering war Fachkritiker, durch das Bemühen um objektiv-wissenschaftliche Analyse von Regie und Darstellung: auch Kerr war Fachkritiker, als Schüler der Romantik-Forschung und der Scherer-Schule und als Anwalt
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