Heft 
(1975) 22
Seite
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Skripten und einige wenige Zeilen seiner AutobiografieVon Zwanzig bis Dreißig.

In der heimatkundlichen Literatur des Dorfes Letschin und des Kreises Lebus, seit 1952 des Kreises Seelow, findet der Dichter und sein Eltern­haus zwar einen gebührenden Platz, Licht bringen aber auch diese Darstellungen nicht in das Dunkel. Intensive Nachforschungen in der Gemeinde Letschin verliefen bisher ergebnislos. Die Dorfchronik ist seit Kriegsende verschollen, alte kirchliche Unterlagen aus der Zeit 18381850 gibt es nicht mehr und auch die noch vorhandenen spärlichen Quellen sagen nichts über das Wirken der Familie Fontane in Letschin und insbesondere über den jungen Theodor aus.

Auf Grund dieser schlechten Quellenlage ist es nicht mehr möglich, ein umfassendes Bild von den Aufenthalten Theodor Fontanes in Letschin, seinen Beziehungen zum Ort und seinen Bürgern und der Bedeutung jener Zeit für das Schaffen des Schriftstellers nachzuzeichnen.

1819 in Neuruppin geboren, verlebte Theodor Fontane seine Kindheit in Neuruppin und Swinemünde. Nach dem Besuch des Neuruppiner Gym­nasiums wechselte der 13jährige Fontane im Herbst 1833 nach Berlin. In den folgenden 2 V 2 Jahren absolvierte er die Gewerbeschule und am 1. April 1836 wurde er, dem Wunsche des Vaters folgend, Lehrling bei dem in Berlin bekannten Apotheker Wilhelm Rose. Die Eltern lebten zu dieser Zeit noch in Swinemünde, wo sie seit 1827 die Adlerapotheke besaßen. Aber noch während der Apothekerlehrzeit des Sohnes Theodor verkauften die Eltern die Apotheke, erwarben im August 1838 die Letschiner Apotheke und siedelten in ihre neue Heimat über. Dieser Wohn- und Arbeitsplatzwechsel der Eltern mißfiel dem jungen Theodor sehr und zeitlebens nahm er zum Ort eine ablehnende Haltung ein. Er erwähnt den Ortswechsel seiner Eltern nicht und auch in seiner AutobiografieVon Zwanzig bis Dreißig fehlt eine Notiz über den Wohnungswechsel. Quellen aus den ersten Jahren, 18381840, die in irgend einer Form Letschin erwähnen, sind nicht mehr erhalten.

Noch anonym gehalten, ... dann begab ich mich zu meinen Eltern aufs Land..., 6 erscheint der Ort Letschin zum ersten Mal Ende Februar 1841. Am 3. 1. 1841 war Theodor Fontane an Typhus erkrankt und als er sich nach 7 Wochen von seinem Krankenlager erheben konnte, fuhr er zu den Eltern nach Letschin. Dort weilte er bis zum 31. März. Nach anschließender einjähriger Arbeit in der Leipziger ApothekeZum weißen Hirsch und erneuter Krankheit zog es Theodor Fontane nach Dresden. Am 1. Juli 1842 nahm er die Arbeit in der Salomonis-Apotheke bei Dr. Gustav Struve auf. In der Schilderung jener Dresdner Tage kommt The jdor Fontane auch auf seine Kleidung zu sprechen und erwähnt, daß sie zu drei Vierteln aus dem damals von seinen Eltern bewohnten großen Oderbruchdorfe stamme. 7

Im Sommer des Jahres 1843 - das Zeugnis des Apothekers ist auf den 4. Mai 1843 datiert verließ Fontane Dresden, fuhr wieder nach Leipzig

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