Heft 
(1975) 22
Seite
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auch, daß er und sein Bruder 1889 zwecks Aufführung in derFreien Bühne, zu deren Begründern sie gehörten, das DramaVor Sonnen­aufgangin diesen Tagen zugesandt bekommen haben. Die Gebr. Hart gehörten also offensichtlich nicht zu denen, die im Sommer 1889 draußen im Kiefernwald bei Erkner Hauptmanns Vorlesung des Stückes zuhörten. Die Besuche bei Hauptmann in Erkner haben nun aber zweifellos dazu beigetragen, daß sich die Sehnsucht der jungen Literaten nach einem Leben in natürlicher, landschaftlich reizvoller Umwelt mehr und mehr verstärkte. Zunächst bestand zumindest bei Bölsche und Wille der Plan, sich in Erkner endgültig niederzulassen. Sie planten dasin guter alter Erinnerung, wie Bölsche schreibt. Denn abgesehen von den häufigen Besuchen im gastfreundlichen Erkneraner Haus Hauptmanns band sie an die Landschaft auch noch ihr Aufenthalt in der näheren Umgebung, wozu es bei Bölsche heißt:Wille und ich quartierten sich für den Sommer 1889 in Fangschleuse, einem damals von der Kultur noch völlig unberührten Dörfchen im Kiefernwalde hinter Erkner, bei Bauersleuten ein. 2 -"

Und Wille schreibt:

Den nächsten Sommer verlebte ich in Fangschleuse, einem damals ein­samen Dorf am Werlsee, eine Meile von Erkner zwischen Kiefernforsten und schilfigen Moorfließen gelegen. Sonst mit Bölsche in Alt-Berlin wohnhaft, hatte ichs, als der liebliche Juni begann, in der steinernen Großstadt-Wüste nicht länger ausgehalten und war mit ihm in ein Schifferhäuschen am Werlsee übergesiedelt, wo wir idyllisch hausten, im See schwammen, auf dem Löeknitzfluß kahnten, durch die weiten Forste und Moorwiesen schweiften, schauend, sinnend, dichtend gelegentlich auch mit Gerhart Hauptmann verkehrten und mit seinem ... Freunde, dem Maler Schmidt, der nahe bei uns mit seiner jungen Frau Sommerwohnung hatte. 20

Hier sei noch einmal an Hauptmanns schon erwähnten Plan erinnert, sich auf der Werlseeinsel ein Haus zu bauen, und so wäre es beinahe zur Bildung einesErkneraneschen Dichterkreises gekommen, wenn die jungen Dichter nicht eben Friedrichshagen, sondern statt seiner Erkner als ständigen Wohnsitz erkoren hätten. Doch sie zogen die größere Nähe der Weltstadt vor, die ihnen Friedrichshagen bot, haben jedoch ihre enge emotionale Bindung an die Löcknitzlandschaft zwischen Erkner und Grünheide/Fangschleuse immer wieder betont, wofür sich in den Erinne­rungen derFriedrichshagener zahlreiche Beispiele Anden. Sogar in ihrer Poesie ist dieses Landschaftserlebnis eingegangen.

So ündet sich in Willes autobiographischem RomanDer Glasberg folgende Stelle im KapitelHainlin heiratet:

In Grünheide fand sich der alte Pfarrer bereit, das Paar zu trauen.. . im Kirchlein, das auf einem Hügel am Werlsee lag... Eine Kahnfahrt erfolgte, zur Liebesinsel. Vom ,ollen Schiffer Krause kauft Hainlin ein kleines Häuschen, ein ganz schlichtes, doch gemütliches Heim mit hübschem Garten. 27

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