Heft 
(1975) 22
Seite
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Fontanes Rat, an ihrem Kurort San Remo langsam gesund zu werden, um den Aufenthalt im Ausland richtig auszukosten,denn Italien sieht man nicht gleich wieder, und da heißt es denn .Halte, was du hast*... 10!l , mußte die Schauspielerin zu ihrem großen Kummer genau befolgen, da ihre Genesung nur sehr geringe Fortschritte machte. Die erzwungene Schaffenspause, die sich viel länger als vorausgesehen hinzog, war für einen so tätigen Menschen, wie es Paula Conrad war, überaus belastend und niederdrückend. Fontanes Brief vom April 1895 mit seinen ausführ­lichen humorigen Schilderungen der hauptstädtischen Ereignisse und seinem sehnsuchtsvollen Hinweis auf den italienischen Frühling wirkte tröstend und aufmunternd:Seit drei, vier Tagen haben wir hier das schönste Wetter. Der Tiergarten hat einen grünen Schimmer wie muß es da erst in San Remo aussehen! Alles muß blühen und Glanz und Farbe sein. Wenn die Gesundheit schon vorher wiedergewonnen war, so muß sie sich jetzt festigen. Und in sechs Wochen haben wir Sie wieder hier, und Ihre tausend Verehrer können sich Ihrer freuen und Ihre Freude bezeigen ... 110

Die gegenseitigen freundschaftlichen Besuche wurden nach der Rückkehr der Conrad aus San Remo wiederaufgenommen.In zwei Stunden bin ich bei Sehlenther zu einem interessanten Diner, wo ich die .Spitzen treffen werde: Sudermann, Hauptmann, Fulda, Rodenberg... 111

Uber den Abendbesuch (five oclock tea) Ihrer theuren Frau haben wir urfs letzten Sonntag sehr gefreut... 112

Hochgeehrter Herr.

Mit herzlicher Freude wie immer Dienstag d. 9. März die Ihrigen. Unter Gruß und Empfehlungen an die verehrte Frau, mit Knixen wie die 5 Barrisons, Ihre 3 Fontanes 11:1

Die etwas gespannten Beziehungen von Martha Fontane und Paula Conrad hatten sich in den letzten Jahren gebessert. Fontane, dessen feinem Gespür die latenten Gegensätzlichkeiten zwischen seiner Tochter und der geschätzten Schauspielerin nicht verborgen geblieben waren, nahm die offensichtliche Harmonie befriedigt zur Kenntnis, wie sein amüsierter Brief an seine Frau, wenige Tage vor der Verlobung Marthas mit dem Architekten Fritsch, verriet: ... Mete macht einen Besuch bei der kleinen Conrad, die sich zweimal legitimiert hat, erst mit einem selbstgezogenen Myrtenbaum und einen Tag darauf mit einem 'Rosen­bukett. Mein Liebchen, was willst Du noch mehr? Das Ganze wirkt wie eine Darstellung der 24 Stunden von Braut zu Frau... 11/ *

Auch der Verlobungsfeier, die am 16. September 1898, vier Tage vor dem Tode des Dichters, stattfand, wohnte das Ehepaar Sehlenther bei. Fontane berichtete von den Feierlichkeiten an seine abwesende Frau: ... Das Zauberfest schien mir gelungen, und was wichtiger ist, auch die Gäste schienen dieser Ansicht zu sein.. . Sehlenther sprach wieder sehr rei ­zende Worte, Toast auf Mete und Fritsch, und war für einen Ostpreußen kolossal herzlich und gemütlich ... llä

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