GERHARD ENGELMANN (POTSDAM)
Theodor Fontane und Heinrich Berghaus
I.
Neben Fontanes „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ 1 steht das „Landbuch der Mark Brandenburg“ von Heinrich Berghaus 2 , das fünf Jahre vor Fontanes erstem Bande abgeschlossen wurde. Ein Vergleich der beiden Veröffentlichungen zeigt, wie grundverschieden die Stellung der Verfasser zu ihren Werken war.
Heinrich Berghaus 3 wurde zwei Jahrzehnte vor Fontane in Kleve am Niederrhein geboren (1797) und geriet, nachdem seine Eltern durch die Wirren der Napoleonszeit nach Münster in Westfalen verschlagen worden waren, in jungen Jahren in den Bannkreis der französischen Kultur. Als Vierzehnjähriger trat er 1811 in den Dienst des Corps imperial des Ponts et Chaussees, in dem er bei Vermessungen für Kanal- und Straßenbauten erstaunliche Leistungen aufzuweisen hatte. Während des Feldzuges von 1815, der ihn bis Paris führte, forderten ihn seine ehemaligen Vorgesetzten aus Münster auf, als Ingenieurgeograph in den Dienst Frankreichs zu treten. Alexander v. Humboldt, den Berghaus durch Vermittlung des Gouverneurs von Paris, General Carl Frhr. v. Müffling, besuchen konnte, bestärkte ihn in dem Entschluß, in Frankreich zu bleiben. Berghaus war bereit, seine Arbeit als Ingenieurgeograph in Amiens aufzunehmen, und nur der Tod seiner Verlobten ließ ihn nach Deutschland zurückkehren.
Sein zwischen den Feldzügen von 1813 und 1815 in Marburg begonnenes Studium nahm Berghaus in Berlin — ohne auf einen ’ Abschluß hinzuarbeiten — wieder auf. Gleichzeitig trat er 1816 als Diätar in das Astronomisch-trigonometrische Bureau im II. Departement des preußischen Kriegsministeriums (im späteren Großen Generalstab) ein. Im Geburtsjahre Fontanes rückte er zum Ingenieurgeographen auf. Aber 1821 berief ihn Altenstein zum Lehrer im Landmessen und Nivellieren, Karten- und Planzeichnen an die Berliner Bau-Akademie, wo er 1824 Professor für angewandte Mathematik wurde. Mit den angehenden Bauingenieuren veranstaltete er alljährlich „Übungen auf dem Felde“, die meist auf dem Kreuzberg bei Berlin abgehalten wurden. Seit 1839 führte er auch Vermessungsübungen in der weiteren Umgebung Berlins durch (Bad Freienwalde — Eberswalde, Müggelberge, Pfaueninsel), und in den Jahren 1844 und 1845 ließ er ein Querprofil über den Harz legen. Aus eigenen „trigonometrischen Operationen“ ging das die Stadtflur Berlins umspannende „Dreieck Berghaus“ hervor, dem Vermessungen auf der Teltower Höhenplatte folgten. Das in Angriff genommene Werk über die „König-
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