wurde Fontane mit Johann Jacob Baeyer, dem Geodäten und Begründer der Mitteleuropäischen Gradmessung, bekannt, da diese beiden Männer ihre Frauen aus Julius Eduard Hitzigs Hause geholt hatten. Sein Sohn Friedrich und Besucher Fontanes erzählten später, daß in Fontanes Arbeitszimmer die Wände mit Landkarten und Bildern bedeckt gewesen seien: „Eine Glastür führte nach dem Hinterzimmer, das Glas durch eine an Stäben befestigte Landkarte, ich glaube des Kreises Zauch-Belzig, verdeckt.“ 7
Sich selbst nannte Fontane einen „Kartenmenschen“. 8 Bei der Vorbereitung und Durchführung seiner Wanderungen benutzte er die Topographische Karte vom preußischen Staate 1 :100 000, herausgegeben von der Topographischen Abteilung des Preußischen Generalstabes, die seit 1841 veröffentlicht wurde und 1880 in der Karte des Deutschen Reiches aufging. Auf dieser „Generalstabskarte“ beruhte die Topographischstatistische Karte des Regierungsbezirkes Potsdam 1 :100 000, die F. v. Rap- pard 1864, 65 auf Veranlassung der Königlichen Regierung in Potsdam herausgab. Als Fontane einmal eingeladen wurde, an einer Spreefahrt teilzunehmen, ging er sofort darauf ein 9 : „Ich breitete den ,Kreis Teltow 1 vor mir aus, und schwelgte vorweg in den blauen Seeflächen, die, auf der bunten Rappardschen Karte, den ganzen Weg zwischen Köpenick und Teupitz ausfüllen. Hand in Hand mit dem Kartenstudium ging das Studium des Berghaus, Abschnitt ,Hydrographische Besdraffenheit des Spree-Flusses“ 110 Die Topographische Karte 1 :25 000 (die „Meßtischblätter“) zog Fontane nur „im äußersten Notfälle“, etwa zur Besichtigung einer „Schwedenschanze“ heran. Für Übersichten benutzte Fontane Stie- lers Handatlas 11 , für den Heinrich Berghaus seit 1829 Kartenblätter zeichnete. Fontane hatte den Atlas an seinem zwölften Geburtstage geschenkt bekommen und benutzte das Exemplar bis 1894.
Die Notizbücher, die Fontane auf seinen Wanderfahrten mit sich führte, enthalten roh hingeworfene, aber genau beschriftete Croquis. Soweit es sich dabei um Grund- und Aufrisse von Gebäuden handelte, folgte Fontane der Zeichenmethode, die von den Konservatoren der Kunstdenkmäler des preußischen Staates geübt wurde; es waren die in seiner Ruppiner Heimat geborenen Karl Friedrich Schinkel und Ferdinand v. Quast. Ihre Zeichentechnik vermittelte ihm auf gemeinsamen Fahrten der Kunsthistoriker Wilhelm Lübke. Auch bei der Arbeit an seinen Romanen und Novellen, deren dichterische Erfindung sich vielfach auf eine ihm bekannte Landschaft stützte, liebte es Fontane, ehe er mit der Schilderung begann, Situationspläne zu entwerfen: „Man braucht die Namensnennung und das Bewußtsein, daß ein bestimmtes Quantum von Sachlichem neben einem liegt und aus diesem Besitzbewußtsein heraus produziert werden kann.“ 12 In seinem Nachlaß fanden sich handgezeichnete Planskizzen, so die Grundrißzeichnung eines altsächsischen Bauern-
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