politisch konservativster Haltung Arbeit nehmen mußte. 18 Berghaus sah sich gezwungen, seine kartographische Tätigkeit aufzugeben und Potsdam zu verlassen (1862).
Die letzte Arbeit, die Berghaus in Potsdam wirtschaftlich über Wasser halten sollte, war die „geographisch-historisch-statistische Beschreibung“ der Provinz Brandenburg. Den Anstoß dazu gab 1852 Eduard Heinrich Flottwell, der 1850 das Amt des Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg angetreten hatte. Er war nach Alexander v. Humboldts Urteil ein „sehr liberal gesinnter ehemaliger Minister“ und hatte die Tochter Hegels zur Frau. Flottwell veranlaßte Berghaus zur Abfassung des „Landbuches der Mark Brandenburg“. In der Ankündigung desselben schrieb Berghaus: „Für die Kenntniß der Zustände eines gegebenen Volks auf gegebenem Erdraume ist die Statistik Vaterlandskunde und als solche ... ein mächtiger Hebel für die Weckung, Förderung und Verbreitung der Vaterlandsliebe. . . . Die Zustände des ganzen, großen Vaterlandes lassen sich erst dann folgerecht übersehen und beurtheilen, wenn die seiner einzelnen Bestandtheile zur Anschauung gebracht und ins Bewußtsein übergegangen sind. Darum beginnt die Vaterlandskunde mit der Heimathkunde.“ 19 Damit vollzog Berghaus den Schritt aus der Weite der Welt, in deren Sicht er seinen „Physikalischen Atlas“ (1845.1848) geschaffen hatte, in die heimatliche Welt.
Alexander v. Humboldt, der im „Physikalischen Atlas“ das Kartenwerk zu seinem „Kosmos“ sah, versuchte Berghaus aus dieser Enge zurückzurufen: „Ich bin Ihnen, verehrter Freund, sehr böse und dem Ober- Präsidenten Flottwell, Ihrem vortrefflichen Gönner, gram, daß Sie durch ihn von der Betrachtung des ganzen Tellus ab- und der eines Flecks auf demselben zugelenkt worden sind. Monographien wie die, welche Sie jetzt unter der Feder und in der Presse haben, sind zwar sehr dankens- werth, und ich bewundere abermals Ihr Talent, mit dem Sie allgemein Physisch-Geographisches in die Specialitäten der Heil. Röm. Reichs-Streusandbüchse zu verweben wissen; allein lieber wäre es mir doch gewesen, wenn Sie nicht die märkische Rosinante bestiegen hätten. ... Ich beschwöre Sie, theuerster Professor, beeilen Sie sich, aus der Mark herauszukommen. . . . Hören Sie auf meine Bitten!“ 20 Aber Berghaus konnte nicht wieder auf sein ureigenstes Arbeitsfeld zurückkehren. Er mußte sich in den letzten Jahrzehnten seines Lebens an die Landbücher klammern, von denen er Pommern unvollendet hinterließ und die Provinz Sachsen nur in Aussicht nehmen konnte.
Flottwell stellte Berghaus „alle Sammlungen, Materialien und Nachrichten zur genauesten Landeskenntniß, die in den Archiven und Registraturen der Königlichen Regierungen zu Potsdam und Frankfurt aufgehäuft sind, behufs ihrer unbedingten Nutzanwendung zur Verfügung. . . . Um
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