Heft 
(1968) 7
Seite
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Auch in seinen Tagebüchern wies Fontane wiederholt auf Berghaus hin 2 *:

Notizbuch A 5 A 9 All A 21

Großer Tornow-See. Blankenfelde.

Geschlecht der Groeben. Cossenblatt.

IV.

Bei dieser Sachlage überrascht Fontanes hartes Urteil über das Landbuch des Heinrich Berghaus. Bei der Vorbereitung auf eine winterliche Wande­rung in das seenreiche Beeskow-Storkower Land schrieb er an einen Freund:Wo findet man Belehrung über Beeskow-Storkow? Berghaus, ein erbärmliches Buch, läßt mich wie immer im Stich, man kann sagen, er hat 2000 Seiten mit Stoff gefüllt, der in Akten, aber nicht in Bücher gehört; alles tot und ledern. Die Weltgeschichte vom Registrator-Stand­punkt gesehen. 27 Noch drei Tage vor seinem Tode wiederholte er auf der Suche nach Schrifttum über dasLändchen Friesack sein Urteil: Was ich in Fidicin 28 oder Berghaus gefunden, ist tötlieh. 20

Fontane suchte etwas anderes, als Berghaus und Fidicin in ihrem Be­mühen um eine historisch-landeskundliche Grundlegung bereitgestellt hatten.Journalistische Übung gab ihm die Aufgeschlossenheit dem Tag, dem Augenblick gegenüber. 30 Seine dichterische Begabung ließ ihn aus­wählen, was ihm gemäß war. Sein Aufenthalt in England hatte ihn mit der aufkommenden Literatur der Reisebilder und Reiseskizzen bekannt gemacht, in denen Geschichte umgemünzt und leicht faßbar unter das Volk gebracht wurde. Als daher Anton v. Etzels Buch überDie Ostsee und ihre Küstenländer 31 erschien, hob Fontane in seiner Besprechung hervor:Solche Bücher gibt es in Deutschland immer noch zu wenig.

... Jeder Fleck Erde ist eine Heimat vieler Tausender, und jede Quadrat­meile märkischen Sandes hat ebensogut ihre Geschichte wie das Main- und Neckarland, nur erzählt, nur gefunden muß es werden. 32

Die Grundlage für seine künstlerische Gestaltung suchte Fontane nicht wie Berghaus mit dem Ziele der Vollständigkeit, sondern in der Hoffnung, hier und da auf historische Nachrichten zu stoßen, die für dichterische Gestaltung wertvoll werden könnten. 33 So finden sich in seinen Notiz­büchern und Manuskripten Anschriften vermerkt, die ihm weiterhelfen sollten. Er unterhielt wie Berghaus einen lebhaften Briefwechsel mit Rittergutsbesitzern, Pfarrern und Lehrern und versandte manchen Brief als Fragebogen. Ein Fragebogen, den Fontane von Pfarrer Baltzer in Gusow am 30. Mai 1863 ausgefüllt zurückerhielt, fand sich in seinem Nachlaß. Auch in die Akten nahm Fontane in mühseliger Kleinarbeit Einblick, denn er war sich der Bedeutung des Urkundlichen für geschieht-

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