geschrieben hat, und wer die früheren Sammlungen zum Vergleich heranzieht, wird feststellen, daß, abgesehen von der Beseitigung der erwähnten willkürlichen Änderungen, beträchtliche Teile des Textes hier erstmals veröffentlicht werden.
In den nun wieder eingefügten Passagen geht es keineswegs nur um Fontanesche Familienangelegenheiten. Sie enthalten auch gesellschaftskritische Stellungnahmen und aufschlußreiche Urteile über Freunde und Zeitgenossen, wie, um nur zwei Beispiele zu nennen, etwa die Briefe an Emilie Fontane vom 11. Juni 1879 und an Mathilde von Rohr vom 15. Januar 1880 zeigen. Was nämlich Fontane in dem Brief an seine Frau über das „Bourgeoistum“ sagt (Bd. 2, S. 8), fehlt in der bekannten Ausgabe der „Briefe an seine Familie“, wie man auch die kritischen Bemerkungen über Bernhard von Lepel und dessen zweite Frau bzw. über den preußischen Adel, die Fontane gegenüber Mathilde von Rohr macht (Bd. 2, S. 17 f.), in den „Briefen an seine Freunde“ vergeblich sucht, obgleich die beiden Lepels, als die „Briefe an seine Freunde“ 1909 erschienen, bereits verstorben waren und sich die Fortlassung des Passus nicht mit gebotener Rücksichtnahme auf noch lebende Personen rechtfertigen ließ. Diese Beispiele mögen andeuten, daß also Gotthard Erlers Ausgabe Lektüre und Studium der Briefe Fontanes auf eine neue, sichere Grundlage stellt. Darin besteht ihre besondere Bedeutung, und dadurch vor allem unterscheidet sie sich von anderen Auswahlbänden von Fontane- Briefen, die in letzter Zeit erschienen sind.
Das Verständnis der Briefe erleichtern die etwa 65 Seiten umfassenden Anmerkungen, die bei aller Beschränkung auf das Wichtigste in sehr glücklicher Weise aus zeitgenössischen Quellen (besonders aus der „Vos- sischen Zeitung“) schöpfen. Sie werden ergänzt durch ein Register der Personen und der Periodica sowie ein Verzeichnis der in den Briefen erwähnten Werke Fontanes. Unsere besondere Aufmerksamkeit wird dabei das Personenregister verdienen, da es Weite und Grenze des immerhin ungewöhnlich umfänglichen Interessenkreises Fontanes umreißt.
Der Herausgeber, der sich sowohl bei der Auswahl der Briefe- wie auch bei ihrer Erläuterung als gründlicher Kenner der Materie erweist, würdigt in einem kurzen Vorwort Fontanes „talent epistolaire“, dem übrigens auch sein — in diesem Heft der „Fontane-Blätter“ abgedruckter — vorzüglicher Vortrag gegolten hat.
Dr. Joachim Krueger
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