Aus der neuen deutschen Lyrik.
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Es lag rührende Selbstanklage in seinem elegischen Ton — Mathews verstand gar wohl dieses aus einem Extrem in das andere hinüberschwankende Naturell, woraus sich untrüglich in Kurzem eins der größten Dichtergenies entwickeln sollte — Mathews besaß den Scharfblick der Hellseher und sah im Voraus die Welt vom „Byronismus" besiegt.
Innig sagten sich beide Freunde „Gute Nacht" und gleichzeitig „Guten Morgen".
Charles ging zu Bett, um bis gegen Mittag zu schlasen. Der Lord öffnete eine Tapetenthür, welche zu einer Treppe führte, und trat, gefolgt vom unzertrennlichen Boatswain, in das Freie hinaus.
Hier gesellte sich ihnen Nelson, die Dogge, jetzt verträglich und unterwürfig.
Der Schloßherr bestieg mit den beiden Hunden ein kleines Boot und ruderte bis in die Mitte des Teiches; dort warf er sich, angekleidet wie er war, in's Wasser, worauf die treuen Thiere ihm sogleich nachstürzten, ihn behutsam mit den Zähnen erfaßten, und mit ihm an das Ufer schwammen.
Erfrischt nach diesem wunderlichen Bade kehrte er in das Schloß zurück.
Schlaftrunken wiegten die Wasserlilien ihre Blumenhäupter in der kühlen Morgenluft, goldige Röthe im Osten versprach einen schönen Tag.
(Fortsetzung folgt.)
Aus der neuen
AeöüHte
von
Dscar Hansen. (Ungedruckt.)
Zwiesprache.
Bächlein, eine kleine weile Unterbrich die große Eile Und vertraue mir, ich flehe, wie es kommt, daß ich dich sehe Frisch und fröhlich jeder Zeit.
„Immer in demselben Gleise,
Bin ich stets doch auf der Reise. Laß, wie meine Wellen fließen,
Die Gedanken sich ergießen,
Mit sich spülend Lust und Leid.
„Starrt ein Felsen mir entgegen, Schnell vorüber, keck verwegen;
Sollt' ich auch die Brust verwunden, Klagen macht mich nicht gesunden, vorwärts schau' ich, nicht zurück."
Bächlein sxricht's und eilet weiter. Immer stolzer, immer breiter Rollt es seine klaren Wellen,
Bis sie an zum Strome schwellen Und vom Meere sind ein Stück.
Gewißheit.
Ich weiß es nun, du bist mir gut,
Ist dir auch nicht das Wort entfloh'n;
Doch sagt mir's deiner Stimme Ton,
In deinen: Aug' die scheue, stille Glut.
Und als ich gestern Nacht empfing Beim Abschiedsgruße deine Hand,
Meinst du, daß ich es nicht verstand,
Das Beben, das durch deine Glieder ging?
deutschen Lyrik.
So geht im Frühling auch durch Wald und Feld Lin Schauern bang, doch wonnevoll —
D holdes Lieb, was kommen soll,
Es ist das Süßeste in dieser Welt!
Ich trage Leid um deine Liebe.
von
Schwarzdorn.
(Ungedruckt.)
Ich trage Leid um deine Liebe,
Dein Wort, das heilig ich verehrt,
Ich trage Leid um meinen Glauben,
Der zweifelnd sich in dir verzehrt.
Du schienst mir besser wie die Andern,
Du warft mein Glück, mein Lebenslicht,
Ich baute fest auf deine Treue,
So fest, daß mir das Herz jetzt bricht.
Denn Alles hast du mir genommen, was du mir gabst, und nahinst noch mehr — verzeihe Gott dir dein vergehen Und mir — daß ich geliebt so sehr!
Ruhelos.
von
Josef Schubert.
(Ungedruckt.)
Mädchen.
Liebe Grille an der Mauer Singe mich zum Schlafen ein,
Sieh', ich bin voll vieler Trauer Und inein Herz ist voller Hein.
Grille.
wenn ich singe an der Mauer, Schläfst du, Mädchen, doch nicht ein, Dich erfüllt der Liebe Trauer,
Das ist niemals ruh'nde Hein.