Heft 
(1885) 45
Seite
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Lösliche Sande von S. Aba.

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über das kahl gewordene Oberhaupt zusammenstrich, nicht ohne einen Blick ans den herzoglich Ernestini- schen Hausorden zu werfen, den er auf seiner kirsch- sarbenen Uniform trug.

Taroczi war abgereist und spät Abends bei Marosfalvys angelangt. Der alte Marosfalvy saß noch beim Rießling, seine Tochter war nicht zu sehen. Länger als es ihm lieb war, blieb Baron Marosfalvy beim Weine fitzen. Taroczi trank wieder mehr als absolut nöthig, und erst um Mitternacht trennten sie sich, nachdem Marosfalvy sich angelegent­lich nach Taroczi's Hausfrau erkundigt hatte.

Letzterer ließ sich um sechs Uhr wecken, schaute zum Fenster hinaus auf den Stall, aber der Rappe erschien nicht. Er wartete bis sieben, bis acht Uhr, das Pferd wurde nicht vorgeführt. Man brachte ihm das Frühstück auf's Zimmer. Taroczi war mißmuthig; er bat um ein Glas Silvorinm, das, gebracht, seine Lebensgeister anfachte.

Der größte Theil der Weiulesegäste war ab­gereist; es ging gegen Ende Oktober, die Ernte war vorüber. Als Taroczi um zehn Uhr in den Garten trat, fand er nur zwei oder drei Frauen. Jda war nicht dabei. Er kehrte um und zog sich wieder in sein Zimmer zurück; dort saß er auf dem Divan, als es an seine Thüre pochte.Herein!"

Ein Diener trat ein.Fräulein Jda lasse ihn bitten, sie zu besuchen," sagte er.

Er stand auf und ging zu Jda's Gemach.

Jda stand unter der Thüre, trug das Neitkleid mit dem rothen Bande, den Hut mit der rothen Feder und hielt die Reitgerte in der Hand. Sie schielte nicht.

Was bringt Dich Herd" fragte sie.Wir haben Dich nicht erwartet."

Nichtd" fragte Taroczi.Reitest Du ausd Tann begleite ich Dich."

Jda aber drehte sich um und ging in ihr Zim­mer Zurück, setzte sich ans einen Sessel vor ihrem Sopha, indem sie die Reitgerte auf den mit vielen Nippsachen bedeckten Tisch warf.

Also was bringt Dich Hieherd Rede!"

Meine Angelegenheiten sind so gut wie ge­ordnet, ich bin frei und gekommen, Dir dieß zu sagen. Nur Tage kann es dauern, bis wir vereinigt werden."

Nun gut! Ich habe nichts dagegen. Der Vater wird Einsprache erheben, aber ich nehme ihn auf mich. Also von mir und von Vaters Seite wird kein Hinderniß erhoben werden. Aber bist Du mit Dir selbst im Reinend"

Laß das, ich bin es."

Du glaubst es zu fein! Ich bin schwer Zu be­handeln und sage Dir im Vorhinein, ich dulde keinen Herrn! Gefährten können wir sein, nicht mehr; keine Unterordnung! Ihr Szekler seid das nicht gewöhnt, ihr haltet eure Frauen wie Sklavinnen"

Wer hat Dir diesen Unsinn beigebracht d"

Damit lasse ich mich nicht abspeisen; Du siehst, daß Du Dich selbst nicht kennst und Dir Illusionen machst. Ich weiß nicht, wie sich ein eheliches Ver- hältniß gestalten werde, wie ich es mir vorstelle, aber so viel weiß ich, daß ich frei bleiben muß."

Mache Dir keine Sorgen, liebe Jda," sagte hierauf Taroczi.Die Praxis gestaltet das Leben besser, als es sich Dein Köpfchen vorstellt, und frei werden wir Beide nicht sein und ebensowenig Sklaven. Ich nehme Dich als meine Herrin mit Freuden auf und hoffe, daß Du mich nicht als Deinen Diener betrachten werdest."

Damit begnüge ich mich noch nicht! Eigentlich ist es ganz überflüssig, zu heirathen; wir könnten Beide ledig bleiben! Da ich aber doch heirathen muß, ein altes Mädchen zu werden noch langweiliger ist, so entschließe ich mich und gestehe Dir. daß Du mir lieber bist als alle Anderen, die ich gesehen habe. Allein unsere gegenseitige Stellung müssen wir, das fühle ich, fixiren, nicht erst dann, wenn es zu spät geworden. Willst Du also ernsthaft, daß ich Deine Frau werde, so schwöre mir, daß Du mich nicht unterjochen willst, daß Du mich frei sein läßt, daß ich an den kirchlichen Eid, der den Mann znm Herrn macht, nicht gebunden bin. Schwöre es!"

Wie feierlich," sagte Taroczi,aber ich schwöre Dir, daß ich Dich nicht beirren werde, weil ich weiß, daß Du nichts Unrechtes thim wirst."

Gut," bemerkte Jda, stand ans, nahm ihre Reitgerte zur Hand und ging der Thüre zu.Gut," wiederholte sie dort,abgemacht, ich werde Dir sagen, wann die Hochzeit sein soll; aber noch etwas: Du führst mich nach Wien, gleich nach der Trauung!"

Du willst gar nicht nach Erzsebethfalvad" fragte Taroczi erstaunt.

Nein, ich will gleich nach Wien für sagen wir acht Wochen, daun kommt das Frühjahr, daun gehe ich nnt Dir."

Taroczi wollte Einwendung erheben, Jda aber schnitt kurz ab, die Bedingung sei unablehnbar und ihre Erfüllung eine erste Folge des geleisteten Eides.

Jda befahl hierauf, für Herrn von Taroczi ein Pferd zu satteln, und die jungen Leute ritten fort. Es wurde ausgemacht, daß Taroczi, sobald er im Besitze der Dokumente wäre, dem Vater Jda's schriebe, daß dieser schriftlich antworte, wofür Jda sorgen würde, daß Taroczi sodann käme und gegen den Fasching zu die Hochzeit sei.

Nach dem Mittagessen reiste Taroczi nach Klausen­burg zurück.

Es dauerte ungeachtet allen Betreibens doch noch volle vier Wochen, bis die Scheidung perfekt ge­worden war.

Jlka schien sich, wie Taroczi hörte, getröstet zu haben, und man sprach bereits davon, daß sie den Major Solymossy heirathen würde, der thatsächlich seine ganze Zeit im Hanse Geszel's zubrachte.

Endlich kamen die Dokumente. Taroczi schrieb den Brief an Baron Marosfalvy, einen zweiten sehr warmen an Jda und erbat sich die Antwort nach Erzsebethsalva, wohin er sogleich abreise.

Er fuhr auch ohne Aufenthalt dahin, iustallirte sich zu Hause, so gut es ging, und wartete auf die Antwort. Sie blieb länger aus, als er dachte; am fünften oder sechsten Tage erhielt er einen Brief Jda's, worin sie ihm für seine lieben Zeilen dankte und zu wissen gab, daß Papa größere Hindernisse