Heft 
(1885) 45
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Lösliche Lande von L. Aba.

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gut bezeichnet das ist frivol! Weil ich nun schon reden muß, so sage ich Ihnen gleich, daß ich gar nicht daran glaube, daß die Trennung von Ihrer Fran ausging; ich glaube auch daran nicht, daß Sie Ihrer Frau irgend etwas vorznwerfen hatten, denn sie ist eine ordentliche Frau, die sich nichts zu Schulden kommen ließ und ihre Pflichten getreu er­füllte der Grund liegt anderswo. Wollen Sie, daß ich Ihnen auch diesen sage?"

Taroczi hatte aufmerksam zugehört, etliche Male den Kops geschüttelt, große Rauchwolken in die Höhe geblasen, sogar seine Stellung gewechselt, und als Eszter diese letzte Frage an ihn richtete, eben die Palme seiner linken Hand so aufmerksam betrachtet, als wollte er darinnen lesen.

Sage ihn, diesen Grund, sage ihn nur, ich möchte ihn kennen!" antwortete er.

Nun, so sei es denn, weil Sie es wollen. Sie haben sich verliebt, eine Andere hat Ihr Herz gefangen, und als das geschehen war, erwachte der Widerwille gegen Ihre Frau. Habe ich Recht? Sagten Sie nicht, daß Sie bald wieder heirathen würden?"

Eszter nahm ihre Arbeit wieder auf, aber legte sie dann beiseite, sie war begierig, zu hören, was Taroczi zu erwiedern hätte.

Er stand auf, ging im Zimmer einmal ans und ab, blieb dann vor Eszter stehen und sagte halb lachend:

Ein schönes Bild entwirfst Du von mir! Du hörst das Gras wachsen; aus dem Worte ,bald' folgerst Du einer: Roman und gleich Schlechtigkeit meinerseits; cs gibt eine größere Untugend bei Frauen als Laster und Sünde, sie heißt: Langeweile; da­gegen Hilst kein Mittel, und wenn ich mich verliebt, so ist die Langeweile Jlka's daran Schuld. Der Manu hat die Führung, sagst Du auch, gut, aber wenn er sie nicht hat wer hat sie dann? Ich hatte sie vielleicht nicht, sie aber hatte sie auch nicht, und so erklärt sich das Auseinandergehen. Das mußt Du Dir doch vorstellen können."

Ich wünsche Ihnen, daß Sie gut fahren mögen, fürchte aber, es werde die übereilte Sache kein gutes Ende nehmen, und so dürfen meine Worte vielleicht eine Warnung sein."

Taroczi nahm den Mantel vom Nagel herab, hing ihn um, gab Eszter die Hand und sagte gute Nacht.

Auch Eszter reichte ihm die Hand, die Taroczi heftig drückte und sesthielt.

Und weißt Du, wer an dem Unheil und Wirr- sal, das in mir cingckehrt ist, Schuld trägt? Weißt Du es? Jede Warnung, die jetzt aus Deinem Munde kommt, kommt zu spät. Damals war die Zeit, mich in das richtige Geleise zu führen, als ich es war hier ans diesem Flecke zu spät; glaube nicht, daß ich in Dich verliebt bin, ich war es nie Du warst es auch nie aber zusammen wären wir's Beide geworden gute Nacht!"

Staunend sah ihm Eszter nach, er wurde ihr ganz unbegreiflich, sie schüttelte den Kopf und legte den rechten Ellenbogen aus die linke Hand, erhob in gewohnter Art die Finger bis zu den Lippen, schüt-

Deutsche Romkn-Vibliothck. MI- 23.

telte den Kops abermals und ging endlich ihren Geschäften nach aber Taroczi kam ihr nicht ans dem Sinn.

Letzterer eilte nach Hause; die Worte, die er Eszter gesagt hatte, klangen in seinem Kopfe nach, wie in einem Resonnanzboden, er begriff nicht, wie er dazu gekommen, so Unnöthiges und, wie ihm schien, so Unwahres zu sagen, es reute ihn jedes seiner Worte, und sicher hätte er die Nacht schlaflos zugebracht, wäre der Wein nicht dagestanden, der ihm die Skrupel nahm. Er schlief ein und träumte von Jda herrliche Träume.

Tags darauf erschienen dieselben Worte wieder als Menetekel in seinem Gehirn, er ließ satteln und ritt selbst nach M. Vasarhely zur Post.

Zwölftes Kapitel.

Weltgeschichte und Meuscheiigeschill'..

Nach etlichen Stunden kam ein Bote aus der Stadt, welcher Szabo Gyuri verständigte, daß sein Herr abgereist sei und ihn ersuche, er möge ihm Wagen und Pferde sammt den Koffern nach Klanseu- burg, sein Reitpferd Rozsika aber zu Baron Maros- salvy schicken.

Taroczi hatte in M. Vasarhely richtig einen Brief seines künftigen Schwiegervaters gesunden. Er gab die Zustimmung zur Heirath, da Jda dieselbe so sehr wünsche, verschwieg jedoch nicht, daß ihm diese Verbindung keine große Freude mache.

Wie sehr ihn dieser Brief auch einerseits ver­stimmte, so brachte er doch eine festere Richtung in seine Gedanken. Ausgabe und Ziel waren gesetzt, und endlich schien ihm der Besitz Jda's so wünschens- werth, daß vor ihrem Bilde die unangenehmen Ein­drücke der letzten Tage zu verschwinden begannen.

Er fuhr nach Klausenburg, kaufte dort einen schönen Schmuck, miethete ein Absteigequartier, das groß genug war, ihu sammt seiner Fran Zu be­herbergen, schrieb täglich Briese an Jda, und nach­dem er mit den Vorbereitungen fertig war, reiste er selbst zu Marosfalvys ab.

Auch dort hatten die Vorbereitungen zur Aus- staffiruug begonnen, die in sechs bis acht Wochen beendigt sein konnte.

Der Tag der Hochzeit wurde aus den dritten Februar, den Blasinstag- der Vater hieß Baläs festgesetzt.

Fast immer blieb Taroczi bei Jda, sie machten Besuche in der Nachbarschaft und stellten sich als Brautleute vor, wurden überall freundlich empfangen und beglückwünscht. Auch Herrn von Kereszti hatten sie ausgesucht, aber nicht zu Hause gefunden. Fran von Fischer sei vor etwa zwei Wochen abgereist, ohne etwas von dem, was ihr Eigenthum gewesen, zurückzulassen, hieß es, und Herr von Kerezti habe sich vor zwei Tagen nach Ungarn begeben, wo er ein Gut im Handel habe.

Jda ritt fast stets Rozsika, die ihr mehr Freude machte als der Rokokoschmuck, den ihr Miska ge­geben, und dieschöne Zeit der jungen Liebe" ver­floß nahezu ungetrübt.

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