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beigemessen wird. Allein ein bedeutender Erfolg wird auch durch diesen Apparat nur selten erzielt.
) Die größeren, wirklich brauchbaren Schallfänger bestehen aus einem trichter- oder becherförmigen, behufs Abschwächung von Nebengeräuschen zuweilen mit einem Drahtgeflecht oder Metallsieb gedeckten Sammelgefäß und einem in den Gehörgang einzufügenden, in sehr verschiedener Weise gekrümmten Ansatzrohr. Sie müssen
Verhältniß, wie sie den Schall verstärken, auch eine.größere Deutlichkeit der Wahrnehmung vermitteln. Vielmehr kann es sehr oft beobachtet werden, daß gerade, wenn ein Instrument den Ton der Stimme dem Ohre recht laut zuführt, die Deutlichkeit leidet, Nach- und Nebengeräusche entstehen: und da es für die Schwerhörigen meist weniger auf die bloße Verstärkung des Schalles als auf größere Deutlichkeit der gehörten, aber nicht verstandenen in der Hand gehalten werden, lassen sich aber wohl auch auf dem ^ Worte ankommt, so ist der Nutzen der Hörmaschinen, zumal bei Tisch aufstellen oder an Spazierstöcken befestigen. Diese Trichter noch nicht höchstgradig Tauben, nur zu oft ein sehr geringer. Es
oder Trompeten werden entweder aus Metall oder aus Hart gummi, Papiermasse u. dergl. hergestellt und besitzen je nach dem verwandten Material eine verschiedene Wirkungskraft; das Metall verstärkt den Ton zwar mehr, allein derselbe erhält leicht einen „blechernen" Beiklang und wird durch das Auftreten störender Nebengeräusche mitunter so erheblich beeinträchtigt, daß im allgemeinen die Hartgummiapparate entschieden den Vorzug verdienen.
Von der früher fast ausschließlich verwendeten Trompetenform hat man in neuerer Zeit mehr und mehr abgesehen, indem man wohlüberlegter Weise versucht hat, durch Herstellung parabolisch gekrümmter Schallfänger den Zweck der Instrumente in befriedigenderer Weise zu erreichen. Solche parabolisch gekrümmte Apparate besitzen in der Regel die Form einer Suppenkelle, wenn der Ohransatz ziemlich lang und seitlich am Schallfänger äuge bracht ist, oder einer Tischglocke, wenn der Ohrtheil unmittelbar am Scheitel des Paraboloids ansetzt.
Doch giebt es auch derartige Apparate von ganz anderer Form. Besonders zweckmäßig erscheinen parabolisch geformte Schallbecher, welche die Schallwellen in einen zweiten, nach innen, d. h. nach dem Ohransatz offnen, gleichfalls parabolisch gekrümmten Hohlraum werfen, von wo aus sie dann dem Ohr zugeleitet werden.
Dasjenige. Instrument, welches weitaus am häufigsten bei hochgradig Schwerhörigen anwendbar ist, besteht in einem Trichter oder Becher aus Hartgummi, dein „Mundstück", und einem etwa dreiviertel Meter langen Schlauch mit rechtwinkelig gekrümmtem Ohransatz. Das Mundstück ist so weit, daß es die Lippen des hinein Sprechenden nahezu bedeckt, der Schlauch, welcher aus spiralig aufgewundenem Draht mit Leder- und Seidenfadenüberzug besteht, verläuft am heften konisch, das heißt vom Trichter nach dem Ohrtheile zu enger werdend.
.Diesem „Hörschlauche" haftet gegenüber den größeren und weiteren Schalltrichtern, welche sich entschieden für minder Schwerhörige am besten eignen, nur der eine Nachtheil an, daß er nicht wie jene das von mehreren Personen gleichzeitig Gesprochene und auch in größeren Räumen wie in der Kirche, in Konzerten zu hören gestattet. Allein dies kann eben nur bei noch nicht hochgradig Schwerhörigen die Aufgabe der Hörmaschine sein; die Mehrzahl der Kranken, welche überhaupt regelmäßig eines Apparates bedürfen, müssen auf die Beherrschung eines größeren Umkreises verzichten und sich auf das Zwiegespräch beschränken, und für dieses letztere giebt es kein bequemeres und kräftigeres Hilfsmittel als eben den Hörschlauch. Nur darf der Sprechende niemals laut in den Schalltrichter hineinschreien, da es fast stets genügt, mit gewöhnlicher Tonstärke oder doch mit ganz wenig erhobener Stimme zu sprechen, vorausgesetzt, daß sehr deutlich artikulirt wird. Zu starker Schall wird nicht nur unverständlich, sondern greift auch die Gehörnerverr der Tauben sehr schnell all.
- Ein nicht zu unterschätzender Vortheil des Hörschlauches besteht auch darin, daß derselbe leicht in der Tasche oder um die Schultern gehängt getragen werden kann und daß der Sprechende in einer verhältnismäßig großen Entfernung vom Hörenden, jedenfalls etwa an der entgegengesetzten Seite eines Tisches, seinen Platz haben kann. Wer je zu einem Taubell längere Zeit ohne Hilfsmittel, also unmittelbar in das Ohr hinein, gesprochen hat, wird die Wohlthat, welche auch in dieser Hinsicht der Hörschlanch bietet, zu schätzen wissen.
Für alle die bisher besprochenen Apparate und besonders für die trichterförmigen gilt das eine, daß sie nicht in dem gleichen
KörschLanch.
germger.
kommt hinzu, daß bei einem großen Theil der Ohr-leidenden, welche ein bestimmtes Instrument mit Erfolg benutzen, durch längere Anwendung desselben eine unerträgliche Reizung der Hörnerven entsteht, welche den Schwerhörigen von selbst zur Ausschaltung des Apparates zu veranlassen pflegt und stets als ein Zeichen dafür angesehen werden muß, daß, wenn überhaupt, nur mit Vorsicht, immer auf kurze Zeit und etwa bei besonderen Gelegenheiten eilt künstliches Hilfsmittel angewandt werden darf. Solche Gelegenheiten sind für die minder Schwerhörigen, für welche überhaupt eilt ge selliges Leben mit seinen geistigen Genüssen noch in Frage kommt, Konzert, Vorträge, kleinere Gesellschaften, Theater; doch wiederholt sich die Erfahrung täglich, daß mit Ausnahme der Musik alle diese Arten der Unterhaltung meist schon sehr frühzeitig von den Schwerhörigen aufgegeben werden, nicht allein, weil nur immer ein Theil des Gebotenen richtig wahrgenommen werden kann, sondern auch wegen der mit dem angespannten Lauschen verbundenen Uebermüdung.
Immerhin wird im allgemeinen voll Hörinstrumenten noch viel zu wenig Gebrauch gemacht. Im engeren geselligen Zusammensein könnte mancher Schwerhörige durch die Benutzung eines geeigneten Apparates sich und andern den Verkehr wesentlich erleichtern; vor allem aber ist für die Erziehung schwerhöriger Kinder ein Hörrohr zuweilen voll überraschend günstigem Einfluß, sei es im Klassen oder, was häufiger in Betracht kommt, im Einzel unterricht. Gar manches Kind, welches für den gewöhnlichen Schulbesuch zu schlecht hört, kann mit Hilfe eines Schalltrichters oder eines Hör Manches sehr wohl unterrichtet werden, und es läßt sich in derartigen Fällen sogar zuweilen die Einweisung in eine Taubstummenanstalt, welche sonst erforderlich wäre, unnöthig machen.
Ein großer, oft verhängnißvoller Feh ler ist aber auf der andern Seite, wenn ein Schwerhöriger eine Hörmaschine ohne Verordnung eines sachverständigen Arztes aus wählt und in Gebrauch nimmt. Es ist immer ein besonderer Zustand des Gehörorgans für die All- Wendung derartiger Hilfsmittel vorauszusetzen, und ob derselbe vorliegt, ob ferner dieses oder jenes Instrument für den Kranken geeignet sein wird, — was meist nur durch eine Reihe voll Beobachtungen und Versuchen festzustellen ist, — wie oft, bei welchen Gelegenheiten, wie lange jedesmal der Apparat in All Wendung gebracht werden darf, alle diese Frageil kann nur und muß in jedem einzelnen Falle der Ohrenarzt nach eingehem der persönlicher Untersuchung des Patienten entscheiden. Nur zu oft ereignet es sich, daß der Taube durch den unzweckmäßigen Gebrauch eines für ihn ungeeigneten Hörrohres, welches ihm voll einem Bekannten empfohlen oder durch eine schwindelhafte Zeitungs anzeige bekannt geworden ist, dauernden Schaden leidet; und be sonders wird dadurch oft gefehlt, daß ein Schwerhöriger zu früh ein Instrument, oder wenigstens ein zu kräftig wirkendes Jnstru ment bei jeder ihm günstig scheinenden Gelegenheit benutzt und dadurch sein Gehör, anstatt es zu schonen und zu üben, abstnmpft oder überempfindlich macht. Darnm bediene sich niemand eines Hörrohrs ohne die Empfehlung eines dazu befähigten Arztes, dessen Vorschriften dann aber auch gellau zu befolgen sind!
Außer den bisher besprochenen Schalltrichtern, denen auch der Hörschlauch als auf gleichem Grundsätze beruhend hinzugezählt werden kann, giebt es noch Hörapparate anderer Art. Früher waren z. B. „Schallfänger" oder „Hörschalen" vielfach in Ge brauch, schüssel- oder muschelförmige Instrumente voll Metall, wohl auch geradezu Muscheln, welche hinter oder über dem Ohre befestigt wurden und gewissermaßen die Fläche der Ohrmuschel vergrößern, also mehr Schallwellen sammeln helfen sollten; einen Ohransatz besaßen dieselben nicht, der Ton wurde mithin nicht