Urteilsvermögen dazu, um in dieser Liste den Schwindel sofort zu erkennen!
Natürlich ist der „Erfinder" auch „genöthigt, auf Vorausbezahlung in allen Fällen zu bestehen," denn wenn die Apparate vor der Bezahlung versuchsweise angewandt werden dürften, so würde er sie mindestens in neun Zehnteln der Fälle zurückbekommen.
Indem wir unsere Leser eindringlich vor denselben warnen,
empfehlen wir, vorkommenden Falles sich von einem sachkundigen Arzte ein geeignetes Hörrohr verordnen zu lassen. Wird sich auch leider, wie wir gesehen haben, nicht für jeden Schwerhörigen ein erfreulicher Erfolg damit erzielen lassen, so ist doch in einer großen Reihe von Fällen viel mit solchen Hilfsmitteln zu erreichen, und dieselben sollten deshalb viel öfter versucht werden, als es bisher geschah. -
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-tzs- Neujahrsgrufi
Setz' Lu ;ur Erde Lernen Fuß ^
Mit Vorsicht, erstes im Icchrzetfinte!
Bringst wirklich Ln Len FrieLensgruß, ;
Den wahren, Len die Wett ersehnte? , ^
O hüll ihn wohl! Gin Funke schon Z'
Mann leicht den großen Brand entzünden, '
Daß hell des Krieges Fackeln totz'n j
Und Feuer sprüht aus erpnen Schlünden.
Wie athemlos harrt Lein die Zeit! ?
Die Wünsche, Hoffnungen und Klagen,
Die dich erwarten, würden weit r
Die höchsten Zinnen überragen. ^
Wo noch ein finstrer Zorn sich bäumt r
Und wo noch Unrecht kränkt, versöhne! ^
Wo gute That noch ward versäumt,
Wo Lanklos blieb Verdienst, da kröne! ^
für 1890.
Du führst den letzten Neigen an,
Bewahr' fürs künftige Jahrhundert,
Was unsres recht und gut gethan Und was gerechter Stotz bewundert.
Neig' auch ;u Wiegen deinen Stab Und ;u des Lebens ersten Stufen,
Zn jenen, die, wenn wir im Grab,
Zum Weiterkämpfen find berufen!
Was birgt dein Schoß? O gieb es kund!
Wir späh'n nach deiner Stirne Falten,
Nach deinem festgeschloss'nen Mund;
Verhüllt umgeben dich Gestalten Und alle schweigend — durch die Nacht Ertönen Glocken, ;n den Waffen,
Ihr Geister, die ihr mit uns wacht,
Mit uns'rem Denken, Ringen, Schaffen!
Kermann Lingg.
Amor der Konigdieö.
„Einst ward Eros, der Dieb, von der zornigen Biene gestochen,
Als er Honig dem Korb entwendete. Born an den Händen Hatte sie all' ihm die Finger durchbohrt und er blies sich die Hände Schmerzvoll, sprang auf dem Boden und stampsete. Jetzo der Mutter Zeigt' er das schwellende Weh und jammerte, daß so ein kleines Thierchen die Biene nur sei und wie mächtige Wunden sie mache. Lächelnd sprach Aphrodite: ,Dn bist wohl ähnlich der Biene!
Schau wie klein du bist und wie mächtige Wunden du machest."'
lesen kleinen ansprechenden Gedanken, welchen wir mit diesen Worten in Voß' Musenalmanach des Jahres 1800 wiedergegeben finden, birgt unter der Ueberschrift „Der Honigwabendieb" ein reizendes griechisches Gedicht, das unter dem Namen des berühmten sicilischen Hirtendichters Theokrit geht. Der Dichter stammte aus Syrakus und seine Blüthe fällt um das Jahr 275 vor Christi Geburt; in der Sammlung seiner Idyllen bildet das Gedichtchen die 19. Nummer, und haben die Forschungen der Gelehrten das Liedlein dem alten Griechen auch aus mancherlei Gründen abgesprochen, so glaubte doch das Alterthum an seine Verfasserschaft und freute sich an dem lieben Geisteskinde seiner idyllischen Muse. Solch ausnehmendes Gefallen fand man daran, daß ein Dichter einer viel späteren Zeit sich entschloß, das Liedlein in eine neue Form zu gießen. Die hexametrische Bearbeitung schien nämlich für den leichten Stoff zu schwer, und nun wurde eines jener leichtfüßigen Liedchen daraus, die jeder andere Dichter eher als der gute Anakreon aus Teos (um 540 v. Ehr.) verfertigte, die aber doch seinen Namen führen und „Anakreontika" genannt werden. In diesem neuen leichten Gewände, das ihm vielleicht im Zweiten vorchristlichen Jahrhundert umgehängt worden sein mag, fand es nun weiteres Gehör — wie mancher Liebhaber mag es geträllert haben! Nun drang der an sich nur unbedeutende Gegenstand tief in das Gedächtniß der Menschheit, so tief, daß seinen Inhalt Jahrtausende nicht daraus verdrängen konnten.
Zwar entzieht sich die Geschichte und Wanderung dieses Liedes auf Jahrhunderte unseren spürenden Blicken, umgekommen aber ist das Blümlein der Poesie nicht. Im 16. Jahrhundert taucht es wieder auf, und von da an können wir seine weiteren Schicksale ziemlich deutlich verfolgen. Damals, im Zeitalter des Humanismus, blühte ja die klassische Dichtkunst neu auf, und so kam es, XXXVIII. Nr. 1.
Me Rechte Vorbehalten.
daß selbst dies kleine Machwerk einer längst entschwundenen Zeit wieder Leben gewann. Da war es zunächst ein Gelehrter, Ur- sinus Velins, der sich darüber hermachte, es zu neun lateinischen Hexametern umgestaltete und das Ganze „Xinor NelliZarrm" (Amor der Honigdieb) benamste. Auch andere zeitgenössische hochansehnliche Gelehrte fanden sich zu dem Theokritischen Idyll hingezogen und setzten es in lateinische Verse um, ja schließlich war es kein geringerer als Philipp Melanchthon selber, der als gewandter Meister in griechischer und lateinischer Sprache eine gleiche Uebersetzung in neun Zeilen versuchte. Sie alle geben wohl die einzelnen Worte des Urbildes in ihren Worten aufs genaueste wieder, doch die Glätte des griechischen Ausdrucks fehlt allen. Als aber im Laufe der Jahrhunderte der Glanz der lateinischen Sprache mehr und mehr erlosch, als die eigenen Muttersprachen wieder zur Geltung gelangten, da wollte man dies Liedchen vorn Honigdieb im Klang der heimathlichen Mundart hören. Schnell ward es ins Italienische, ins Englische übersetzt, und selbst das isländische Idiom mußte sich dem Stoffe beugen.
Die Deutschen standen nicht zurück. Schon 1782 giebt Stäudlin im „Schwäbischen Musenalmanach" eine niedliche deutsche Fassung, neben der andere ungefähr gleichzeitige Ueber- setzungen kaum aufkommen können. Daß unser Lied in allen neueren Uebersetzungen des Theokrit oder des Anakreon nicht fehlt und auch in manche Blüthenlesen aus griechischen Dichtern Aufnahme fand, das versteht sich wohl bei der angedeuteten Beliebtheit von selbst. Ließ sich doch sogar ein Lessing, der die Schönheiten seiner Klassiker trefflich kannte, dazu herbei, den Anfang des Gedichtes zu benutzen und ihn in folgender Weise wiederzugeben:
„Als Amor in den goldnen Zeiten,
Verliebt in Schäferlustbarkeiten,
Auf bunten Blnmenfeldern lief,
Da stach den kleinsten von den Göttern Ein Bienchen, das in Rosenblättern,
Wo es sonst Honig holte, schlief."
Aber auch die schönen Künste haben sich des reizenden Stoffes bemächtigt. Zunächst die Musik. Daniel Friederici setzt es vierstimmig in Musik und nimmt es in den 2. Theil seines „Musikalischen Sträußleins" auf, der 1624 in Greifswald erschien. Auch