Heft 
(1890) 01
Seite
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den Text scheint er sich hierfür ihm ganz selbständig lautet:

Einstmals das Kind Cupido klein Zum Bienenkörbe käme,

Ten Bienlein ihren Honigseim Zu essen daraus nähme.

Ungefähr ihn in den Finger stach Ein Bienlein mit dem Angel,

Drob er bekam groß Ungemach Und in dem Finger Mangel.

neu übersetzt zu haben, der bei

Er lief bald zu der Mutter sein, Thät ihr solches ansagen,

Sprach:Mutter, liebste Mutter mein, Was soll ich dir jetzt klagen!

Ich muß vor Schmerzen sterben schier, Vom Bienlein ich's bekommen, i Mich wundert, wo dies kleine Thier , So große Macht genommen.

Zu lachen fing die Mutter an,

Sprach: .Was hör' ich jetzunder,

Hat dir das Bienlein leid gethan?

Das laß dir sein kein Wunder.

Du bist ja auch ein kleines Kind Und thust oft großen Schaden Denen, die da viel größer sind Denn du, drum laß dein Klagen?"

Auch der bekannte Leipziger Thomaskantor Hermann Schein komponirte ein ähnlich anfangendes Gedicht, das freilich in der Form des 17. Jahrhunderts sich etwas dürftig ausnimmt:

Einsmals von einem Bienelein Amor sehr hart Gestochen ward In seine zarten Fingerlein,

Alß er zu tieff

In Bienstock griff.

Den Honig süß zu stehlen,

Er büßen mußt'

Die Honiglust,

Sein Anschlag thät' ihm fehlen."

Um 1650 singen ein ähnliches Liedlein zwei Mädchen im Walde, die der berühmte Satiriker Moscherosch in seinenGe­sichten Philanders" einführt. Sie singen da:

Hier auff dieser Liebesmatt'

Cupido vor dreien Tagen,

Weil er nichts zu schaffen hatt',

Wolt sein Zelt und Läger schlagen.

Ach Cupido, kleiner Schelm Wie machstu so große Wunden!"

Dann geht es aber anders wei­ter und schließt mit den poetischen Reimen auf Amor:

Du Stupfer, du Hauser,

Du Lecker, du Lauser,^

Du Schlecker, du Mauser,

So soll es dir gehen,

Recht ist dir geschehen,

So soll dir es gehen."

In gleicher Weise machte sich die bildende Kunst den Vorwurf zu nutze. Lueas Cranach ist's, der die Scene in einem Bilde von 1530 dargestellt hat, das sich jetzt in Weimar befindet, und ein

.M. ^

diesem sehr nahe kommendes Bild treffen wir in der großherzoglich schwerinschen Galerie, unter welches ein paar lateinische Distichen geschrieben sind, die deutsch ungefähr so lauten:

Während der Knabe Cupido entraubt dem Bienenkorb Honig,

Sticht eine Biene den Dieb in seine Finger, o weh!

Also bringet auch uns das kurzverrauschte Vergnügen,

Das wir ersehnen, nur Leid, bringt uns nur bitteren Schmerz."

Erst neuerdings wieder zeigt uns den Gegenstand ein Aquarell­bildchen: Amor, von einer großen Biene am Leibe gestochen, hält eine Fliegenklatsche in der Hand, uin sich des Thieres zu erwehren. Das Blatt fertigte eine ruhmvolle Hand, der Künstler heißt Adolf Menzel. Es liegt in den Handzeichnungen der Berliner National­galerie (Nr. 1630) und bildet daselbst einen werthvollen, treu­gehüteten Schatz. Vor Jahren wurde es nach dieser Skizze als Schmuck auf ein Tafelservice übertragen, das der verstorbene Kaiser Friedrich besaß.

So ist der eigentlich geringe Stoff des Theokrit und Anakreon allmählich in alle Kreise gedrungen. Leid in der Liebe: das ist ein altes Lied. Sogar unser moderner Roman hat sich nicht vor dem Eindringling schützen können! Ich erinnere nur an Georg Ebers'Aegyptische Königstochter", wo er in das Gewebe des Werkes in einer Wiedergabe hineingeflochten ist, die ich hier zum Schluß herzusetzen mir nicht versagen kann, da sie den leichten Ton der Anakreontik in wunderbarer Weise trifft:

Als Eros einstmals Rosen brach,

Da ist es ihm geschehen,

Daß seine Hand ein Bienlein stach,

Er halt' es nicht gesehen.

Nun schüttelt er die Händchen klein, Nun Hub er an zu klagen Und flog zu seinem Mütterlein Mit schnellem Flügelschlagen.

,O Mutter/ rief er, Mutter, ach,

Mir ist so weh, so bange.

Ich werde sterben, denn mich stach Gar eine böse Schlange.

Geflügelt ist das gift'ge Thier:

Du wirst es sicher kennen.

Es ist dasselbe, das allhier Die Bauern Biene nennen/

Doch Kypris sprach: ,Wenn du, mein Sohn,

Empfindest solches Wehe Vom Stachel einer Biene schon: Dann, lieber Sohn, gestehe:

Wie muß es erst dem Menschen sein Mit deinem Pfeil im Herzen!

Ach, Eros, das ist eine Pein Und schwerer zu verschmerzen/"

Reinhard Kade.

Drr Bazar.

Plauderei von Gscar Zustinus.

n den Tagen vom 25. bis zum 31. d. M. findet in den Räumen des Schießhauses zum Besten des Vereins zur Unterstützung ver­schämter Armer ein

Wohlth ätigkeitsb azar

statt, zu dessen freundlichem Besuch das Unterzeichnete Komitee Sie hier­durch ergebenst einzuladen sich die Ehre giebt.

Gaben wolle man bis zum 20. bei einem der Komiteemitglieder gütigst hinterlegen.

(Folgen neunundvierzig Unterschriften.)

Eine solche Karte in großen! Umschlag siel schwer aufschlagend in den blechernen Briefkasten. Ich erschrecke immer, wenn es so klappt: etwas Gutes klappt nie! Entweder ist es die Aufforderung zu einem Gesell­schaftszauber oder eine Verlobnngsanzeige oder eine Hochzeitseinladung oder ein zurückkehrendes Manuskript eins so schlimm wie das andere. Diesmal nur eine Bazareröffnung. Das wird ja den Hals nicht gleich kosten!

Der Umschlag ist geschloffen, einige Privatzeilen sind beigefügt.

Sie rühren her von der Hand einer Freundin und deren Schriftzüge zu sehen macht uns große Freude, weniger des Inhalts wegen als wegen dessen, was zwischen den Zeilen liegt. Die Dame hatte nämlich, von schwerem Unglück verfolgt, Jahre lang sich ganz dem Schmerze und der Klage hingegeben. Ihr Name unter den Komiteemitgliedern eines Bazars gab den Beweis, daß endlich sich wieder ein Fünkchen der erloschen ge­glaubten Lebenslust unter der Asche gefunden, daß das Bedürfnis einer Zerstreuung die Weltentfremdete aus ihrer Einsamkeit hervorgelockt hatte.

In diesem Sinne allein schon hatte das Unternehmen auf den Namen Wohlthätigkeits"bazar ein volles Anrecht.

Wir sollten also einiges auf die Tische dieses Marktes hingeben von dem, was in unserem Haushalt entbehrlich war. Hatten wir denn solche abkömmliche Schätze? Gewiß jeder hat sie der kleinste Haushalt fast. Man muß erst einmal versucht haben, sich von einigen dieser un­entbehrlichen Entbehrlichkeiten loszumachen, um zu empfinden, wie diese kleine große Welt uns über den Kopf gewachsen ist. Ms mipsrüu, eüosa ti-68 nsesWairs",das Ueberflüssige, ein recht nothwendig Ding" o nein, Herr Voltaire, es giebt bei diesem Ueberflüssigen auch manches, was wirklich nicht nothwendig ist. Wenn man von der Stadt in die Sommer­wohnung übersiedelt, läßt man dreiviertel seines Hausraths zurück und wenn man acht Tage mit dem mitgenommenen Viertel in den entsprechend kleineren Räumen gehaust hat, meint man, jener dreiviertel überhaupt nicht zu bedürfen. Macht man von dort aus eine mehrwöchige Gebirgsreise, so läßt man alles zurück, nimmt nur eine Handtasche, einen Plaid, einen Regenschirm und einen Baedeker mit und ist mit diesem Hundertstel aus­reichend versehen.

In jedem Haushalte sammeln sich so mancherlei Geschenke und Reiseandenken es ist wohl ein Pietätsmangel, so etwas fortzugeben, aber der gute Zweck heiligt die schlimmsten Mittel, und wer weiß denn, wem es der gütige Geber verdankt? Es stellen sich so viele doppelt vorhandene Stücke heraus und das Gute ist des Bessern Feind> man würde manches Ding gern durch etwas Gefälligeres ersetzen, wenn