Heft 
(1890) 03
Seite
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Fig. 1.

ausgedehnten Hochebenen, das waren Gründe, in welchen unzählige Thierarten sich des Daseins freuten, das war ein Reich ewiger Kalte und ewiger Finsterniß und dennoch ebenso reich an Wundern wie die Welt, in der wir athmen im rosigen Licht!

Noch zu Zeiten Alexanders von Humboldt hielt man den Atlantischen Oceau sür eine tiefe Mulde, welche die Alte Welt von der Neuen trennte. Wie anders stellt sich sein Meeresboden heute unserm geistigen Auge dar! Durchwandern wir, von der Lothleine geleitet, die Gründe desselben, so finden wir hier eine Mannigfaltigkeit von Formen, die anfangs den Forscher verwirrte, bis endlich nach einer mühseliger: Arbeit ein klares Bild von den Hebungen und Senkungen des oceanischen Bodens auf der: Karten ein­getragen werden konnte. Wir wissen, daß in der Mitte des Atlantischen Oceans der Boden desselben sich zu einen: Gebirge auf- thürmt, welches den Grund des nördlicher:

Eismeeres mit dem des südlicher: verbindet und einen 8förmiger: Verlauf hat wie der Ocean selbst. Die Azoren, die St. Paulsfelsen, die Inseln Ascension und Tristan da Cunha sind die höchster: Gipfel dieses unterseeischen Gebirgszuges. Lother: wir das Meer über demselben, so erhalte:: wir fast niemals Tiefen, die mehr als 3000 in betragen. Dieses Gebirge, dessen nördlicher Theil Dolphin-Rise und dessen südlicher der Challengerrücker: genannt wird, trennt das Becken des Atlantischen Oceans ir: zwei Rinnen: ir: die östliche, in der wir Tiefer: vor: 5000 bis 6000 :n begegnen, und ir: die westliche mit Tiefer: von 7000 bis 8000 in. Irr: Süden öfsrret sich das westliche Thal breit nach der: Tiefer: des antarktischer: Eismeeres, das östliche dagegen ist in der Höhe von Damaralarrd vor: den: Becker: des Eismeeres durch einer: Onerriegel, der vor: den: Challengerrücker: nach dem afrikanischen Festlande läuft, abgetrennt. Im Norder: zieht sich eine ähnliche Erhebung vor: Ost nach West hin: das berühmte Telegraphenpla­teau von Maury, auf den: die erster: atlantischen Ka­bel gelegt wurden. Es ist nicht möglich, an dieser Stelle die weiterer: Ein­zelheiten der Gestaltung des Meeresbodens zu er­örtern; aber das eine muß hervorgeh oben wer­den, daß es nicht so leicht war, alle diese Meeres­tiefen zu ergründen, und die wenigsten von den Laien, welche eine Tie­fenkarte betrachten, Haber: eine Ahnung vor: der Summe menschlicher Ar­beit, die in derselben steckt.

Wie mißt man den Meeresboden? Wie mißt man Tiefen, welche die stolzer: Höher: unserer Al­pen übersteigen und fast der Höhe des Gaurisankar gleichkvrnrnen? Wahrlich, es muß nicht leicht sein, eine Leine zu handhaberr, die eine Meile lang ist.

Dazu sind Hilssmaschinen nöthig und diese Hilfs­maschinen wurden erst ir: der neuerer: Zeit erdacht.

Alle die mühevollen Mes­sungen, die ir: der erster:

Hälfte unseres Jahrhun­

Mookes Tiefkoty.

Tiefenkarte des Atlantischen Heeans.

derts mit unzulänglichen Mitteln gemacht wurden, müssen als ungenau verworfen Werder:.

Das erste zuverlässige Tiefloth wurde vor: einen: junger: amerikanischer: Seeoffizier Brooke, einen: Schüler des großen Be­gründers der Oceanographie Mathew Fontaine Manry, erfunden. Unsere Abbildungen veranschaulichen die Anwendung desselben. ^ ist eine eiserne Kanonenkugel, die in der Mitte durchbohrt ist. Durch diese Kugel wird eine eiserne inwendig hohle Stange Z gesteckt. Ar: dem oberer: Ende der Stange befinden sich zwei scharnierartig sich bewegende Haker: 0, welche an der: Schnüren 5 die Kugel so lange tragen, als der an die Lothleine u aufgehängte Apparat frei schwebt, wie dies Fig. 1 zeigt. Berührt nun der eiserne Stab, der Peilstock, der: Meeresboden, so kommt das Gewicht der Kugel zur Geltuug; sie gleitet an dem Peilstock abwärts, zieht die Haler: 0 nach unten, so daß sie sich schließ­lich selbstthätig anshäugt (Fig. 2). In die untere Oeffnnng des Peilstockes sind in­zwischen Prober: des Meeresschlammes ein- gedrungen. Um sie festzuhalten, hat man Ventile angebracht, die beim Heraufziehen des Peilstockes sich schließen. Hat man an Bord des Schiffes bemerkt, daß das Loth der: Grund erreicht hat, so windet man die Leine wieder herauf, die eiserue Kugel bleibt auf den: Meeresgrund liege::.

Bei dem verbesserter: Tiefloth ist die eiserne Kugel durch eiserne Cylinder (Fig. 3) ersetzt, von denen jeder 1 Centner wiegt; man legt mehr oder weniger Cylinder auf, je nach der Tiefe, die man vermuthet; mar: rechnet ir: der Regel eir: Gewicht auf 1000 Faden Tiefe.

Das Loth bildet aber nur einer: Theil des Apparates. Den zweiter: Theil bildet eine etwa 12 000 in lange Leine, die über eine Dampfrolle läuft. Früher nahm rrrar: zu diesen: Zweck Leinen aus Manillahauf, die in Abständer: von 25 zu 25 Faden durch farbige

Zeichen markirt waren; neuerdings ist der Manil- lahanf durch Klaviersaiten­draht ersetzt worden.

Große Meerestiefen können nur vor: einer:: Dampfer aus und bei windstillen: Wetter gemes­sen werden. Die Fahr­geschwindigkeit des Schif­fes muß so gegen die Strömung bemessen wer­den, daß es auf der Stelle stehen bleibt, damit die Leine zu der:: hinabsinken- der: Loth stets in senkrechter Richtung sich befindet.

Wir übergehen die Hilfsapparate, die dazu dienen, die Spannung zu verringern und ein Zer­reißen der Leine bei un­vorhergesehener ruckweiser Bewegung zu verhindern. Ist nun der Apparat fertig zurr: Gebrauch, so tritt die > Dampfrolle in freie Thä- tigkeit, indem sie die Loth­leine abrollt; auf das Kom­mandoFallen!" wird das Loth senkrecht ins Wasser gelassen und saust nach der Tiefe. Anfangs fällt es rasch hinab. Um die erster: hundert Fader: zurückzu- legen, braucht es nur