Heft 
(1890) 19
Seite
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Endlich müssen wir aber auch noch die alte Mainbrücke be- ! trachten. Auch sie ist ein altehrwürdiges Bauwerk; im Jahre 1474 begonnen, hat sie eine Länge von 603 Fuß alten Maßes jetzt nicht ganz 200 Metern. Auf ihre Pfeiler hat ein späteres Jahrhundert vierzehn kolossale Steinbilder fränkischer Landesheiliger gesetzt. Schon im Jahre 1133 hatte Würzburg durch Meister Enzelin eine steinerne Mainbrücke erhalten; diese aber ward durch das wüthende Gewässer des Stromes bei einer Hochfluth im Jahre 1342 zerrissen und über ein Jahrhundert währte es, bis man an den Bau der jetzigen Brücke schreiten konnte. Jetzt ist die alte Mainbrücke eine zweite steinerne Brücke kam 1887 dazu so recht der Platz, um Würzburger Landschaft und Volk vom Standpunkte des Spaziergängers aus zu betrachten.

Volks ins Würzburgische einwandern zu lassen, während Kvnrad Celles berichtet, der kluge Odysseus sei mit seinen Genossen bei seinen Irrfahrten auch in Würzbnrg gelandet und habe dort eine Niederlassung gegründet. Der alte Homer weiß leider nichts davon; und so bleibt denn die Würzburger Reise des listigen Odysseus eine gänzlich unverbürgte Geschichte.

Eine andere eigenartige Sage haftet an einem ehernen Kreuz­bild in der Neumünsterkirche. Ein schwedischer Soldat, heißt es, wollte das Kreuzbild stehlen, ward aber von der ehernen Gestalt des Gekreuzigten so fest in die Arme geschlossen, daß er nicht mehr von der Stelle konnte und erst am nächsten Morgen durch das Gebet eines Priesters wieder aus der schrecklichen Umarmung befreit ward. Schlimmer erging es dem Baumeister des Würz-

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Wie die Stadt selbst bietet auch die Umgebung manchen anrnu- thigen Blick. Vor allem beliebt aber ist der Aus­flug nach dem zwei Bahnstationen entfernten Lustschlosse Veits- höchheim am Main, aus dessen reizendem barocken Parke unsere Leser eine Ansicht in der Mitte des Doppelbildes finden. Näher bei Würzburg liegt das ehemalige Cistercienserkloster Oberzell, unmittelbar am Stromufer. In den ausgedehnten Räumen dieser Abtei arbeitet jetzt die weltberühmte Buchdruckmaschinenfabrik von König und Bauer. Unser Künstler hat auch sie auf einem reizenden kleinen Landschaftsbilde (S. 316) wiedergegeben.

Dieses moderne Musteranwesen, so wohnlich in den alten Klosterhallen eingerichtet, ist ein bezeichnendes Bild der neuen Zeit. Aber noch ist die Erinnerung an die alte nicht verwischt. Am wenigsten in unserer schönen Mainstadt.

In Würzburg spukt es überall. Wie die modernen großen Weltstädte von Telegraphen- und Telephondrähten übersponnen sind, so Würzburg von den Goldfäden der Sage.

Schon an die Gründung Würzburgs knüpft sich eine höchst merkwürdige Geschichte, die den Ursprung der Stadt auf kein ge­ringeres Ereigniß als auf den trojanischen Krieg zurückführt. Freilich sind die alten Chronisten darin recht uneinig, daß einige von ihnen sich erlauben, geflüchtete Abkömmlinge des Trojaner- XXXVIII. Nr. l9.

Die alle Wainörücke in Würzöurg.

burger Domes, welcher sein stolzes Werk nur mit Hilfe des Teufels fertig brachte, dafür aber auch von diesem vom Gerüst weg ge­holt ward. Der Baumeister der Bnrkardskirche dagegen wollte seine Thürme anfänglich mit Schiefer decken; als ihm aber eine herabfallende Schieferplatte sein geliebtes Töchterlein erschlagen hatte, führte er die Thurmspitzen aus Hausteinen auf.

Von dem Würzburger Ortsheiligen, dem Schotten St. Kilian, erzählt die Legende, daß er mit zwei Schülern, Kvlman und Dietman (auch Colonat und Totnan genannt), im Fränkischen das Christenthum verbreitet und auch den zu Würzbnrg hausenden Frankenherzog Geswert bekehrt habe. Weil Geswert aber mit der Witwe seines Bruders vermählt war, forderte der Heilige die Trennung dieser Ehe. Die Herzogin ließ dafür den Heiligen sammt seiner: Genossen durch gedungene Mörder erschlagen: und heimlicherweise die Leichen verscharren. Fluch und Jammer war der Lohn dieser bösen That; die Herzogin ward wahnsinnig, der Herzog von seiner: eigenen Dienern erstochen.

So die christliche Legende. An Erinnerungen ans uralter Heidenzeit mahnt uns die Sage vom Grabenreiter, der in Sturm und Nacht, den abgeschlagener: Kopf auf dem Arme tragend, durch den alten Wallgraben hinter dem Juliusspital reitet. Dem Teufel können wir in Würzbnrg leicht begegnen; wir brauchen nur nur Mitternacht durch dielange Gasse" zu gehen; dam: kann es uns wohl blühen, daß er auf unsere Schultern springt und uns bis an die Straßenecke reitet. Auch im geistlichen Seminar zu Würzbnrg Pflegte sich ehedem der Teufel jener: jungen Priestern auf der: Rücker: zu hocken, die ihr Brevier nicht ordentlich gebetet hatten.