Heft 
(1906) 03
Seite
65
Einzelbild herunterladen

66 o--

Schälen junger Bäume, durch Zerbeißen der Triebe erheblichen Schaden an, wahrend das so heftig befehdete Schwarzwild, das in den preußischen Staatsforsten grundsätzlich abgeschossen wird, durch Aufwühlen des Mooses und Vertilgung der schäd­lichen Larven dem Walde direkt Nutzen bringt. Es muß aber dennoch vertilgt werden, weil es aus offenen Forsten auf die Felder austritt und dort Schaden anrichtet, der vom Waldbesitzer zu ersetzen ist. Als Ersatz könnte man das Hausschwein eintreiben, und einsichtige Landwirte machen auch von der bereitwillig erteilten Erlaubnis Gebrauch. In der Mehrzahl jedoch ist dies Haustier zu einem unbehilflichen Fleisch- und Fettklumpen geworden, der durch übermäßige Fütterung in kürzester Zeit zur Schlachtreife getrieben wird.

Das Verlangen einseitiger Forstwirte, dem Wild den Garaus zu machen, wird wohl nie erfüllt werden. Ein Wald ohne

Wild ist nicht gut zu denken. Und der deutsche Wald ist auch reich und stark genug, dem Wild Obdach und Nahrung zu gewähren, wenn Forstwirt und Weidmann ihn dabei unter­stützen. Der Forstwirt muß eben seine Schonungen und Pflanzgärten durch dichte Zäune schützen, und der Jäger muß im Winter das Wild so rechtzeitig und reichlich füttern, daß es kein Bedürfnis zum Verbeißen der Bäume empfindet. Und rechnet der Grünrock, der ja beide Eigenschaften in sich ver­einigt, den Schaden gegen den Nutzen auf, dann wird er die scheuen Waldtiere, die dem Jäger so viele Stunden eines königlichen Vergnügens bereiten, die mit ihrem Wildbret unsere Tafel bereichern, nicht unter die Waldverderber rechnen. Nein, Wild und Wald gehören untrennbar zusammen, und traurig wäre das Land, wo der Wald nur aus einer Ansammlung von Bäumen bestände!

O O

Etwas von Verlobungs- und Trauringen.

Von

Irma Schneider-Schönfeld.

Und nemet hin diz Ving erlin

daz lat diu urkunde sin

der triuwen und der minne." Tristan.

(Und nehmet hin dies Ringeleim

Es soll euch die Urkunde sein

Der Treue und der Minne.)

(^n graues Dämmerlicht von Mythe und Sage reicht die Ge- schichte des Ringes Zurück. In den Erzählungen von Salo- monis Siegelring, vom Ring des Gyges, von dein der Nibe­lungen, in Scheherezades bunten Märchennüchten überall der gleiche Glaube an geheimnisvolle Kräfte, deren Walten an einen Ring gebannt ist, an Glück oder Fluch oder beides zugleich die das unscheinbare Ding am Finger seinem Träger bedeuten kann.

Und das lieblichste poesievollste Geheimnis müßte so meinen wir wohl Ursprung und Bedeutung des Eheringes umgeben, dessen schlichte Kreisform, das uralte Ewigkeitssymbol,

uns wie nichts anderes den Ernst rechter Ehe versinnbildlicht: die Ewigkeit beschworener Liebe und Treue.

Verfolgt man aber die Geschichte des Eherings nach seinem Ursprung hin, so sieht man zunächst alle poetischen Vorstellungen arg gefährdet. Denn ach: seine Anfänge hängen wahrscheinlich mit nichts anderem zusammen als mit dem ursprünglich bei den meisten Völkern üblichen Frauenkauf, so daß dieser Ring also die letzte auf uns gekommene Erinnerung an die Geld­summe bedeutet, die der glückliche Bräutigam dem nicht minder glücklichen Vater für die junge Frau bezahlte. Bedenkt man freilich, daß die Verquickung der Ehe mit Finanzoperationen

IsWlmW

LS7

KW

Abb. 1 und 1a. Alter Trauring mit religiöser Inschrift. 2 und 2a. Dreifacher Trauring mit Herzen und Händen. 3. Trauring mit Inschrift. 4. Altjüdischer Trauring. 5. Trauring mit Inschrift aus dem 16. Jahrhundert. 6. Herzring mit Inschrift. 7 und 7a. Lntherring des Braunschweiger Museums.