Heft 
(1906) 03
Seite
72
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Steinhof hatte sich rasch aus die andere Seite des Wagens neben Ellen gestellt, als wollte er ihr noch etwas sagen, und seine Arme auf den Rand der Tür gelegt. Jetzt aber zogen die Pferde an, da streckte der junge Mann noch einmal rasch seine Hand in den Wagen und ergriff Ellens Finger, eilig neben dem Rade hergehend.

Das junge Mädchen beugte sich zu ihm und flüsterte:

Nicht wahr, Sie sind vorsichtig, versprechen Sie, bitte!"

Der Maler drückte die kleine Hand, die sich ihm einen Augenblick willig überließ, und rief:

Seien Sie unbesorgt, ich werde mich vorsehen!"

Die Peitsche des Kutschers knallte, die Pferde setzten sich langsam in Trab, und das Hemmzeug knirschte.

Leben Sie wohl, also auf Wiedersehen in drei Tagen!" rief Ellen, schnell ihre Hand aus der des jungen Mannes lösend und ihm zuwinkend.

Auf Wiedersehen!" antwortete Steinhof, seine Mütze schwingend.

Unterbauer war stehen geblieben, ohne dem Wagen zu folgen, und hatte stumm seinen Hut gezogen. Nun wendete er sich um und ging langsam dem Hotel zu, ohne sich um die herum­stehenden Gäste Zu kümmern.

He, Stephan, so warte doch!" ertönte hinter ihm die Stimme des Freundes, der noch dem enteilenden Wagen nach­geblickt hatte, bis dieser an einer Biegung des Weges ver­schwunden war.Also ist dir's recht, dann gehen wir heute noch zur Baeckmannhütte, und morgen übers Joch?"

Unterbauer blieb stehen und fuhr sich mit der Hand nach der Stirn.Übers Hochjoch?" erwiderte er,meinetwegen, wenn du willst."

Gewiß, ist dir's nicht recht?" fragte Steinhof noch ein­mal, seinen Arm unter den Unterbauers schiebend.

Dieser löste sich von ihm los und sah kalt zu Boden, während er mit ungeduldiger Stimme erwiderte:Was willst du nur? Gehen wir, mir ist's ganz lieb."

Steinhof war in zu glücklicher Stimmung, um nicht gut­mütig Nachsicht mit der Schroffheit des Freundes zu haben, auch lag es ja nicht in seiner Art, solchen Dingen nachzuforschen; er tröstete sich damit, Unterbauer werde nach einiger Zeit von selbst die frühere gleichmäßige Laune wiedergewinnen. Dieser

hatte nicht gelogen, wenn er dem Professor gesagt hatte, die Aussicht auf die interessante, aber gefährliche Besteigung sei ihm lieb. Ja, jetzt sehnte er sich nach Anstrengung und Gefahr, ihm war es, als müßte er hier unten im Hotel unter den vielen ihm fremden Menschen, in dem unruhigen Hin und Her, in den engen Räumen ersticken.

Zerstreut suchte er seine Sachen zusammen, den Loden­mantel, die Gletscherbrille, die Steigeisen, dicke wollene Hand­schuhe und Strümpfe, dann klingelte er nach dem Kellner und bestellte in Eile den Proviant. Mit nervöser Hast kleidete er sich um, den dicken Lodenanzug und die genagelten Bergstiefel anziehend, das Seil wurde noch einmal auf seine Unverletzt- heit geprüft. Alles das aber geschah mit der seltsamen Un­ruhe, die ihn seit einigen Tagen verzehrte.

Am liebsten hätte Unterbauer die Tour allein, ohne den Freund gemacht. Es würde ihm ja eine Oual sein, gerade mit dem Manne stundenlang vereint zu sein, der einzig unter Millionen anderer Menschen seinem Glücke im Wege stand.

Doch warum rege ich mich so auf, noch habe ich ja keine Gewißheit, dachte Unterbauer, sonst ich wär' nicht imstande mit ihm zu gehen! Ja, Gott sei Dank, noch konnte er ja hoffen! Ünd er hoffte, er zwang sich dazu, zu hoffen, er wollte nicht von diesem einzigen lassen, ohne das, er fühlte es wohl, alles Helle in ihm zur Nacht werden mußte.

Einige Stunden später holte ihn Steinhof ab, lustig und sorglos wie immer. Sonderbar, jede seiner Bewegungen, seine ungezwungene Art, selbst seine Ausdrucksweise waren Unter­bauer mit einem Male zuwider. Warum war ihm das alles nicht früher ausgefallen, oder vielmehr, warum hatte es ihn nie gestört? Unterbauer gab sich nur ganz unklar Rechenschaft darüber, aber er fand den Freund oberflächlich, albern mit seiner Lust, sich durch einen leichten Scherz über jede Wider­wärtigkeit des Lebens hinwegzutäuschen.

Nur wenige Stunden, nachdem der Professor mit Ellen abgefahren war, verließen auch die beiden Freunde das Hotel, dem Wirte Bescheid gebend, daß sie am vierten Tage zurück­kehren würden. Einige Gäste, deren Bekanntschaft sie flüchtig gemacht hatten, sagten ihnen Lebewohl.

Daß Ihnen nur nichts passiert!" rief ihnen eine ängst­liche alte Dame nach. (Fortsetzung folgt.)

Or. Barnardo, der Kinderfreund.

or vierzig Jahren war es. Längst war London die ruhmreiche glänzende Riesenstadt. Millionen bot es Obdach, und unermeß­lich war der Reichtum, der in seinen Mauern aufgehäuft wurde, unermeßlich aber auch das Elend, das sich in den Schlupfwinkeln der engen Gassen verbarg. In seinen furchtbaren Tiefen war es nicht einmal allen denjenigen, die warmen Herzens bemüht waren, den Hunderttausenden Armen des reichen Londons zu helfen.

Unter diesen freiwilligen Helfern befand sich damals auch eiu junger Student der Medizin. Werktätig bekannte er das Evangelium der Nächstenliebe, und er trug sich mit der Absicht, später als Missionar nach China zu gehen. Vorderhand wollte er sich in seinem Vater­lands nützlich machen und gab armen Knaben Unterricht. Ein ehe­maliger Eselstall bildete das Schulzimmer, i.n dem er abends eine kleine Schar lernbegieriger Kinder um sich versammelte. Einmal wollte er nach Beendigung der Schule das Lokal schließen, aber ein kleiner Knabe war zurückgeblieben und bat den Lehrer, er möchte ihm doch erlauben, die Nacht in dem Schulzimmer zu verbringen.Das geht nicht, mein Junge! Geh heim zu deiner Mutter!" Aber der arme Jim hatte weder Vater noch Mutter, noch ein Heim. Von ihm er­fuhr der Student Barnardo, daß er obdachlos im Freien nächtigen müsse, und daß viele andere Knaben mit ihm dieses traurige Los teilten. Und der Kleiue sagte die Wahrheit. Barnardo konnte sich mit eigenen Augen von diesem Elend überzeugen. Obdachlose Kinder m einer Millionenstadt! Fürwahr, man brauchte nicht über See zu wandern, um für das Evangelium zu wirken, es gab auch hier Tausendfältiges im Geiste der Nächstenliebe zu tun! Ergreifend childert Barnardo in einer Missionsgesellschaft, was er in jeuer

Nacht gesehen, die Presse druckt seiue Berichte ab, man liest sie, staunt und will nicht glauben. Barnardo führt aber die Lords in später Nachtstunde an die Schlupfwinkel des Elends, und dieser Jammer, den man nun inmitten Londons entdeckt hat, erschüttert die Herzen. Mildtätige Spenden fließen dem Entdecker des Kinderelends zu, und Barnardo gründet ein Asyl für die kleinen Obdachlosen; die ersteOvsr-opou-ckoorJ die immer offeue Tür für die Verlassenen, die weder Vater, noch Mutter und auch kein Heim besitzen!

Das war im Jahre 1866 geschehen, aber das erste Knabenheim in Commercial Road erwies sich nur zu bald als unzureichend. Je weiter man forschte, desto größer erwies sich das Kmderetend. Furchtbar war das Los der wirklich Obdachlosen, aber noch schreck­licher das Schicksal der Ärmsten, die in roher Obhut verkommener Eltern sich befanden oder in die Hände ruchloser Pfleger gerieten. Diese dem Laster und Trunk ergebenen Personen peinigten und miß­handelten die Kinder in unmenschlicher Weise, nutzten sie aus oder vergifteten ihre Seelen und brachten sie frühzeitig auf verbrecherische Bahnen. Viele dieser unglücklichen Kinder waren bereits verdorben, ver­wahrlost und steckten andere durch ihr böses Beispiel an. Auch hier mußte geholfen werden, und Or. Barnardo schrak vor der Größe und Aus­dehnung des Elends nicht zurück; er ließ nicht ab, bis er die Herzen zu neuer Mildtätigkeit stimmte und neue Anstalten errichten kounte. Seine rettende helfende Tätigkeit umfaßte von Jahr zu Jahr immer weitere Gebiete, immer neue Ziele wurden ins Auge gefaßt, und bewundernswert waren der Eifer und die Ausdauer, mit denen Or. Barnardo diese Ziele zu erreichen verstaud. Schließlich hatte dieser einzelne Mann mehr in die Wege geleitet, geschaffen, geordnet