207 o-
herren schon im 16. und 17. Jahrhundert angesangen, Sammlungen von Instrumenten, Apparaten, technischen Musterstücken, Naturalien und dergleichen anzulegen; dazu kamen meisterhaft ausgeführte Waffen, Modelle von Maschinen und Bergwerken und ähnliches. Alle diese Sammlungen mußten den Charakter der Zersplitterung haben und je nach der persönlichen Laune und Liebhaberei ihrer Gründer einseitig sein. Als aber im 18. Jahrhundert angefangen ward, technische Schulen zu gründen, mußten diese auch mit Lehrmitteln aller Art ausgestattet werden. So entstanden systematisch geordnete technische Sammlungen.
Aber der ungeheure Aufschwung der Technik und der Naturwissenschaften fordert noch mehr. Es muß auch für Deutschland ein großartiges zusammenfassendes Institut geschaffen werden, das die gegenseitige Durchdringung und Förderung der naturwissenschaftlichen und technischen Forschungen zur Anschauung bringen soll. Diese Aufgabe fällt dem „Deutschen Museum" zu. Es soll eine Haupt aufgabe darin sehen, geschichtlich wichtige Originalapparate, Maschinen, Erstlingsentwürse und dergleichen aufzunehmen, neben den Entwürfen aber auch die allmählich fortschreitende Verbesserung bis zur heutigen Vervollkommnung aufzuweisen. Es muß zur Darstellung kommen, wie aus kleinen Anfängen heraus so manches Große und Weltbewegende auf dem Gebiete der Naturwissenschaft und Technik erwachsen ist, und wie aus den vielfach noch phantastisch verschnörkelten und unsicher tastenden Versuchen alter Techniker jene gigantischen Werke sich herausgestalteten, mit denen der technische Genius der Gegenwart die Erde erschüttert, die Natur bezwingt und der Menschheit dient.
Apparate, Instrumente, Werkzeuge und Maschinen werden den breitesten Raum des Museums füllen. Aber zu ihrer wissenschaftlichen Ergänzung dienen Sammlungen, die mehr ein forschendes Versenken in die einzelnen Gegenstände fordern: Pläne und Zeichnungen, Aktenstücke und Bücher, die das von den Händen Geschaffene beseelen, vertiefen und erklären. Und das Museum wird natio
nal sein, indem es auf deutschem Boden und durch deutsche Kraft und Opferwilligkeit geschaffen wird; zugleich aber auch international, indem es keinen naturwissenschaftlichen und technischen Fortschritt der gesamten Kulturwelt unbeachtet lassen wird. Es wird keine Schaustätte werden für flüchtige Neugierde und spielende Betrachtungen, sondern ein tiefgreifendes und unerschöpfliches Bildungsinstitut, in dem jeder, der sich mit einer naturwissenschaftlichen oder- technischen Frage beschäftigt, den Weg verfolgen kann, den der Menschengeist mit seinen Werken und Gedanken darüber von der: bescheidensten Anfängen bis zur Gegenwart besät hat. Es wird ein großer Unterschied sein zwischen diesem Museum und einer künstlerischen oder kunstgewerblichen Sammlung. Denn während in einer solchen jedes einzelne Stück für sich seinen Wert hat in dem Schönheitsgedanken, der es beseelt, wird das „Deutsche Museum" seine Aufgabe darin sehen, ernste Gedankenreihen verfolgen zu lassen.
Der Gedanke der Schöpfung dieses Museums ist im Schoße des Vereins deutscher Ingenieure entsprungen. Selten hatte sich eine Gründung einer so allseitigen Zustimmung und der Zusicherung so werktätiger Unterstützung zu erfreuen wie diese. Als Sitz des Museums wurde München gewählt; das Protektorat übernahm Prinz Ludwig von Bayern; der Prinzregent von Bayern und der Deutsche Kaiser widmeten der Gründung von Anbeginn ihr lebhaftes Interesse, nicht minder die hervorragendsten Vertreter der Naturwissenschaften, der Technik und der Industrie. Die Stadtgemeinde München hat finden Museumsbau einen Platz von ganz hervorragender Schönheit angewiesen: auf dem südlichen Ende einer von zwei Armen des Jsar- stroms gebildeten Insel. Reiche Geldzuschüsse sind schon in Aussicht gestellt; ebenso Schenkungen von Sammlungsgegenständen wertvollster Art. Und wenn auch noch Jahre vergehen müssen, ehe das Museum seinen stolzen, von den blaugrünen Jsarwellen umrauschten Bail erheben kann, so bürgen doch heute schon die Energie und Kenntnis seiner Gründer und die beispiellose Anerkennung seines Zieles und seiner Bedeutung seitens der ganzen Nation für eine große Zukunft.
' ^.7
vis Erkaltung 6er koclenkrucktbarkeit.
Von Professor lrcisscir-Coün.
I Unternehmen wir einen Waldspaziergang und betrachten die ^ uns umgebenden Bäume hinsichtlich ihrer Verbrennbarkeit, sehen in ihnen nur Brennholz, so drängt sich uns ohne weiteres die Frage auf: Wie vermag sich so viel Holz gerade an dieser Stelle zu bilden? Da Wälder uralt Zu sein pflegen und nicht erst in neuerer Zeit angelegt sind, hat sogar das Stück Land, auf dem wir uns befinden, meist im Laufe der Jahrtausende schon sehr viel Holz geliefert, und niemand von uns bezweifelt, daß das noch Jahrtausende so weiter gehen wird. Hätten nun die Bäume, die hier schon gewachsen sind und hier noch wachsen werden, ihre verbrennbaren Bestandteile dem Boden entnommen und könnten sie ihm diese für alle Zeiten weiter entnehmen, so sollte der Waldboden eigentlich so reich an brennbarem Material sein, daß er auch seinerseits sich müßte anzünden lassen. Aber Waldboden, das wissen wir, ist gerade so unverbrennlich wie Ackerboden. So führt uns unsere Überlegung zu dem Schluß, daß die Bäume das an ihnen Brennbare gar nicht aus dem Erdboden beziehen. Nun kommen sie aber außer mit dem Erdboden nur mit der Luft in Berührung, und so müssen sie ihre verbrennbaren Bestandteile aus der Luft aufnehmen. Den Hauptbestandteil des Holzes bildet der Kohlenstoff. Wir bekommen ihn in
Form von Holzkohle oft genug zu sehen, und diesen Kohlenstoff bezieht die Pflanze denn auch wirklich aus der Kohlensäure der Luft. Die Kohlensäure ist ein farbloses Gas, wie wir vom Selterwasser her wissen, daher vermögen wir sie in der Luft nicht zu sehen. In 10 000 Teilen Luft sind drei
Teile von ihr enthalten. Die Natur hat nun den Blättern der Pflanzen, und zwar speziell ihrem grünen Farbstoff, für den man den Kunstausdruck Chlorophyll erfunden hat, die merkwürdige Begabung erteilt, sich die Kohlensäure nutzbar machen zu können, indem er sie ziemlich direkt in Stärkemehl
verwandeln kann. So finden wir denn Stärkemehl in allen grünen Blatteilen, und von den Blättern wandert es in den Stamm bis hinunter in die Wurzeln. Infolge der großen Oberfläche der Blätter, an denen schon der leiseste Windzug andauernd neue Luftmengen vorbeiführt, haben sie genügend Gelegenheit zur Verarbeitung von Kohlensäure, und man hat noch nie beobachtet, daß Pflanzen an Kohlenstoff Mangel gelitten Hütten. Die Luft liefert ihnen ferner in Form von Regen und Tau ihren Bedarf an Wasser. Was wir uns im Voran- gehenden an Bäumen klar zu machen gesucht haben, gilt nun nicht von diesen allein, sondern natürlich von jeder Pflanze, also zum Beispiel auch von den Getreidearten.
Jetzt wollen wir uns weiter vorstellen, daß wir das Holz im Ofen verbrennen. Da verbrennt sein Kohlenstoff wieder zu Kohlensäure, sein Wasser verdampft wieder, und die komplizierteren Bestandteile, in die Kohlenstoff und Wasserstoff mit eingetreten sind, verbrennen ebenfalls. Doch hinterläßt das verbrannte Holz einen Rückstand, den man als Asche bezeichnet. Was ist nun die Asche? Sie ist das Material, das die Pflanze mit ihren Wurzeln aus den unverbrennlichen Be standteilen des Bodens mit ausgenommen hat, und bleibt daher im Ofen unverbrannt zurück,' und gerade ihre chemische Untersuchung hat, wie wir sehen werden, den Weg gezeigt, auf dem man imstande ist, die Bodenfruchtbarkeit dauernd zu erhalten.
Wollte man einfach Asche untersuchen, die z. B. beim Verbrennen eines großen Getreidehaufens zurückbleibt, so würde man zu recht ungenauen Ergebnissen kommen, weil ein Teil von ihr durch den Luftzug fortgerissen würde. Man bereitet deshalb die zu untersuchende Asche etwa auf dem Wege, daß man, wie die um stehende Abbildung zeigt, das zu veraschende Material in einen Tiegel ^ gibt und diesen in einem kleinen Ofen aus feuer