Heft 
(1906) 20
Seite
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Äannibal überschreitet die Alpen.

Gemälde von A. Ch arpentter.

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eine Handelsgesellschaft auf Aktien, die mit der Ausbeutung und Kolonisierung von Canada und den Mississippiländern sich befassen sollte, verschmolz dieses Unternehmen mit anderen be­stehenden Handelsgesellschaften und stand nun an der Spitze der Compagnie des Indes, die das ausschließliche Recht hatte, nach dem Kap der Guten Hoffnung, Ostafrika, dem Roten Meer, den Südseehäfen, Persien, Siam, China, Japan und Amerika Handel zu treiben. Law verstand die Reklametrommel zu rühren, er versprach so großen Gewinn, sicherte von Anfang an so hohe Zinsen, daß das Publikum, dem jene Art der Kreditgeschäfte neu war, geradezu geblendet war und um jeden Preis in den Besitz von Aktien gelangen wollte. So konnte die Compagnie des Indes gleich im Anfang in der kurzen Zeit von drei Wochen Aktien ausgeben, deren Nominalwert 150 Millionen Livres darstellte. Der Kurs der Papiere stieg unerhört. Für eine Aktie im Nominalwert von 300 Livres zahlte man 600, dann 1000 und 5000 Livres. Eine wahre Spekulationswut ergriff die Massen, hoch und niedrig stürzte sich in diesen wahnsinnigen Handel.

War das ein Gedränge in der Rue Ouincampoix, wo in der Nähe der Bank der Aktienhandel getrieben wurde! Wer nur Geld hatte, eilte hierher, um an einem und demselben ! Tage die Papiere mehrmals zu kaufen und zu verkaufen, und an dem schwankenden Kurse zu profitieren oder zu verlieren. Zahlreiche Makler etablierten sich in der Nähe und zahlten für einfache Zimmer Hunderte Livres Miete. Ein Schuhflicker hatte an einer Gartenmauer einen Bretterverschlag errichtet, in dem er seine Arbeit besorgte; als der Rummel kam, versah er

seine Bude mit Tischen, Tinte und Federn, vermietete sie und verdiente bis 200 Livres täglich. Ja, so eilig hatte man es mit dem Abschluß der Kauf- und Verkaufsvertrüge, daß viele gar nicht die Häuser aufsuchten, sondern die Schriftstücke auf der Straße ausfertigten, indem sie den Rücken eines Ecken­stehers gegen hohe Miete als Schreibtisch benutzten. Am Tage der Aktienzeichnungen war aber das Gedränge vor dem Hause der Gesellschaft so gewaltig, daß täglich mehrere Menschen erdrückt wurden. Zwei Jahre hielt der Taumel an, und der Kurs der Aktien wurde auf 10000 und selbst 18 000 Livres getrieben. Lange konnte natürlich dieser Wahn nicht bestehen. Vorsichtigere suchten ihre Banknoten in Metallmünze einzu­tauschen, und als die Bank in Schwierigkeiten geriet. Law die Kurse durch Gewaltmaßregeln halten wollte, brach die Panik aus; Aktien, die vor wenigen Monaten mit 18 000 Livres bezahlt worden waren, bot man für 40 Livres aus. Der Zusammenbruch erfolgte. Law mußte aus Frankreich fliehen und starb nach wenigen Jahren in Venedig, wo er mit Hasard­spiel Mittel zum Lebensunterhalt sich zu verschaffen suchte. Die Liquidation der von ihn: eingeleiteten Unternehmungen ergab ein Defizit von rund 2500 Millionen Livres!

Ein gewöhnlicher Schwindler, der sich selbst auf Kosten der betörten Massen bereichern wollte, war Law nicht. Nur wuchsen ihm die Verhältnisse über den Kopf, er selbst wurde zum Opfer der Spekulationswut und verlor schließlich die Zügel völlig aus der Hand.

Die Kolonisation der Mississippiländer wollte er im Ernst betreiben und brachte dadurch leider Tausende unserer Lands-