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Gemälde von C. v. Bergen.
Bang, nie Worte sagen, die nicht aus dem Herzen kommen! Oder bleiben Sie nicht gern? — Nun also! . - . Und jetzt sind Sie so lieb und drücken zweimal auf den Knopf dort an der Wand und setzen sich dann schön wieder auf Ihren Platz."
Das alles kam so mütterlich, so gut heraus, daß Georg sich ganz glücklich fühlte, bleiben zu dürfen.
Als er kaum wieder auf dem Platz saß, trat der alte Diener ein und stellte sich in Positur.
„Gnädiche Frau befehlen?"
„Ach, Geidel, legen Sie doch noch ein Gedeck mehr auf. Herr Bang bleibt zu Tisch."
Der Diener zog die weißen Augenbrauen hoch. Eine gravitätische Ergebenheit lag auf seinen Zügen. „Schon besorcht, Gnädiche Frau. War vorauszesehen."
Die alte Dame sah ihn an und mußte lächeln.
„So? dann ist es gut."
Der Diener ging wieder.
Als er draußen war, wendete sich Frau von Hellstein gleich an Georg. „Das war der alte Geidel — er ist seit über dreißig Jahren bei mir im Hause — schon seit der Zeit, da noch mein Franz gelebt hat. Der hat ihn gerne leiden mögen -— so lasse ich ihm manches durchgehen." Dann lächelte sie wieder. „Stellen Sie sich gut zu dem alten
Geidel -— er kann Ihnen viel nützen! Er serviert nämlich bei Tisch, und wen er mag, der hat's gut. Fragen Sie nur die ,Rabersi — Ja so, die ^Raberü!"
Sie stand auf und schritt zu dem Fenster.
„Sehen Sie das Häuschen, das dort im Hintergrund des Gartens steht? Das ist mein Mabenhaus^. Da wohnen seit vielen Jahren immer sieben junge Künstler, die in Leipzig studieren. Als mein Franz gestorben war, habe ich das kleine Haus zur Erinnerung an ihn gestiftet. Da wohnen die jungen Leute, jeder hat sein Zimmer, und auch für Frühstück und Heizung ist gesorgt. Und da studieren sie. Des Sonntags aber sind sie von Mittags an meine Gäste. Sie werden sie kennenlernen, alle sieben. Es sind ganz prächtige junge Leute darunter — Falk, der Cellist, der Geigenspieler Schmerlin und der Bildhauer Teltscher. Natürlich sind nicht alle gleich — aber im ganzen kann ich zufrieden sein. . ."
„Und für die alle sorgen Sie, Gnädige Frau?" Mit großen Augen sah Georg auf die zarte alte Dame.
Sie lächelte. „Ich für sie — und sie für auch. Ich brauche Jugend um mich, mein lieber Herr Bang — und das wird mir mein alter Geidel auch nicht mehr abgewöhnen, wenn's ihm auch schwer fällt, sich darein zu fügen. Und dann, die jungen Leute bringen mir eines: die Musik. Ich habe ein Hausorchester — Kammermusik auf das ich stolz sein darf: junge Menschen, die Künstler sind und die mich liebhaben . . . Sie spielen mir die schönen Sachen von meinem Franz — aus seinen Konzerten: und Opern und Sinfonien — sie machen mir die lieben alten Erinnerungen wieder lebendig und bringen mir auch alles Neue von draußen in mein altes Leben. Alles — ja, ja — auch diese ganz neuen Sachen, die noch moderner sind als Richard Wagner — mein Gott, was wohl mein Franz, der so viel