Heft 
(1906) 40
Seite
854
Einzelbild herunterladen

854

Ml

MW.-W

Großer Komparator zum Ausmessen und Vergleichen von 4 Meter langen geodätischen Maßstäben.

(Schweiz), fast 30 Jahre beständiger Sekretär jenes Inter­nationalen Meterbureaus, zu zählen sind. Im Jahre 1875 kam auf Grund der Vorarbeiten jener Kommission eine Inter­nationale Konvention, damals von 18 Staaten, zustande, und es wurde beschlos­sen, auf gemein­schaftliche Kosten in Frankreich ein Internationales Maß- und Ge­wichtsbureau zu er­richten, das das beste Urmeter Her­stellen und davon den einzelnen Staa­ten genaueste Ko­pien liefern sollte.

So entstand im herrlichen Park von St. Cloud, nur eine Stunde mit dem Dampfer von Paris entfernt, das auf unserm ersten Bild wieder­gegebene Interna­tionale Maß- und Gewichtsbureau zu Sovres, das gegen­wärtig von 23 Staaten unterhalten und durch ausgezeichnete Gelehrte, unter denen hier nur die Herren Benoit und Guil- laume genannt seien, als wahre Präzisionsstätte exakter Wissen­schaft musterhaft geleitet wird.

Betrachten wir nunmehr die innern Einrichtungen jenes neutra­len Tempels der Meßkunst, genannt Pavillon von Breteuil, zu dem nur wenige Eingeweihte, Fremde fast nie, Zutritt haben, etwas näher.

Seit etwa 15 Jahren ist das Urmeter aus der höchst kost­baren, aber auch unvergänglichen Metallmischung von Platin und Iridium, im Verhältnis von 10 Zu 1, vollendet. Dieser in Form einer Schiene hergestellte starke Platiniridiumstab weist nahe den bei­den Enden je zwei feine, nur 0,002 Millimeter breite Striche auf, durch deren bei gleicher Temperatur un­veränderlichen Ab­stand die Länge des Meters bestimmt wird. Dieses Ur­meter wird unter Anwendung aller nur denkbaren Vor­sichtsmaßregeln in einem Kellerge­wölbe des Pavil­lons von Breteuil aufbewahrt und nur etwa alle fünf

Jahre aus seiner sicheren Verwahrung herausgeholt, um den intakten Zustand festzustellen. Unter die 23 Kulturstaaten der Erde, die jetzt zur Meterkonvention gehören, sind etwa 50 ganz exakte Kopien jenes Urmeters verteilt worden, deren jede einen materiellen Wert von ungefähr 15 000 Mark besitzt.

Zur Herstellung dieser Kopien und zu deren Vergleichung mit dem Urmeter, sowie untereinander, bedarf es besonderer

.

MLLRWMW «

Präzifionswagen, die aus der Entfernung durch Schlüssel bedient und mit einem Fernrohr abgelesen werden.

Präzisionsinstrumente, der sogenannten Komparatoren, von denen das Internationale Maß- und Gewichtsbureau be­sonders zwei hervorragende Modelle besitzt. Das eine ist der aus unserer zweiten Abbildung dargestellte, kleinere Komparator

von Brunner zur Untersuchung der Metermaßstäbe, der Messungen von Längenunterschie­den, Ermittlungen von Ausdehnungs­koeffizienten usw. an scharfen Mikro­skopen mit einer Genauigkeit von Vuioooo Millimeter gestattet, oder, wenn man den tausend­sten Teil eines Millimeters als kleinste Maßeinheit mitMikron" (^) bezeichnet, bis auf 0,01/^*). Zur Er­zielung einer so erstaunlich hohen Präzision hat die Technik bei der Konstruktion und Aufstellung jenes Komparators, sowie bei Berücksichtigung gleich­mäßiger Temperaturverteilungen das denkbar Vollendetste geleistet.

Ein zweiter, viel größerer, auch von Brunner erbauter Komparator ist auf der obenstehenden Abbildung wiedergegeben. Er dient dazu, die zumeist 4 Meter langen geodätischen Meß­stangen auf genaue Länge und Längenänderung mit der Tem­peratur zu untersuchen, bevor sie bei Triangulationen zur Ausmessung einer sogenannten Basis oder Grundlinie benutzt werden.

Auf Expeditionen nach fernen Ländern, wo das Mitnehmen

schwerer und lan­ger Basismaßstäbe unmöglich wird, hat man zum Zweck von Vermessungen mit großem Er­folg auch gespannte und nachher zu- sammenrollbare lange Metalldrähte nach dem Vor­schläge des schwe­dischen Geodäten Jäderin verwendet. Diese äußerst be­quemen und trans­portablen Basis­meßvorrichtungen, die eine Länge von etwa 15 Metern erhalten können, sind durch beson­dere Arbeiten auf dem Internationalen Maß- und Ge- wichtsbureclu Zu wahren Präzisionsapparaten geworden, seit man sie aus einer ganz eigenartigen Metallegierung von Stahl

* Die räumliche Erfassung so überaus lleiner Quantitäten, im Vergleich mit denen sogar die Welten mancher Mikroorganismen noch groß genannt werden können, ist dadurch möglich geworden, daß man zur Ausmessung von Längenunterschieden Verschiebungen von Lichtlinien verschiedener Wellenlängen benutzt Hai.