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Großer Komparator zum Ausmessen und Vergleichen von 4 Meter langen geodätischen Maßstäben.
(Schweiz), fast 30 Jahre beständiger Sekretär jenes Internationalen Meterbureaus, zu zählen sind. Im Jahre 1875 kam auf Grund der Vorarbeiten jener Kommission eine Internationale Konvention, damals von 18 Staaten, zustande, und es wurde beschlossen, auf gemeinschaftliche Kosten in Frankreich ein Internationales Maß- und Gewichtsbureau zu errichten, das das beste Urmeter Herstellen und davon den einzelnen Staaten genaueste Kopien liefern sollte.
So entstand im herrlichen Park von St. Cloud, nur eine Stunde mit dem Dampfer von Paris entfernt, das auf unserm ersten Bild wiedergegebene Internationale Maß- und Gewichtsbureau zu Sovres, das gegenwärtig von 23 Staaten unterhalten und durch ausgezeichnete Gelehrte, unter denen hier nur die Herren Benoit und Guil- laume genannt seien, als wahre Präzisionsstätte exakter Wissenschaft musterhaft geleitet wird.
Betrachten wir nunmehr die innern Einrichtungen jenes neutralen Tempels der Meßkunst, genannt Pavillon von Breteuil, zu dem nur wenige Eingeweihte, Fremde fast nie, Zutritt haben, etwas näher.
Seit etwa 15 Jahren ist das Urmeter aus der höchst kostbaren, aber auch unvergänglichen Metallmischung von Platin und Iridium, im Verhältnis von 10 Zu 1, vollendet. Dieser in Form einer Schiene hergestellte starke Platiniridiumstab weist nahe den beiden Enden je zwei feine, nur 0,002 Millimeter breite Striche auf, durch deren bei gleicher Temperatur unveränderlichen Abstand die Länge des Meters bestimmt wird. Dieses Urmeter wird unter Anwendung aller nur denkbaren Vorsichtsmaßregeln in einem Kellergewölbe des Pavillons von Breteuil aufbewahrt und nur etwa alle fünf
Jahre aus seiner sicheren Verwahrung herausgeholt, um den intakten Zustand festzustellen. Unter die 23 Kulturstaaten der Erde, die jetzt zur Meterkonvention gehören, sind etwa 50 ganz exakte Kopien jenes Urmeters verteilt worden, deren jede einen materiellen Wert von ungefähr 15 000 Mark besitzt.
Zur Herstellung dieser Kopien und zu deren Vergleichung mit dem Urmeter, sowie untereinander, bedarf es besonderer
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Präzifionswagen, die aus der Entfernung durch Schlüssel bedient und mit einem Fernrohr abgelesen werden.
Präzisionsinstrumente, der sogenannten Komparatoren, von denen das Internationale Maß- und Gewichtsbureau besonders zwei hervorragende Modelle besitzt. Das eine ist der aus unserer zweiten Abbildung dargestellte, kleinere Komparator
von Brunner zur Untersuchung der Metermaßstäbe, der Messungen von Längenunterschieden, Ermittlungen von Ausdehnungskoeffizienten usw. an scharfen Mikroskopen mit einer Genauigkeit von Vuioooo Millimeter gestattet, oder, wenn man den tausendsten Teil eines Millimeters als kleinste Maßeinheit mit „Mikron" (^) bezeichnet, bis auf 0,01/^*). Zur Erzielung einer so erstaunlich hohen Präzision hat die Technik bei der Konstruktion und Aufstellung jenes Komparators, sowie bei Berücksichtigung gleichmäßiger Temperaturverteilungen das denkbar Vollendetste geleistet.
Ein zweiter, viel größerer, auch von Brunner erbauter Komparator ist auf der obenstehenden Abbildung wiedergegeben. Er dient dazu, die zumeist 4 Meter langen geodätischen Meßstangen auf genaue Länge und Längenänderung mit der Temperatur zu untersuchen, bevor sie bei Triangulationen zur Ausmessung einer sogenannten Basis oder Grundlinie benutzt werden.
Auf Expeditionen nach fernen Ländern, wo das Mitnehmen
schwerer und langer Basismaßstäbe unmöglich wird, hat man zum Zweck von Vermessungen mit großem Erfolg auch gespannte und nachher zu- sammenrollbare lange Metalldrähte nach dem Vorschläge des schwedischen Geodäten Jäderin verwendet. Diese äußerst bequemen und transportablen Basismeßvorrichtungen, die eine Länge von etwa 15 Metern erhalten können, sind durch besondere Arbeiten auf dem Internationalen Maß- und Ge- wichtsbureclu Zu wahren Präzisionsapparaten geworden, seit man sie aus einer ganz eigenartigen Metallegierung von Stahl
* Die räumliche Erfassung so überaus lleiner Quantitäten, im Vergleich mit denen sogar die Welten mancher Mikroorganismen noch groß genannt werden können, ist dadurch möglich geworden, daß man zur Ausmessung von Längenunterschieden Verschiebungen von Lichtlinien verschiedener Wellenlängen benutzt Hai.