Heft 
(1906) 41
Seite
882
Einzelbild herunterladen

882

einflussungen der Völker untereinander nichts zu tun, sie ist ein häßlicher Auswuchs unserer für alles Ausländische so schnell begeisterten Volksseele, und ihre heute noch vor­handenen Reste müssen von jedem patriotischen Deutschen be­kämpft werden.

Es gilt, zwischen Fremdwort und Fremdwort zu unter­scheiden. Das historisch gewordene, unübersetzbare, das uns

einstmals um einen neuen Begriff bereicherte, soll ruhig an seinem Platz bleiben, aber jedes unnötige, durch ein deutsches Wort gut und voll zu übersetzende müssen wir uns abgewöhnen. Es gibt viele Gebildete, die darüber noch niemals nachdachten. Sie sollten alle die ausgezeichneten, systematischen Ausführungen des Kleinpaulschen Buches zur Hand nehmen, dem wir die vorstehenden Beispielsproben verdanken.

Kokger Irachmarm. (Zu dem untenstehenden Bildnis.) In der Reihe der uns liebgewordenen nordischen Poeten ist der dänische Dichter Holger Drachmann leicht zu finden, und sein 60. Geburtstag, den er am 9. Oktober beging, lenkt die Blicke in besonderer Weise zu der Neckengestalt des Mannes hinüber, in dessen Adern heute noch ein heißes, leidenschaftliches Blut rollt, dessen Pulsschlag in allen seinen Werken und es sind deren viele schlägt. In Kopenhagen wurde Drachmann geboren; von 1865 an besuchte er die dortige Kunstakademie und widmete sich anfangs der Marinemalerei, in der Sörensen sein Lehrer war. Im Jahre 1871 schwenkte er, von dem bekannten dänischen

Literarhistoriker Ge­

org Brandes beein­flußt, der Literatur zu. Mit kecker Hand warf er seine Werke in die Welt, seine

Neapel geboren, kam aber in noch kind­lichem Alter nach Berlin, als König Friedrich Wilhelm III, Gedichte, in denen sich den Vater als ersten

auch so wundervoll Direktor der neu­weiche Züge finden, seine errichteten Kgl. Museen

wuchtigen Erzählungen in die Residenz berief,

und Romane, seine Dra- Sie wuchs in der künst-

men. Weite Reisen in ^ von Elfers, lerischen Umgebung des

Europa schärften sein ^ert rhren 80. Geburtstag. Ejwrnhauses, verständ-

mit den schneeweißen Locken und den blauen Kinderaugen, ihren 80. Geburtstag. Abseits vom Lärm und Staub der großen Welt hat sie in ihrem Berliner Heim gelebt, auf einer stillen Insel reiner Kindlichkeit, sonniger Lebensfreude, im Schaffen für die Allerjüngstm und Jungen ist sie selber jung geblieben, selbst ihre Arbeit war Freude, war Genießen, denn sie durfte aus dem Vollen einer reinen Phantasie, einer warmen Liebeskraft schöpfen, und all ihre Gaben, ob es Bilder, Bücher oder kunstgewerbliche kleine Schöpfungen waren, wurden freudig erwartet, jubelnd begrüßt. Marie von Olfers ist als zweite Tochter des damaligen preußischen Gesandten am Bourbonenhof, Ignaz von Olfers in

Lolger Drachmann, feierte seinen 60. Geburtstag.

Lluges Auge, und als er zurück­kehrte in seine Heimat, ging er, losgelöst von dem Einfluß seines Freundes Brandes, ganz und immer mehr seine eigenen Wege, die ihn zu einer nationalen Richtung führten. Ein Ehrensold vom dänischen Staat ermöglicht dem jungen Alten unabhängiges Schaffen, an dem wir uns hoffentlich noch lange erfreuen werden.

Korn Hrdöeöen in Matparaiso. (Zur untenstehenden Abbildung.) Die furchtbare Erdbebenkatastrophe, die Chile in der zweiten August­hälfte heimgesucht und durch geringere Stöße noch im September des öfteren erschüttert hat, ist in aller Gedächtnis.

Daher wird eine eben erst eingetroffene Auf­nahme aus der jetzigen Ruinenstadt Valpa­raiso unsere Leser interessieren, zeigt sie doch so recht deutlich den Umfang und die verheerende Wirkung der Katastrophe, der jene einst blühende Handelsstadt fast ganz zum Opfer gefallen ist. Was nicht zer­trümmert war durch dieErderschütterungen, brannte nieder, nur Mauerreste stehen noch an Stelle der stolzen Bauten und reichen Privathäuser, ein trau­riges Bild gewaltsamer Zerstörung, dessen Anblick den Be­troffenen, die jene Stätte Heimat nann­ten, schmerzlich ans Herz greifen wird.

Marie v. Hkfers.

(Zu dem obenstehenden Bildnis.) Am 27. Oktober ds. Js. begeht Marie von Olfers, die Greisin

nisvoll geleitet und belehrt, heran, und schon ihre ersten Bücher, be­sonders ihr reizendesFrau Evchen", fanden reichen Beifall. Später trat auch die feinsinnige Malerin her­vor, und der große Erfolg ihrer Bücher beruht nicht zuletzt darauf, daß Marie von Olfers ihr eigener

H Traut, München, Phot.

Graf K. E. zu Leiningen- Westerburg ck-

Calle Merced, Querstraße der Calle Victoria.

Aus Valparaiso nach dem Erdbeben.

Illustrator ist und der Stimmungsgehalt der Märchen und Bilder sich völlig deckt.

Hraf Karl Hunch zu Leiningen-Westerburg. (Zu dem oben­stehenden Bildnis.) Im gerade vollendeten 50. Lebensjahr ist in

Pasing bei München einer der fruchtbarsten Schriftsteller auf dem Gebiet der Geneologie, Heraldik und Siegel - künde aus dem Leben geschieden: Graf Karl Emich zu Leiningen- Westerburg. Ehe sich der Verstorbene seinen Namen als Kunst­historiker und Gelehrter erwarb, war er Soldat und stand als Offizier bei dem 14. Husaren­regiment in Kassel. Nach seiner Verab­schiedung als Ritt­meister zog er sich nach Pasing bei München zurück und widmete sich nun ganz seinen Studien und wissenschaftlichen Liebhabereien. Be­sonderen Fleiß wen­dete er den Exlibris, den Bücherzeichen zu. Seine Sammlung ist wohl die größte Deutschlands; in eng­lischer und deutscher Sprache gab er Schriften über die historische Entwicklung der Lxlidris