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gezeichnete köstliche Gerichtsverhandlung „Die Pfauenfeder" von Georg Sauer, auch wirklich darzustellen, die Rätsel und Scherzfragen zu lösen und die melodiösen Musikeinlagen zum Geburtstag des Vaters, der Mutter heimlich einzustudieren.
Und wie viel Anregung für den jungen Physiker bieten nicht die vorgeführten Experimente, wie glücklich sind nicht die belehrenden Artikel auf geschichtlichem, naturwissenschaftlichem und geographischem Gebiet dem kindlichen Verständnis angepaßt. Da ist nichts von der trockenen Nüchternheit, dem pedantischen Moralisieren, darin man sich früher so oft vergriff, die dem jugendlichen Leser oft das Interessanteste und Liebste verleideten.
Ein frischer, froher, natürlicher Ton lebt in dem Buch, eine festliche, freudige Stimmung, die sich dem Leser mitteilt. Und wenn es ein Prüfstein für den künstlerischen Wert eines Jugendbuches ist, daß auch Erwachsene es mit Genuß und Interesse lesen können, so darf die „Jugendwoche" auf den Titel eines Kunstwerks Anspruch machen, denn sie fesselt von der ersten bis zur letzten Seite und gewährt auch dem verwöhnten und kritischen Geschmack eine reine Freude durch die Fülle und Güte der Texteinlagen und die Schönheit der Bilder, die verschwenderisch zwischen dem Text verteilt sind.
Von der Art und dem künstlerischen Wert der das Buch schmückenden Bilder gibt unsere heutige Kunstbeilage einen Begriff.
Klara Hensels liebliches Landschafts- und Stimmungsbild spricht nicht nur zu den Augen, sondern auch zu der Phantasie und zum Gemüt der jungen Beschauer, und neben ihr haben Künstler wie Hanns Anker, Walther Caspari, Ernst Liebermann, Franz Müller-Münster, usw. dazu beigetragen, daß der jugendliche Geschmack an echten Kunstwerken sich heranbilden könne, um einst mit Verständnis zu genießen, was die Kunst aller Zeiten an Schönem und Herrlichem geschaffen hat.
Welch ein Schatz in Mutterhänden ist dieses Buch, das mannigfache Anleitung gibt, lange Regen- und Winternachmittage für die ungeduldige Jugend kurzweilig zu machen, kleine Finger mit allerlei hübschen Spielen zu beschäftigen und in die jungen Seelen plaudernd und erzählend manches Samenkorn einzusenken, das später aufgeht und Früchte trägt!
Mit der Kunst des Lesens erschließt sich dem Kind eine neue Welt, und gewaltig sind die Eindrücke, die da mit einem Male die junge Seele bedrängen. Es ist eine heilige Elternpflicht, diese erste geistige Nahrung der Kinder zu überwachen, dafür zu sorgen, daß es durch das Lesen nicht „Schaden nehme an seiner Seele".
Eine Reihe guter und wertvoller Jugendbücher haben die letzten Jahre Eltern und Kindern beschert — die „Woche für die deutsche Jugend" ist das neueste und eines der besten dieser Bücher.
A. N.
Abend . » »
Wilder Stürme Wüten Ist verstummt im Raum, Große schwere Blüten Nicken wie im Traum.
Ferne tiefe Glocken, Blasser Nebelstreif,
In den schwarzen Locken Blitzt ein Sternenreif.
Und die Nacht steigt nieder Non der Hügel Rund,
Leise, süße Lieder Wachen auf im Grund,
Singen alle Schmerzen, Allen Kummer ein, Weiße Altarkerzen Lohen still und rein. —
Breiten ringsum Frieden, Fern mit güld'nem Rand Winkt nun allen Müden Das gelobte Land. —
Aus dem Torfmoor.
Non Prof. Or. Max Haushofer.
er durch den Norden oder durch den Süden des deutschen Vaterlandes quer hinfährt, dessen Auge streicht manchmal stundenlang über ernste, traurige, einförmige Landschaften. Flächen, oft unübersehbar lang und breit, sind es, manchmal rotbraun, manchmal grün von Farbe. Häufig glänzen Tümpel darin, die, von weitem gesehen, silbern schimmern; kommt man aber näher hinzu, so zeigt sich ihr Gewässer von dunkler Farbe. Aus dem flachen Boden ragen ab und zu Gruppen von Bäumen und Büschen; es sind manchmal hochstämmige Kiefern, Fichten, auch Eichen und Erlen, mitunter niedriges, knorriges Krummholz. Die Ansiedlungen in diesen Landschaften sind arm und spärlich: graue Holzhütten, durch deren Fugen der Wind streicht, kümmerliche Behausungen armer Kolonisten. Selbst die Tiere, die man in dieser Landschaft sieht, sehen armselig und verwahrlost aus: kleine struppige Pferde und magere kurzhörnige Kühe. Es ist, als seien diese Tiere durch Verkümmerung entartet oder aus Mangel an kräftiger Nahrung in ihrem Wachstum zurückgehalten worden. Und wie die Ansiedlungen und die Tiere, sind Weg und Steg: schlecht und vernachlässigt. Nur die qualmende Lokomotive, die in der Ferne ihren Wagenzug donnernd dahinreißt, freut sich der schnurgeraden Bahn, die ihr hier gezogen werden konnte. An den Rändern der Ebenen, erst wo wieder Hügelland anfängt, zeigen sich Dörfer mit weißen Häusern in Obstbaumhainen. Vergebens späht der Blick in diesen Flächen nach dem steinernen Geripp der Erde; es ist verschwunden, bedeckt unter einem dichter: braunen Filzgewebe, das die Natur in der Arbeit vieler Jahrhunderte darüber gelegt hat: unter dein Torf.
Melancholisch ist das Landschaftsbild des Torfmoors überall. Am anmutigsten erscheinen noch die Torfmoore am Rand der Alpen, weil sie hier unterbrochen werden durch breite, hell blitzende Seespiegel, durch die rasch hineilenden Alpenströme mit ihren weißen Kiesbetten und durch zahlreiche bewaldete oder schön bemattete Erhöhungen, die sich oft inselgleich aus den freudlosen Flächen erheben; und weil auch das Auge einen prächtigen Gegensatz zu ihnen in den blauen, fröhlich geschwungenen Formen der Hochgebirgskette findet.
Freilich sind auch die süddeutschen Torfmoore nicht so ausgedehnt wie die norddeutschen; denn jene Haben zusammen einen Flächeninhalt von nur etwa zwanzig geographischen Ouadratmeilen, wahrend sich die Ausdehnung der nordwestdeutschen allein auf 120—160 Ouadratmeilen erstreckt.
Die süddeutschen Torfmoore finden sich größtenteils auf der bayerischen Hochebene südlich der Donau, weniger in Württemberg und Baden; die norddeutsche!: in Oldenburg, Hannover und in: ganzen Tiefland bis ostwärts zur ruf fischen Grenze. Unter den deutschen Torfmooren, die zusammen eine Fläche von rund einer Million Hektar bedecken, find besonders berühmt das Burtanger Moor in: Emsgebiet, 280 000 Hektar umfassend, und das Erdinger Moor bei München mit 23 000 Hektar.
Möser, Filze, Brüche oder Fehne (Veene) nennt die Volkssprache diese Landschaften, deren Bodengestaltung, Pflan zenwelt, Gewässer und Bewohnerschaft überall eine:: gleichförmigen Stempel tragen: Öde, Einförmigkeit, Armut und
ein gleichförmiges Braun des Erdbodens; tief, tief hinab eine Decke, aus Verwesung gesponnen.