Heft 
(1906) 46
Seite
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Walter Raleighs Kindheit.

Gemälde von I. E. Millai s.

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Ernst und melancholisch im Landschaftsbild, sind die Torfmoore auch in der Werkstatt des Menschengeschlechts ein freudenarmer Boden. Gemieden von der menschlichen Ansied­lung, arm an Tieren und einförmig in ihrer Pflanzenwelt, bieten sie nichts als mächtige Lager aufgehäuften Brennstoffs.

Die Verwendung des Torfs als Brennmaterial reicht un­zweifelhaft bis in die Zeiten des grauesten Altertums zurück. In waldarmen Gegenden von Mittel- und Nordeuropa mußten die frühesten Ansiedler notwendig sich der Torffeuerung be­dienen, wenn sie überhaupt den Winter überdauern wollten. So erzählt ja auch schon Plinius von den alten Chauken, daß sie Erde brannten, um an ihren Flammen zu kochen und sich zu erwärmen.

Bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts aber mußte die Benutzung des Torfs als Brennstoff örtlich ganz be­schränkt bleiben. Der Transport war - mit Ausnahme jener Strecken, wo er mit Fluß- und Kanalschiffahrt besorgt werden konnte zu teuer; so konnte sich bloß die in unmittel­barer Nachbarschaft der Torfmoore wohnende Bevölkerung des Torfs bedienen. Und unter diesen Verhältnissen mußte natür­lich auch die Torfgewinnung und die Torfverwertung bei den rohesten und wohlfeilsten Formen der technischen Prozesse stehen bleiben. Die günstigste Gelegenheit für technische und land­wirtschaftliche Verwertung der Torfmoore bot sich dort, wo die Beschaffenheit des Geländes und Wasserreichtum gestatteten, die

Landschaft mit zahlreichen kleinen Schiffahrtskanälen zu durch­ziehen, die die Abfuhr des Torfs möglich machen. So bei der holländischen Veenkultur.

Mit der Einführung der Eisenbahnen wurde die Sache anders. Der Torf wurde transportfähig, die Spürkraft der Technik warf sich auf ihn, und in wenigen Jahrzehnten konnte sich eine eigentliche Torfindustrie gestalten.

Soll die Torfgewinnung in größeren: Umfang und in vollkommener Weise erfolgen, so muß in den meisten Fällen eine Entwässerung der Moorstrecken stattsinden. Häufig sind ja die Torfmoore so sumpfig, daß sie die arbeitenden Menschen, ihre Gerätschaften und Fuhrwerke nicht zu tragen vermögen. Den Anfang der Arbeiten bildet ein Nivellement der Flüche, um ihr Gefüll zu erkunden. Die übergroße Wassermenge, die zwischen dem Pflanzengewebe der Torfdecke sitzt, wird durch Abzugsgräben vermindert, die das Wasser nach benachbarten Teichen, Bächen oder Flüssen ableiten. Hierzu ist ein strahlen- oder netzförmiges System von Grüben erforderlich, die in einen Hauptentwüsserungsgraben einmünden. Ist diese ein fachste Art der Entwässerung nicht anwendbar, so muß inan zu der kostspieligeren Entwässerung durch Wasserhebemaschinen greifen.

Sobald die Entwässerung so weit vorgeschritten ist, daß das Torflager nur noch etwa 70 bis 80 Teile Wasser enthält, beginnen die Arbeiten der eigentlichen Gewinnung. Will man