Heft 
(1906) 52
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wintergrünen Gehölze, haben. Es hat

namentlich die Nadelbäume, zu leiden nun in der Praxis herausgestellt, daß die blaugrau belaubten Silberfichten . sich gegen dieses Gift am widerstands­fähigsten erweisen, was ihnen eine im­mer umfangreichere Verwendung in den Stadtgärten und in den Gärten der Industriezentren sichert.

Von allen abnorm gefärbten Nadel- bäumen unserer Gärten sind doch die Silbersichten die stolzesten und an­mutigsten.

In der Anpflanzung bunt be­laubter Sträucher und Nadelbäume muß man sich in der Regel A große Beschränkung auferlegen,

denn nur, wenn sie ganz vereinzelt angepslanzt wer­den, bringen sie ebenso wie Form- und Trauerbäume Le­ben sowie Farben- und Formenkontraste in die Land­schaft, der sie aber bei zu häufiger Wiederkehr einen krankhaften Charakter auf­prägen. Es gilt dies na­mentlich von den gelben, gelb und grün oder weiß und grün panaschierten Le­bensbäumen, den bunten Wacholdern, den kugel- und säulenförmigen oder kriechen­den Sorten. Im Gegensatz aber zu all diesen Raritäten ist die edle Silberfichte ein Baum, der stets im Garten seinen Platz aus­füllt und den Beschauer immer zur Bewunderung herausfordern wird. Die Arten, die uns die schönsten Blaufichten liefern, sind kieea punMiw und LnMlmavni; erstere ist in Zahl­reichen abweichenden Formen, letztere auch in einer silber­weißen Abart in den Gärten vertreten. Am auffallendsten sind diese Silberfichten im Juni, wenn sich der junge Trieb entfaltet hat und die silberigen, mit wachsartigem Duft über­hauchten Nadeln einen wirk­samen Gegensatz zu den älteren abgedunkelten Zweigen und zur ganzen Umgebung bilden. Da diese Blaufichten sehr variieren, so werden die schönen Varie­täten nur durch Pfropfen auf gewöhnliche Fichten vermehrt; sie sind sehr teuer und kosten je nach Größe fünfzig bis hundert Mark und mehr.

In neuster Zeit haben diese Silberfichten eine Rivalin in der gleichfalls filbergrau belaubten Korktanne Arizonas (^di68 ari- öonioa) erhalten, die allerdings bisher nur in ganz kleinen Exem­plaren in Deutschland vorhanden ist; die größte Pflanze des Kon­tinents ist z. B. ein etwa meter­hohes Bäumchen des Botanischen Gartens in Darmstadt. Diese Tanne, die den Eingeborenen der Hochgebirge des nördlichen Arizonas längst -bekannt war, wurde 1896 von vr. Hart Merriam auf einer wissenschaft­

lichen Expedition entdeckt und später vom deutschen Pflanzen­sammler Purpus nach Europa gebracht. Neben ihrer silber­farbigen Belaubung Zeichnet diese Tanne eine prächtige silbergraue, korkartige Rinde aus, die bereits zu Zierholz- arbeiten mannigfache Verwendung findet. Die Zukunft muß erst lehren, ob sich dieser Nadelbaum neben den Silberfichten in unsern Gärten behaupten wird. Er ist durchaus winter­hart, da er in Arizona in einer Region von 3000 Metern bis fast zur Baumgrenze, die bei 3600 Metern liegt, vorkommt, er hat aber den großen Fehler, im Gegensatz zu andern Nadelbäumen ungewöhnlich früh auszutreiben, so daß der

Mistel.

Sinn- oder Immergrün.

junge Trieb häufig durch Spätfröste leidet. Von prächtig belaubten wintergrünen Nadelbäumen sehen wir unter den Abbildungen Seite 1101 noch einen Zweig einer hängenden Misch - Zypresse (Olmmaee^paris), darunter den Zweig einer männlichen Eibe. Verschiedenartig ge­staltete Nadelholzzweige lassen sich im Winter

gut zur Aus-

Waldeseu

schmückung von Blumenvasen verwenden; in erster Linie sind hierzu aber Tannen und Fichten zu empfehlen, weil sie jenen bekannten, der Lunge wohltuenden ozonreichen Harz­dust ausströmen, der uns den frischen Weihnachtsbaum so lieb und wert macht.

Wenn wir jetzt mit offenen Augen in Feld, Wald und Gar­ten Umschau halten, so finden wir neben dem Nadelholz auch manch immergrünes Laubgehölz. Einen willkommenen Zimmer­schmuck liefern uns zur Winterzeit die stachlig beblätterten Zweige der Stechpalme, die freilich keinen Anspruch darauf erheben darf, eine wirkliche Palme zu sein. Sie ist ein heimischer, in den Gärten vielfach angepflanzter Strauch, der im Winter neben den unvergänglichen Blättern, fest an die vorjährigen Zweige an­geschmiegt, noch weithin leuch-