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' Immergrüne virginische Eiche.
tende gelbrote Beeren trägt. Diese Beeren schmücken Len schönen immergrünen Strauch während des ganzen Winters, weil ihnen nach meinen Beobachtungen von unfern Stand- und Strichvögeln, für die Mehl-, Holunder-, Ebereschenbeeren u. a. Leckerbissen sind, nicht nachgestellt wird. Auch den harten, metallisch glänzenden blauen Beeren der Mahonien und des Efeus, den roten Beeren des Feuerdorns und den dicken schwammigen Schneebeeren stellt kaum ein Vogel nach. Neben der Stechpalme hat sich auch bei uns neuerdings die Mistel, die in England die Stelle unseres ChristLaums vertritt, mehr und mehr als Weihnachtsgrün eingebürgert. Das ist gut, denn die Mistel ist eine der schädlichsten Schmarotzerpflanzen, die nicht nur auf Wald- und Zierbäumen, sondern auch auf Obstgehölzen schmarotzt, indem sie ihre Wurzeln in das lebende Gewebe ihrer Wirte sendet.
Durch den Weihnachtsbedarf an Mistel- ^ ^
zweigen und den ganzen nestförmigen Büschen wird alljährlich sehr unter diesen Baumpolppen aufgeräumt. Verschiedene Vogelarten, namentlich Drosseln, stellen den mit klebriger Masse gefüllten weißen Mistelbeeren nach und tragen, da sie die Samen nicht verdauen, zur Verbreitung der Mistel bei, und zwar zu ihrem eigenen Verderben, denn aus den Mistelbeeren kocht der Vogelsteller den mörderischen Vogelleim. Auch der Efeu liefert ein geschätztes Wintergrün.
Die unterste Abbildung auf Seite 1102 zeigt Zweige des heimischen Waldefeus in ihrer Doppelgestalt. Die hängende untere Ranke zeigt einen Trieb der jungen Pflanze mit eckigen Blättern. Sobald die Pflanze in blühbares Alter kommt, stellt sie das Ranken ein, die Äste werden dick und sperrig, und die Blätter runden sich. Den Blüten folgen die auf dein Bild dargestellten
Schmalblättriger Kirschlorbeer.
Breitblättriger Buchsbaum.
metallisch glänzenden Winterbeeren. Neben dem Efeu deckt den Boden des winterlichen Waldes noch ein zweites schmuckvolles immergrünes Pflänzchen, das Sinn- oder.J mm ergrün. Es blüht im Frühling leuchtend blau, und man hat es in die Gärten verpflanzt, wo es an schattigen Stellen den Rasen ersetzen muß. Der deutsche Wald hat keinen immergrünen Laubbaum aufzuweisen; die Buchen werfen das Laub ab, während es die Eichen oft noch im trockenen Zustand den ganzen Winter hindurch bis in den
Frühling hinein festhalten. Aus andern Ländern sind aber auch wirklich immergrüne Eichen in unsere Gärten gelangt, die sich allerdings vielfach recht frostempfindlich erweisen. Eine ziemlich harte und dabei schöne wintergrüne Art ist die virginische Eiche. Im Gegensatz zum Wald ist der Garten reich an immergrünen Sträuchern, die aber fast alle aus fremden Ländern stammen. Manche sind sehr empfindlich, müssen deshalb gut gedeckt werden und können dann nicht als winterlicher Gartenschmuck gelten, bei andern, wie den Alpenrosen, werden die Blätter welk, senken und rollen sich unter der Einwirkung des Frostes und der austrocknenden scharfen Winterluft, aber viele Pflanzenarten bleiben schön und unveränderlich, wie Kirschlorbeer und der sehr langsam wachsende Buchs- baum, der dem Holzschneider ein unentbehrliches hartes Holz liefert.
Diese und andere immergrüne Laub- Hölzer sind für unsere städtischen Gärten von unschätzbarem Wert, da sie einerseits eine gute Portion Schatten ertragen und selbst noch unter dem Druck großer Bäume ein leidliches Wachstum zeigen, anderseits aber auch den giftigen Rauchgasen gegenüber, denen so viele Nadelbüume zum Opfer fallen, eine große Widerstandsfähigkeit bekunden.
So hat auch der Winter sein Laub, das uns trotz Eis und Schnee erfreut, wenn wir an kalten, stürmischen Tagen ans Haus gebannt sind, die Natur da draußen nicht ganz schmucklos erscheinen läßt und uns so etwas wie Frühlingsahnung in das winterliche Heim zaubern kann.
Der stille Weg.
(Schluß.) Roman von Richard Skowronnek.
ährend Sacrow seine Vorbereitungen zum Abschied vom Leben traf, versuchte er sich klarzumachen, weshalb er das alles tat, aber der eigentliche Beweggrund wollte ihm nicht mehr einfallen . . . Alles wie weggewischt hinter der Stirn, nur ein dumpfes, die ganze Brust ausfüllendes Schmerzgefühl und der unwiderstehliche Zwang, ein Ende zu machen. Alles, was seines Lebens Inhalt ausgemacht hatte, lag ja in Scherben, war zertrümmert . . .
Er hob argwöhnisch den Kopf: hatte da nicht eben jemand auf die Türklinke gedrückt? . . . Aber nichts regte sich weiter . . . es waren wohl nur wieder einmal die verdammten Nerven gewesen! . . . Aber da . . . jetzt . . . Schritte im
Wohnzimmer... Er richtete sich auf und schrie den Freund mit verzerrtem Gesicht an: „Was willst du hier noch, und wie bist du hereingekommen? Weshalb läßt du mich nicht ruhig meiner Wege gehen? ..."
„Ein bißchen viel Fragen auf einmal", sagte der Oberleutnant Hartung ganz ruhig und steckte den auf dem Schreibtisch liegenden Revolver ein. 2 also: durch die Küchentür, nachdem ich die vordere verschlossen gefunden hatte. Das übrige aber wird sich später finden!"
Henner trat dicht auf ihn zu. „Hörst du," sagte er heiser, „ich gebe niemand das Recht, sich in meine allerinnersten Angelegenheiten zu drängen!"