Heft 
(1906) 52
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Neujahrskarten aus Hisen. (Zu den untenstehenden Abbildungen.) Als das Märkische Provinzialmuseum noch im alten Köllnischen Rat­haus zu Berlin untergebracht war, erregte eine Sammlung eiserner Neujahrskarten die Bewunderung vieler Besucher, und wir glauben auch mrern Lesern mit einigen Wiedergaben dieser seltsamen Karten Freude zu bereiten. Die Entstehung der meisten fällt in die Jahre von 1805 bis 1832, doch sind einzelne auch später ausgegeben worden, wie unser Bild mit der Inschrift:Berl. Hamburg 1848 Eisenbahnhof" zeigt. Die aus Gußeisenplatten hergestellten und schwarzlackierten Karten Erzeugnisse der einstigen Königlichen Erzgießerei zu Berlin weisen zum Teil Ansichten von Berlin selbst aus, wie: das Königliche Schloß Unter den Linden, das Denkmal des Großen Kurfürsten, die Königliche Erzgießerei und ihr Kapellchen", zum Teil geben die Abbildungen Ansichten fremder Städte wieder: das Blücher­denkmal in Breslau, das Römertor zu Trier, das Münster zu Straßburg usw. Wohl in Erinnerung der Befreiungskriege wurde das Original unserer Abbildung gegossen, das in­mitten allerlei Eisenerzeugnisse, von Lorbeer und Palmenzweigen umgeben, die Worte zeigt:

Glorreiche Waffen gibt das Eisen. In .

Künsten schafft es Schmuck und Nutzen. Die Eisenarbeit segne Gott." Der Reliefguß sämtlicher Karten ist aufs genaueste ausgeführt, die Ansichten wirten künstlerisch schön. Es gibt Sammler, die für ein ihnen fehlendes Stück dieser zum Teil sehr seltenen Neujahrskarten hohe Preise zahlen.

Bergfahrt vom Mopocatepett in Meriko. lZu der unten­stehenden Abbildung.) Auf der Fahrt durch die Hochebene von Mexiko fallen dem Reisenden die schneebedeckten Berghäupter der Orizaba und des

Popocatepetl ganz

Vulkanmasse birgt, scheint unerschöpflich zu sein. Alexander von Humboldt hat ihn auf 100 Millionen Tonnen geschätzt, und andere Beobachtungen ließen erkennen, daß noch heute die Ablagerung von Schwefel immer von neuem stattfindet. So hat eine Gesellschaft nordamerilanischer Kapitalisten den Vulkan neuerdings angekauft und trifft Anstalten, die Ausbeutung in rationeller Weise zu betreiben. Auf dem Boden des Kraters, der 180 bis 200 Meter tief unter dem Kraterrand liegt, wird eine Bahn erbaut werden, die die einzelnen Werkstätten miteinander

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besonders ins Auge. Der erstere dieser Gipfel ist der höchste Berg Zentralameri­kas, der sich bis zu der stolzen Höhe von 5583 Metern auf­türmt. Etwas nied­riger ist der Popo­catepetl, der sich 5452 Meter über dem Meeresspiegel erhebt. Beide sind im Erlöschen begriffene Vulkane. Der Popo­catepetl ist aber für den Menschen der

wichtigere; denn die vulkanischen Kräfte haben in seinem Krater ungeheure Massen von Schwefel angehäuft. Zu dieser: Lagern waren schön die Soldaten des Eroberers Cortez hinaufgestiegen und holten sich Schwefel zur Herstellung von Pulver. Seit jener Zeit arbeiten in den dampfenden Essen fleißige Menschen mit Pickel und Schaufel, sammeln den Schwesel und das losgelösteSchwefelerz" in Körbe, die etwa 20 Pfund fassen; durch Winden werden diese Körbe an den Kraterrand emporgezogen und nun. andern Arbeitern übergeben,

Berlin-Lamburger Eisenbahnhos 1848.

die sie ins Tal bringen, dessen Sockel von Nadelwäldern bedeckt ist, trägt von 4400 Meter an die Schnee­hülle, und so muß der Schwefel über Firn­felderbefördert w erden. Dafür haben die Mexikaner eine ein­fache Methode er­sonnen. Die Arbeiter setzen sich mit ihrer Last auf Strohmatten und gleiten auf ihnen mit großer Geschwin­digkeit talabwärts. Unser Bild stellt eine solche Rutschpartie dar, die in den letzten Jahren auch viele Touristen mitgemacht haben. Die'^e primi­tive Beförderung, die vier Jahrhunderte hin­durch üblich war, wird in nächster Zeit auf­gegeben werden. Der Schwefelschatz, den die

Der Berg, an dessen Fuß Eichen grünen und

verbinden soll. Durch eine Drahtseilbahn soll der Schwesel zum Rand emporgehoben und aus einer zweiten Drahtseilbahn zum Fuß des Berges befördert werden, wo man ihn in Raffinerien läutern wird.

Kokornakratten. Die Ratte ist ein wander­lustiges Tier, das sich im Lauf der Zeit über fast alle Gebiete der alten Festländer verbreitet hat. Sie benutzte aber auch als blinder Passa­gier die Seeschiffe der Menschen, kolonisierte mit und machte sich seßhaft selbst auf den ent­legensten Inseln. Infolge ihrer Fruchtbarkeit kann sie hier zu einer schrecklichen Plage werden Das ist gegenwärtig in unserer jüngsten Kolonie Samoa der Fall. Mit Freuden hat man dort die Kakaokultur in Angriff genommen, ohne 1816. freilich zu ahnen, daß ein großer Teil der

Muhe einfach den Ratten zugute kommen sollte. Mehrere Pflanzer schreiben von dort an das Koloniälwirtschaftliche Komitee:Der Schaden, den die Ratten in den wenigen bisher tragenden Kakaobeständen durch An- und Aussresfen reifer und unreifer Früchte angerichtet haben, ist dermaßen besorgniserregend, daß ein baldiges energisches Einschreiten gegen dieses Übel dringend geboten erscheint. Sollte dereinst jene schwerwiegende Frage Samoas gelöst werden, dann werden auch die Kakaopflanzer einer besseren Zukunft ent­gegensehen können."

Im Anschluß daran berichtet I)r. Soskin imTropenpflanzer" über die üblen Er­fahrungen, die man in anderen Kolonien mit den Ratten macht.

Besonders schwer­wiegend sind die Schäden, die die Ratten auf San Thomö anrichten.

Dort fressen sie jähr­lich den fünften Teil der Ernte auf. Beim

Kakao allein kann der Verlust jährlich auf drei Millionen Frank geschätzt werden, geschweige der Verwüstungen, die sie in den übrigen Kulturer der Insel anrichten. Sehr bedeutend ist die Rattenplage auf den britischen Antillen, besonders auf Trinidad. Auch auf Martinique ist der Schaden, den die Ratten in den Zuckerrohrpflanzungen verursachen, außerordentlich hoch. Hier hat man zu verschiedenen Mitteln gegriffen, um das Ungeziefer auszurotten. Man bediente sich zunächst einer einheimischen giftiger Schlange, die den Raiten eifrig nachstellte. Als sie sich^aber vermehrte sahen sich die Einwohner gezwungen, auch gegen die Schlange vorzu­gehen. Vor etwa zehr Jahren führte mar nach Martinique dm Ichneumon ein, urü zwar aus Jamaika wohin es 1872 am Indien importier wurde. Dieses klein Raubtier sollte sowoh gegen die Raiten ab auch dieSchlangen vor gehen Anfangs gin die Sache gut, darr aber fand das Ich neumon am Haus geflügel mehr Gefalle: es verletzte auch nütz liche Tiere, wie Krö ten und Eidechsen, un vergriff sich schließlü an Obst und Zucker rohr, zu deren Schu es geholt wurde. D sich das Tier gleick falls durch eine außei ordentliche Fruchtbar keil auszeichnet, wur> es zu einer nem

Kleine Kapelle im Gießhaus der Kgl. Eisengießerei 1805

Bergfahrt vom Popocatepetl in Mexiko.