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ringste Bestürzung oder Verlegenheit, nur das Hemd zog sie ein wenig fester über der jungen Brust zusammen und stand, auf ihren Hirtenstab gestützt, ruhig still, den Hund beschwichtigend, der ini Begriff war, zähnefletschend auf den Fremden loszufahren.
Nun begann Peire, der sich alsbald überzeugt hatte, daß die Heerde fannnt der jungen Hirtin zu dem Dorfe gehörten, das an sein Schloßgut grenzte, mit der sicheren Vertraulichkeit, wie man ein halb und halb leibeigenes Geschöpf behandelt, ein Gespräch mit dem Mädchen, zugleich im Stile der idyllischen Conversationen, die unter dem Namen Pastorelleu damals vielfach gedichtet wurden. Denn da er immer noch mit stiller Sehnsucht in die verscherzte poetische.Welt sich zurücktrüumte, kam es ihm gelegen, hier nun einmal in morgenheller Wirklichkeit zu erleben, was er bisher, etwa in den sechs berühmten Pastorellen Guiraut Riquier's, nur als eine reizende Erfindung betrachtet hatte.
„Mädchen (Mosa)," fing er an, — „ich habe dein Thun und Treiben unten am Wasser mit angesehen und glaube, daß du von innen ein ebenso sauberes Hexchen bist wie von außen. Und doch bist du zu hübsch, um noch nichts von Liebe zu wissen, und gewiß wartet jetzt dein Liebster oben im Gebüsch, daß du ihm den Morgenkuß bringst."
„Herr," erwiderte sieflink, „Ihrtäuscht Euch sehr. Ich bin noch so frei und ledig wie mein jüngstes Milchlämmchen und denke auch meinen Stand nicht sobald zu verändern."
Und Peire darauf: „Aber so jung bist du doch nicht mehr, daß dir das Alleinsein nicht leid werden sollte. Sage, wie alt du bist?"
„Genau so alt wie mein kleiner Finger."
„So gieb ihn mir einmal her, daß ich ihn ausfrage."
rkauf in Gesang. 9
„Herr, Ihr nähmt wohl gar die ganze Hand. Ich brauche sie aber, um meinen Stab zu regieren." — Und sie erhob den Stab mit einer schalkhaft drohenden Geberde.
„Da ich nicht zu deiner Heerde gehöre," sprach Peire lachend, „magst du den Stecken nur immer wegwerfen und dich zu mir auf den Rasen setzen. Ich möchte dich allerlei lehren, was du noch nicht kannst."
„Herr, ich bin ein dummes Kind und habe keine Zeit, um das zu lernen, was man auf den Schlössern der Vornehmen thut. Bitte, gehet mir von der Seite, mein Esparviers wird ungeduldig, da er Eure feinen Reden so wenig versteht wie ich selbst."
„Warum hast du deinen Hund ,Sperber- genannt?"
„Weil er wie ein Stoßvogel zufährt, sobald der Heerde oder der Hirtin selbst eine Gefahr droht."
„Dann mag er heute nur ruhig sein. Denn ich selbst will dir nichts Böses thun, vielmehr nur Liebes und Holdes. Im Ernst, Mädchen, du gefällst mir sehr, und da ich kein Liebchen habe, du aber keinen Liebsten, so meine ich, wir Zwei taugten zusammen."
„Nimmermehr, Herr. Ihr seid mir nicht ebenbürtig."
„Kennst du mich denn? Und wie heißest du selbst?"
„Viernetta, Herr, zu dienen. Ihr aber seid Herr Peire von Maensac, der Herr der Burg droben, und darum taugt Ihr nicht zu mir."
„Bin ich dir nicht vornehm genug?"
„Allerdings. Denn ich bin eine Königin und Ihr nur ein Ritter. Sehet, dort mein Volk gehorcht mir auf den ersten Ruf, und wenn der Feind in mein Reich einbricht, brauch' ich nur meinem Feld- Herrn zu pfeifen, so verjagt er ihn, und wenn er zehnmal stärker wäre als er