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_ Heyse: Der
wandeln pflegte. Der Hund Esparviers schlug an; Peire rief ihn leise bei Namen, da kam er besänftigt ihm entgegengelaufen und betrachtete den nächtlichen Gast mißtrauisch, aber nicht feindselig, da er am Morgen von ihm geliebkost worden war. Er folgte ihm jedoch auf der Ferse und rieb seine Nase an dem Bein des vorsichtig Schreitenden, wie um ihn zu warnen, daß er nicht durch einen dreisten Streich das gute Einvernehmen stören möge. Peire aber war dicht an den Schäferkarren herangetreten, dessen Thür fest verschlossen war. Er drückte sein Ohr an die Bretterwand und hörte drinnen das ruhige Athmen des schlafenden Mägdleins. In der Hürde wurden die schlummernden Thiere unruhig und hoben ein wenig die Köpfe bei der ungewohnten Störung. Der Hund aber ließ ein kurzes scharfes Knurren vernehmen, das sie ver-! sichern sollte, er sei da und sie brauchten sich keine Sorge zu machen. Dann setzte er sich mit gespitzten Ohren zwischen die Deichselstangen des Wägleins, die auf die Erde gestützt waren, und sah starr auf die kleine Thür.
Peire aber, nachdem er eine Weile gewartet, entschloß sich endlich, sacht au das Häuschen zu pochen, worauf es sich in: Inneren zu regen begann. Doch erhielt er auf seinen Ruf und die Bitte, ein wenig herauszukommen, da er etwas Wichtiges zu verhandeln habe, keine Antwort. Er wußte indessen, daß man drinnen wach sei, und fing nun an, eine leidenschaftlich dringende Beichte zu stammeln, zu sagen, daß er keine Ruh' und Rast mehr habe, seit er sie gesehen, und sich hoch und theuer zu verschwören, die Stille der Nacht und die einsame Stätte nicht zu mißbrauchen, um ihr nur die kleinste Huld abzutrotzen, die sie ihm nicht gern gewährte. Diese flüsternde Beschwörung währte eine geraume Zeit, ohne daß man sie aus dem Inneren des Kastens !
rkaufte Gesang.
der geringsten Erwiderung würdigte. Der verwöhnte Herr, der bei weit vornehmeren Damen schwerlich so lange ohne Erhörung gefleht haben würde, gerieth endlich in eine heiße Empörung, da er merkte, daß seine nächtliche Rolle noch weniger ehrenvoll ablief als seine morgendliche. Er ließ sich daher von seiner Beschämung verführen, einige Drohungen auszustoßen und den verschlossenen Starrkopf vor seinem Zorn und etwaiger Rache zu warnen. Alsbald klang ein schrilles Pfeifen aus dem stummen Kämmerchen heraus, und im selben Augenblicke sprang Esparviers von seinem Wachtposten hinweg, mit wüthendem Gebell den erschrockenen Nachtschwärmer anspringend, doch ohne noch seine scharfen Zähne zu brauchen. Peire sah wohl ein, daß es nicht ritterlich l sein würde, das Jagdmesser, das er im ! Gürtel trug, gegen das treue Thier zu kehren, vielmehr ein Rückzug mit heiler Haut das Einzige sei, was noch zu retten bliebe. Also fing er laut und lustig an zu singen, suchte das ungestüme Thier durch Koseworte zu besänftigen und machte sich mit unterdrücktem Ingrimm, indem er der unsichtbaren Herrin eine gute Nacht zurief, hinweg wie der Fuchs vom Taubenschlag, den er fest verwahrt gefunden hat.
Auch hütete er sich wohl, dies nächtliche Abenteuer in Reime zu bringen, zumal eine Pastorelle, in welcher die Hirtin auf alle Fragen und Bitten nicht ein armes Wort erwidert, etwas Unerhörtes gewesen wäre. Statt dessen machte er seinem mißhandelten Herzen in einigen Strophen Luft, in welchen er die grausame Sprödigkeit des Mägdleins mit Allem verglich, was in der todten und lebendigen Natur als rauh, hart und undurchdringlich bekannt ist, vor Allem aber mit dem Magnetstein, der sein ehernes, gegen alle Weiberlockung festumpanzertes Herz sich auf Schritt und Tritt nachzöge. Diese langentbehrte Uebung seiner gelieb-