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Heyse: Der ve
Martyriums froh war. Da es aber so ziemlich immer auf dasselbe hinausläuft, mag es mit obiger Probe sein Bewenden haben.
Auch verzichten wir darauf, den Fortgang dieses unfruchtbaren Liebeshandels durch die sieben oder acht Tage, die er noch währte, mit umständlicher Chronistenfeder zu schildern oder gar die gereimten Zeugnisse seiner wachsenden Verblendung hier einzuschalten, da dem kühleren Zuschauer nicht jedes Härchen, Fältchen oder Muttermal in Viernetta's bräunlichem Gesicht so wichtig sein kann wie dem schwärmenden Poeten/der nun einmal glaubte, in diesem schlichten Kinde den Inbegriff alles dessen entdeckt zu haben, was dem Manne am Weibe reizend, tröstlich und nöthig ist: gesunde Jugend und Anmnth, Ehrbarkeit und festen Sinn und dazu einen Mutterwitz, der das gleiche Wesen täglich und stündlich als ein neues erscheinen läßt. Er wurde durch den Verkehr mit ihr je mehr und mehr entflammt und sogar nicht abgekühlt, als sie ihn eines Tages, da Esparviers, im Kampf mit einem großen Metzgerhnnd verwundet, seitwärts hinter dem Karren lag und seine Herrin mit der verbundenen Pfote nicht beschützen konnte, ziemlich derb erfahren ließ, aus welchem Holz ihr Hirtenstab geschnitzt sei. Denn verstohlener Weise waren seine Lippen ihrer runden Schulter zu nahe gekommen, die ein wenig aus dem Hemd hervorsah. Kaum aber hatte er nur flüchtig an die verbotene Frucht gerührt, so wurde ihm eine scharfe Buße zu Theil. Das Mädchen blitzte ihn an wie einen Missethäter, dem der Hals nicht mehr sicher auf den Schultern steht, schlug heftig mit ihrem Stecken ihm auf den Arm, der ihre Hüfte umspannen wollte, und zog sich sofort in die feste Burg ihres Schäferkarrens zurück, obwohl der Mond eben erst anfgegangen und die Zeit noch nicht gekommen war, wo sie ihren vornehmen Gesellschafter unerbittlich heimzuschicken pflegte.
ckaufte Gesang.
Nun versuchte es Peire, durch diesen thätlichen Beweis von der Tugend seiner Liebsten erst recht entzündet, auf eine andere Art, indem er sich an die Mutter wandte, die in einer der ärmsten Hütten des Dorfes ganz allein hauste und sich kümmerlich genug mit Spinnen und Weben durchbrachte. Da er sie an ihrem dürftigen Herde bei einem Lichtspatt überraschte und sie ihn als den Vogelsteller, der ihre wilde Taube umschlich, nicht zum freundlichsten empfing, rückte er sofort, als ob er der erfahrenen Alten gegenüber die Umschweife sparen könne, mit seinem Anerbieten heraus: er wolle die Tosa auf seiner Burg haben, als Beschließerin und Haushälterin über allem Gesinde, da er sie doch einmal seines ritterlichen Standes wegen nicht zu seiner Gemahlin erheben könne. Sie solle es gut haben und allezeit in Ehren bei ihm gehalten werden, und wenn er je, was nicht denkbar sei, eine Hausfrau heim- führe, neben der sie keinen Raum haben würde, sollte sie ihr Lebelang versorgt werden, wie es keine Wittwe eines Barons besser wünschen könne. Auch die Mutter werde nicht leer ausgehen, wessen zur Bekräftigung er sofort einen kleinen Haufen Goldes gleichsam zum Drangelde für den ehrenwerthen Handel auf die Steine des Herdes legte.
Hier aber gerieth es ihm noch schlechter als bei der Jungen. Denn nachdem die Alte, die ihn erst niit einem festen Kopfschütteln abzuweisen versucht, seine ganze hartnäckige Verranntheit in diesen Plan inne geworden war, erwachte in ihr eine solche Wuth und Empörung, daß sie, ohne ein Wort zu sagen, das Gold zusammenraffte und es dem Versucher ins Gesicht warf. Er mußte eilig den Rückzug an- treten, denn die Alte, deren kluges und wohlgebildetes Gesicht sich unheimlich verzerrte, schien den Wocken, den sie gerade m Händen hielt, nicht träger zu