Issue 
(1881) 295
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Hcyse: Der ve

Wie mm das junge Paar bei ihr eintrat und sie Alles begriff, wurde sie durch das unverhoffte Glück ihres Kindes ganz so erheitert und floß so unerschöpflich von munteren Worten über, wie ihre Tochter ihren Mutterwitz plötzlich eingebüßt zu haben schien. Auch war die junge Frau kaum zu bewegen, etwas von den Speisen anzurühren oder aus einem Becher zu nippen, während die Mutter ihrem Eidam zu beweisen suchte, daß sie sich Wohl ans Lebensart verstände, wenn sie ihn auch bei seinem ersten Besuch so unhöflich ab­gewiesen. Also blieben die Drei einträchtig beisammen, bis es nahe an Mitternacht ging. Dann stand Herr Peire auf, und die Alte fragte, wo sie denn zu bleiben gedächten; in der Hütte sei schwerlich ein schickliches Brautbett zu rüsten.

Wir gehen nach Hause," versetzte Peire lachend.Meine liebe Frau hat ja ein eigenes Dach, unter dem wird wohl auch Platz für ihren Gatten sein."

Damit verabschiedete er sich von der Schwiegermutter, umfaßte seine Liebste und wandelte mit ihr zum Dorf hinaus unter allerlei halblauten, scherzenden Reden, auf die sie die Antwort schuldig blieb. Die Sterne flackerten hoch am Him­mel wie hunderttausend Hochzeitsfackeln, und der Wind, der über das schlafende Land hinstrich, harfte ein Brautlied in den hohen Wipfeln.Horch!" sagte Peire, klingt es nicht lustiger und feierlicher als alle Flöten und Geigen auf Schloß Maensac?" Sie aber schwieg und drückte sich zitternd an ihn. Dann verbrachten sie die Nacht in dem Schäferkarren, der einsam auf dem Hügel stehen geblieben war; denn selbst der treue Esparviers konnte sie dort nicht bewillkommnen, da er die Heerde nicht verlassen hatte. Sie wohnten aber in dem engen Häuschen drei Tage und drei Nächte, und es däuchte ihnen, als ob sie es mit keinem Schlosse vertauschen möchten. Als dann eine an-

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dere Hirtin gefunden war, zog Peire mit seinem jungen Weibe, das nun die Sprache und das Lachen und ihren Gesang wieder­gefunden hatte, aus der Gegend hinweg, wo nach und nach seine Heirath ruchbar geworden war und Neugierige kamen, das seltsame Schäferglück zu begaffen. So lange der Sommer noch währte, dachte er nicht daran, sich irgendwo seß­haft zu machen. Er wollte seiner Frau Liebsten, die nie über das nächste Weide­land hinausgekommen war, erst ein Stück Welt zeigen, und so ward er der Erfinder der sogenannten Hochzeitsreise, die dazu­mal noch durchaus nicht im Brauche war. Er war dabei so guter Dinge, daß er fast immer im Wandern dichtete und sang. Die Schlösser der Vornehmen aber vermied er, hielt sich dafür in den Herbergen, wenn er gute Gesellen dort traf, nicht für zu kostbar, ihnen ein Lied zum Besten zu geben, das neueste, das ihm unter­wegs eingefallen war, und erwarb sich überall große Gunst. Damit aber auch Viernetta ihre Kunst zeigen könne, hatte er ein paar Gesätzlein gedichtet, bei denen sie die zweite Stimme sang und den'Re­frain dazwischen, der in nichts Anderem als in Vogelstimmen bestand. Das klang nun folgendermaßen:

Wenn Busch und Hain von Liedern klingt, Tiriwitt! Kuku! Tirili!

Die Nachtigall im Flieder singt,

Tjo tjo! Ziküh! Ziküh!

Wer da noch hockt und Grillen fängt,

Sein Hütlein nicht ins Blaue schwenkt,

Der ist ein Narr, daß Gott erbarm'!

Die Drossel spottet: Narr! wie arm!

Der Häher höhnt ihn spät und früh:

Hehe! Tiriwitt! Ziküh!

Ich ging des Morgens durch den Hain,

Tiriwitt! Kuku! Tirili!

Da saß und sang ein Mägdelein:

Tjo tjo! Ziküh! Ziküh!

Ich srug sie: Holde Schäferin,

Bist du mir gut, wie ich dir bin?

Und sie: Du Narr, daß Gott erbarm'!

Bist mir zu schlecht, bist mir zu arm,

Die Drossel spottet spät und früh

Hoho! Tiriwitt! Ziküh!