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Jllust riete Deutsche Monatshefte.
Da rief ich einen Priester an,
Tiriwitt! Kuku! Tirili!
O hilf mir, heil'ger Gottesmann!
Tjo tjo! Müh! Müh!
Er sprach: Du Narr, daß Gott erbarm'! Nimm flugs das Mägdlein in den Arm,
Mein Segen macht aus euch ein Paar,
Und Niemand spottet mehr: du Narr!
Nun herze sie so spät wie früh!
Haha! Tiriwitt! Ziküh!
In diesem harmlosen Schelmenliedchen haben wir zugleich eine Probe gegeben von Herrn Peire's Dichtungsart, mit welcher er sich die Gunst der guten Bürger und kleinen Leute eroberte, so daß seine Reise durch das Land ihm so viel Freuden und Ehren brachte, wie er als ein höfischer Sänger zuvor nie erlangt hatte. Als aber der Winter kam und sein Weib überdies nicht mehr so leichtfüßig neben ihm herschritt, auch das Reisegeld auf die Neige zu gehen drohte, miethete er mit dem Reste seiner Barschaft für seine junge Frau ein Häuschen in einer kleinen Stadt und sandte ihrer Mutter Botschaft, daß sie kommen und ihre Tochter pflegen möge. Er selbst begann wieder beim Adel des Landes als ein richtiger Troubadour zu erscheinen, der um der wunderlichen Abenteuer willen, die von ihm verlauteten, eher besser als übler ausgenommen wurde. Denn viele von den Edeldamen, Gräfinnen
und Vizgrafinnen sahen es als eine Ehrensache an, den edlen Herrn von Maensae seiner niedrigen Gefährtin abspenstig zu machen. Peire ließ sich alle Gunst und zuvorkommende Güte wohl gefallen, zeigte sich dankbar dafür, indem er im besten Stil der Conrtoisie Canzonen dichtete, die den schönen Frauen alles Siiße und Ehrenvolle nachsagten, hütete sich aber wohl, sich mit seinem Herzen und seiner Person in eines der Netze verlocken zu lassen, die ihm zahlreich gestellt wurden. Vielmehr sobald der Frühling wiederkam, verschwand er plötzlich, auch wo ihm am sanftesten gebettet war, und erschien in dem bescheidenen Hause seiner Biernetta, der er die reichen Gaben seiner vornehmen Gönner in den Schoß schüttete. Er wußte, daß sie ihn immer in gleicher Lieb' und Treue erwartete und die Kinder, die sie ihm geboren, so wachsam behütete wie vor Zeiten die Schafe auf ihrer heimathtichen Flur, lind als er endlich in hohen Jahren starb und seine alte Frau ihm die Angen zudrückte, lag ein lächelnder Frieden ans sei nein Gesicht, znm Zeugniß dafür, daß er es lebenslang nicht bereut hatte, ein ritterliches Schloß und eine stolze Braut hin- gegeben zu haben, um ein treues Herz und einen freien Gesang dafür einzutauschen.