Jllustrirte Deutsche Monatshefte.
Jünglingen, welche die Kraft sich erproben, die wilden zu bänd'gen.
Hier schönlockige Knaben, ersehnend den Tag, der auch sie einst Sieht in der Kämpfenden Schar, um den Kranz, vor Angen des Volkes. Aber, das Staubesgewölk zertheilend, erscheint von der Straße Zug um Zug, mit Rossegespann, lasttragendem Maulthier,
Sclaven und Reisigen, kriegerisch halb, halb mußebelustigt.
Welch ein Schauspiel heut' schon! Erfreuend auch in der Verwirrung!
Archippos.
Laß uns dem Staub uns entziehn und der Sonne! Geordnet erscheint dir Morgen nur schöner das Bild. Da drüben auch bei der Platane,
Wo man den Brunnen gefaßt und mit Marmorstufen den Ruhplatz Schmückte, verlohnt sich mehr uns ein -Rundblick. Simmias wartet Dort, mein Sclave. Mit Botschaft hieß ich ihn kommen. Da ist er Schon, und erwünscht auch die Rast. Nun, Simmias, hast das Geschäft du Richtig gemacht? Sind schön auch die Kränze? Die Hüter des Haines Kannten dich hoffentlich noch? Nun, gut. Ich führe den Gastfreuud Mit zu dem heiligen Platz, um das Werk zu beschauen. Doch du sollst Zum Gymnasion mir voraus, nach Charinos zu sehen.
Geh', dort tress' ich dich wieder! — Verzeih' mir, Gorgias, daß ich Häusliches trieb und besorgt'! Man muß sich behelfen. Gewohnheit Lehrte den Ort und den Tag mich nützen, und Simmias kennt das Dreißig Jahre mit mir. Doch nun in dem mauerumschloßnen Tempelbezirk laß freier uns athmen! Erreicht ist die Pforte.
Gorgias.
Ewige Götter! Es faßt ein Schauer in dieser geweihten Schattigen Kühle das Herz! Hochragende Stämme, verloren Fast, unendlich erhöht, im Gewölb grünlaubiger Aeste,
Wo sieht euresgleichen die Welt? Stillathmende Ruhe Dämpft der Bewundrung Ruf zu beseligtem Staunen. Es theilt sich Plötzlich der Dämmrung Grün, und die Strahlen der Sonne beleuchten Matten, Gebüsch, und im Glanz hellschimmeruder Säulen und Giebel Hebt sich ein Marmorhaus, hochragend, in reiner Vollendung!
Archippos.
Das ist Phidias' Werk, Zeus' Tempel. Des Gottes gewalt'ges Bild im Inneren schaun und das Werk ins kleinste bewundern Wollen wir künftig. Du mußt dich der Führung heute bequemen,
Die auf dem eigenen Weg mir beliebt und nach eignem Bedürfen.
Gorgias.
Ganz vertrau' ich mich dir! Du führe nur! Zeigt doch ein jeder Schritt mir Wunder der Kunst und des Anschauns nimmer ein Ende:
Diese Gestalten, wie groß und erhaben! Mit menschlichen Zügen Götter, in heiliger Ruh'! Hochsteigende Rosen zu Füßen,
Drüber des Lorbeers Dach und den Schirm breitästiger Fichten. Marmorschimmernde Kammern mit zierlichen Säulen, gestiftet, Weihegeschenke des Danks zu empfangen der Fürsten und Städte.
Horch! Ein erquickendes Rauschen! Es gießt die Najad' aus dem Kruge Felsengeborene Fluth, kühl rinnend, in glänzende Schalen