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(1881) 295
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Roq netto: Olympia.

Und vielarmig vertheilt zum schönumraudeten Becken.

Dort, ein mächtiges Werk! Ein Vierspann eherner Rosse Vor reichgoldenem Wagen! Er trägt den beglückten Gewinner Ewig dauernden Ruhms. Doch nun entzückt sich das Auge,

Schweisend, verlockt und gebannt, endlos an junger Gestalten Herrlichem Bau. Das lebt, als wär' durch göttliches Machtwort Plötzlich erstarrt zu Gestein der lebendigen Glieder Bewegung,

Doch durchfluthen, so scheint's, warmquellende Pulse den Marmor.

Knaben und Jünglinge, schlank, und die Wucht herkulischer Männer,

Alle gekrönt durch Sieg! Die zu Ehren der Götter geübt ward, Schöndurchbildete Krast, zum Denkmal ewiger Zeiten Steht sie gewürdigt, erhöht durch die Kunst, im Kreise der Götter. Wahrlich ein Heiligthum für Hellas' Väter und Söhne!

Archippos.

Wohl, du sagst es! Auch mir ein Heiligthum! Doch in Ruhe,

Wählend den Steinsitz hier und den Schatten der Eiche, betrachte Dir genüber das Werk, mir werth, und das liebste von allen.

Gorgias.

Werth des Beschanens! Vereint drei jugendschöue Gestalten,

Jüngling eine, doch Knaben die andern, verschiedenen Alters.

Sinnend hält der erwachs'ne die Leier gesenkt, und zu lauschen Scheinen die jüngeren. Ist es Apollon? Sind es Eroten?

Aber ich seh' sie geschmückt, und es einen sich Rosen und Lorbeer Frisch noch, als käm' erst heute von liebender Hand das Gewinde.

Sieger im Wettstreit einst sind sie wohl auch, und von Neuem Schlingt sich der festliche Kranz am Erinnrungstag um die Schläfen.

Archippos.

Sieger im Wettstreit, ja! So ist es. Und Sieger an einem Tage! Zugleich als Brüder erwachsen, die Fröhlichen meine Söhne! Du staunst? Ja, drei! Drei Söhne bescherten die Götter Gütig mir, und drei Söhne gewannen am Fest der Olympien Einst sich den Kranz, und vereint sieht Hellas die glücklichen Sieger! Aristophon, mein ältester, zwanzigjährig, erwarb sich Durch hochsestlichen Chorlieds Macht für die Stirne den Lorbeer;

Prokles siegte, der zweit', in des Speerwnrfs Kunst und des Ringens; Aber der jüngste, Diagoras, flog, der Gelenkige, windschnell Allen vorauf an das Ziel, und im Sprung auch hascht' er den Kranz auf. Diese da sind's, die Drei! Jetzt Eins, unlöslich verbunden.

Gorgias.

Göttergesegnetes Haus, dem so Hohes gewährt! Und beglückt, wer Sich mit dem Stolze des Vaters berühmt so edler Entsproßnen!

Aber wo sind sie uns heut'? Soll unter den Kämpfern auch ich sie Morgen von Neuem erschaun, sie noch einmal grüßen als Sieger?

Archippos.

Nicht mehr wirst du sie sehn, mein Gastfreund! Lange, schon lange Sind sie dahin! Doch es war noch ihr Tod ein rühmliches Siegen.