Issue 
(1881) 295
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Die Skulpturen von Pergamon.

Von

Gustav Hirschfeld.

ie pergamenischen Alterthümer, welche seit Jahresfrist etwa in das Berliner Museum ge­kommen sind und dort die staunende Bewunderung aller Betrachter erregen, sind, wie natürlich, sogleich der Gegenstand lebhaftester Theilnahme und Besprechung geworden. Es könnte daher auf den ersten Blick spät erscheinen, eine Bekanntschaft mit denselben erst jetzt ver­mitteln zu wollen; aber wenn auch der Aufschub zunächst in äußeren Umständen zu suchen ist, so hofft man doch, daß durch denselben die Sache eher gewonnen als verloren hat. Auch sind erst jetzt die glücklichen Vollführer des Unternehmens, die Herren Conze, Humann und Ge­nossen, mit einem vorläufigen Berichte hervorgetreten, dessen Motto ich mir übrigens aus vollem Herzen zu eigen mache. Erst jetzt, obgleich wir immer noch im Eingang der Kenntniß und des Genusses stehen, dringt allmälig mehr Klarheit in das große wunderbare Werk; und schließlich mag eine eingehendere Rücksicht ans das Thatsächliche, wie sie in Folgendem genommen ist, für das

spätere Erscheinen entschädigen. Mit Ab­sicht ist dabei die Behandlung ausschließlich aus pergamenische Sculpturen beschränkt worden, ohne Vergleiche mit anderen Werken anzustellen, die zunächst nur be­irren und in euie falsche Bahn leiten könnten. Ich habe mich aber der Arbeit ^ um so lieber unterzogen, als von den Verfassern des officiellen Berichtes eine Betheiligung auch Anderer am Ver­arbeiten des Stoffes ausdrücklich gehofft und gewünscht wird.

Infolge unserer ersten mit Ernst Curtius und Anderen unternommenen kleinasiati­schen Reise im Herbst des Jahres 1671 schaffte der Ingenieur Carl Humann, mit dem wir in freundschaftliche Beziehung ge­treten waren, zwei Fragmente von Hoch­reliefs nach Berlin, welche er, seit längerer Zeit in Pergamon ansässig, aus der Burg der Stadt in einer nicht antiken Mauer bemerkt hatte. Es waren in kolossalem Maßstabe die Obertheile von zwei im Kampfe fallenden Männern, einem jünge- i ren und einem älteren, die durch ihr Pathos, ihren großartigen und lebensvollen Aus­druck die Aufmerksamkeit Aller auf sich