Issue 
(1881) 295
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Zabel: Adolf Wilbrandt.

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denGrasen von Hammerstein", in dem es ihm gelungen ist, bei einem fern abliegen­den Stoff das Historische so schnell in das Menschliche übergehen zn lassen, daß das Publikum dem gedämpften Pathos des Stückes überall mit großem Interesse ge­folgt ist. Es ist ein Zeichen für den seinen künstlerischen Tact des Dichters, daß er

romantischen Situationen, wie dem Ein­treten des Grafen als fahrender Sänger in das Kloster, wo die Geliebte weilt, um in einer Gewitternacht befreit zu werden; oder Rührscenen, wenn die Beiden, nach­dem sie in den Wäldern umhergeirrt waren, verschmachtend und bettelnd dem Tode nahe sind. Zinn Glück ist der Kaiser

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Adolf Wilbrandt

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uns keine Abhandlungen über Kaiser und Kirche hören, keine Capitel aus der deut­schen Geschichte im Mittelalter vortragen, sondern ein einfaches Liebespaar, den Grafen Hammerstein und seine Muhme, an den Freuden und Leiden theilnehmen läßt, die einem Paar Verliebter von Gottes und Rechts wegen beschieden sind. Heftige Scenen, bei denen der Kaiser und der Bischof sich befehden, wechseln mit

Heinrich, der so schweres Schicksal über die Liebenden verhängt hat, gestorben, und sein Nachfolger, Konrad von Franken, ist ein Freund des Grafen und hat nichts Eiligeres zn thun, als Alles zum Besten zu wenden. Namentlich das Genrebild­liche und Stimmungsvolle ist in diesem Drama außerordentlich gut getroffen. Die Volksscenen im ersten, die Klosterscenen im zweiten Acte erwecken die richtigste und