Heft 
(1881) 296
Seite
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schein, und so lief sie nach der anderen Giebelstube hinüber, wo Martin schlief, und riß das Fenster auf. Und da sah sie die Gluth, nicht unten im Thal, aber oben, und wenn nicht Alles täuschte, so mußte es auf Kunerts-Kamp fein, hart am Walde, denn die Rückseite von Ellernklipp stand angeglüht im Wider­schein. Und sie flog treppab, um den Haidereiter zu wecken. Aber der stand schon auf der Diele, den Hirschfänger an der Koppel, und rief ihr zu:Mei­nen Hut; rasch! Verdammte Wirth- schaft! Wer hat den Hut vom Ständer genommen?"Er hängt ja; weiß Gott, Baltzer, Ihr habt wieder Euren Koller und kein Aug' im Kopf. Hier." Und er riß ihr den Hut aus der Hand. In der Thür aber wandte er sich noch einmal zurück und sagte scharf und bestimmt: Und daß du mir das Haus hütest, Griffel. Ich beseht' es. Ein Feuer wie das ist kein Küchenfener. Und Hilde soll ins Bett. Und Martin auch."

Damit war er die Treppenstufen hin­unter und ging auf Diegel's Mühle zu, von der er dann, als auf dem nächsten Wege, nach Ellernklipp hinaus wollte.

Mittlerweile war auch Hilde die Treppe herabgekvmmen und stellte sich mit auf die zugige Diele, denn Vor- und Hinter­thür standen weit offen. Und nicht lange, so rollte von Emmerode her über den hartgetretenen Schnee die Dorsspritze heran. Allerhand junges Volk hatte sich vorgespannt, Andere schoben und Griffel, die bis auf die Vortreppe hinausgetreten war, fragte: wo es sei?

Auf Kunerts-Kamp. Der Muthe Rochussen ihr Haus brennt."

Und damit ging es weiter. Aber ehe noch die Spritze zwischen den Erlen ver­schwunden war, erklärte Hilde, die jedes Wort gehört hatte, daß sie gehen und das Feuer sehen wolle.

Du darfst nicht."

che Monatshefte.

Aber sie bat weiter, und als Griffel unerbittlich blieb, sagte sie:Gut, so geh' ich allein. Du wirst mich doch nicht halten wollen?" Und damit lief sie fort und kam erst zurück und beruhigte sich erst wieder, als ihr die bang und ängstlich nachstürzende Griffel einmal über das andere zngesichert hatte, sie nicht einsperren oder mit Gewalt festhalten, ihr vielmehr in Allem zu Willen sein zu wollen. Und wirklich, sie hielt Wort; und als sie die vor Erregung immer noch zitternde Hilde wohl ver­wahrt und in ihre Weihnachtspelzkappe gesteckt hatte, gingen sie, rechts um das Haus biegend, einen mit lockerem Schnee gefüllten Graben hinaus, der unmittelbar neben dem Heckenzaun hin auf die Höhe zulief. Eine Zeit lang war es ihnen, als ob oben Alles erloschen sei, denn sie sahen keinen Schein mehr. Aber kaum daß der anfänglich tiefe Graben etwas flacher ge­worden war, so lag auch das Feuer vor ihnen, wie mit Händen zu greifen, und die Gluthmafse wirbelte immer heftiger in die Höhe. Hilde stand wie gebannt. Endlich aber sagte sie:Komm, wir wollen näher."

Und damit hielten sie sich auf einen hohen Grenzstein zu, der zwischen Kunerts- Kamp und den Sieben-Morgen lag und das verschneite Haidekraut weit überragte. Auf den stellten sie sich und sahen hinüber in die Flamme.

Die Spritze war schon da, trotzdem man sie stückweise hatte heraustragen müssen, aber Wasser fehlte. Denn der Zieh­brunnen, der zu dem Hause gehörte, lag schon im Bereiche des Feuers, und Niemand konnte mehr heran. Es schien aber doch, als ob Wasser von irgend woher erwartet werde, denn eine lange Kette hatte sich bis Ellernklipp hin aufgestellt, und nur der Haidereiter achtete weit mehr auf das, was an der entgegengesetzten Seite vorging, weil er vor Allem, seinen Wald zu retten wünschte Der lag freilich noch gute hundert Schritte zurück, aber gerade