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Jllustrirte Deutsche Monatshefte.
Kamp oder bei Sörgel drüben, der sie! verhätschelt und verwöhnt. Das soll nicht sein, und ich will's nicht. Sie muß also ^ Arbeit haben, und die müssen wir ihr > geben. Da mein' ich denn, wir geben ihr die Milchwirthschaft, das Leinenzeug und die Wäsche... Du verstehst?"
„Wohl. Ich versteh'."
„Und alles Andere bleibt. Und ist bloß noch das mit der Sind' oder der Kammer. Ihr wäret immer zusammen, und das war gut. Aber ich denke, wir lassen ihr setzt den Giebel oben allein, und du nimmst unten die Kammer. Die neben der Küche, die hübsche gelbe, die letzten Herbst erst gestrichen ist; da hast dn's warm, und ist auch bequemer sür dich und brauchst nicht immer treppauf und treppab... Du verstehst?"
„I, was werd' ich nicht verstehen!"
„Und an nichts wird gerührt. Und ist bloß, daß sie jetzt achtzehn geworden und die Tochter vom Hause sein muß. Und wenn sie was sagt, so muß es gelten, und wenn's auch der Joost wär', und muß gelten ohne Streit und Widerrede. Denn viele Köche verderben den Brei. Wobei mir die Küch' in den Sinn kommt, die doch immer die Hauptsache bleibt. Und da bleibst du, da hat dir Keiner dreinzureden, Keiner, auch die Hilde nicht. Und ich werd' es ihr ernsthaft sagen und ihr anbefehlen, daß Alles beim Alten bleibt... Du verstehst?"
„O wohl, ich versteh'."
„Und das war es, Griffel, was ich dir sagen wollte. Vor Allem aber denk' ich, wir bleiben gute Freunde. Nicht wahr? ... Und was hast du denn für heut' Abend?"
„Ich dacht', 'neu Schlei."
„Ei, das ist gut! Aber mit Dill, wie dn's immer machst. Und nicht blau geschreckt, wie die Hilde neulich. Aufgepaßt, sag' ich, und laß dir nicht dreinreden! Es bleibt Alles, wie's ist, und
das Küchel soll nicht klüger sein als die Henne."
*
Beim Abendessen zeigte sich Baltzer auffallend gesprächig, wie wenn er etwas gut machen wolle; Griffel aber sagte kein Wort und verblieb auch in ihrem Schweigen, als sie mit Hilden in die Kammer hinaufgestiegen war. Es fiel indessen nicht auf — sie hatte Launen —, und erst am anderen Morgen, als es an ein Um- und Einrichten ging und der Haidereiter die Treppe hinaufrief: „Ja, Hilde, du sollst nun allein sein!" wußte diese, was es mit der Griffel und deren Schweigsamkeit auf sich habe. Der ganze Hergang erfüllte sie mit einem Zwiespalt. Ans ihr selber heraus würde ihr der Gedanke solcher Trennung nie und nimmer gekommen sein, am wenigsten als Wunsch; andererseits war es ihr nicht unlieb, es ohne ihr Wissen und Zuthun geschehen zu sehen, und weil ihr Verstellung und Lüge fremd und zuwider waren, so sagte sie nur: „Ich werde dich oft vermissen, Griffel, ängstlich und furchtsam, wie ich bin." Aber diese, die gerade zwei von den großen Einlegebrettern ihrer Bettlade zusammenklappte, that, als habe sie nichts gehört, commandirte vielmehr mit lauter Stimme weiter und knixte, wenn Joost nach diesem oder jenem fragte, wie besessen in die Welt hinein und sagte: „Joa, mien leew Joost, ick weet et nich; doa möten wi dat Fr ölen froagen." Endlich aber hatte der Lärm ein Ende, wenn auch freilich uicht der Aerger, und als Griffel eine Stunde später mit der Hand an die Küchenwand fühlte, neben der jetzt ihr Bett stand, sagte sie: „Föhl' moal, Joost; nei, hier, disse Stell'; hübsch woarm is et; un alle Morjen de Sünn dato. Na, frieren werd' ick joa nich."
Und in solchen Spitzen und Spöttereien, die sich abwechselnd gegen Baltzer