Heft 
(1881) 296
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Hcnoe: Hans Sachs.

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neuenHomulus", der wieder aus dem Englischen (Uvsi^man") nach den Nie­derlanden gekommen war. Beide Stücke spielen eine große Rolle im Drama des sechzehnten Jahrhunderts. Da eine ihrer Bedeutung entsprechende eingehende Er­örterung derselben hier zu weit sichren würde, so kann auf eine Charakterisirung dieses Schauspiels um so eher verzichtet werden, als bei diesem Stücke unser Hans Sachs weniger Original ist als sonst wo. Denn fast gleichzeitig mit diesem erschien eine deutsche Bearbei­tung desHecastus" von Rappolt in Nürn­berg, welche mit Hans Sachs fast genau, wenige Zuthaten und Weglassungen abge­rechnet, überein­stimmt. Nachbildun­gen desHomulus" sowohl wie des Hecastus" und theil- weise Benutzungen derselben wiederholen sich noch bis gegen das Ende des sechzehnten Jahrhunderts.

Wir kommen zu jener Epoche des Dich­ters, in welcher die dramatische Dichtung weitaus dominirt.

Sie fällt hauptsächlich indasDecenniumvou 1550 bis 1560, aus welchem ich nach der Nürnberger Ausgabe seiner Werke allein 151 dramatische Gedichte zusammenzähle, und zwar: 47 Tragödien, 51 Komödien, 47 Fastnachtsspiele und sechs Stücke, die er nur alsSpiele" bezeichnet hat. Wenn wir bedenken, wie viel Zeit allein das bloße Schreiben dieser Menge von Stücken erforderte, neben welchen er doch auch immer noch in den anderen poeti­schen Gattungen, namentlich den Fabeln, Schwänken, Historien, Gesprächen u. s. w., thätig war, erscheint es säst unbegreiflich, daß ihm dabei die Zeit blieb, sich so umfänglich durch Lesen von Büchern zu unterrichten und durch ihre Keuntniß den Neichthum seiner dramatischen Stoffe zu

Eine römische Kaiser Nürn berge

^ vergrößern. Von biblischen Stoffen finden ! wir n. a.: Abraham und Lot, Die Opfe- ! rung Jsaacs, Judith, Die Kindheit Mose, König Saul (in zwei Bearbeitungen), Daniel, Prophet Jonas, Der aufrührerisch Absalom, Das Judicium Salomonis, König Ahab, Esther, Der stolz König Rehabeam, Herodes, Die Machabäer, Simson, Jacob und Esau, Die Enthaup­tung Johannis, Die Auferweckung Lazari, Die Belagerung Jerusalems durch Sena- cherib u. s. w. Auch ein eigentliches Passionsspiel schrieb er (erst 1558) unter dem Titel:Derganz Passiv." Nicht ge­ringer ist die Zahl der aus dem elastischen Alterthum, der Ge­schichte und derMythe entnommenen Stoffe. Außer der schon er­wähnten Lucretia und Virginia mögen hier noch angeführt fein: Titus und Gisippus, Romulus und Re- mus, Cleopatra, Alexander Magnus, Mucius Scävola, Alexander und Dio­genes, König Da­rms , Clitemnestra, Die unglückhaft Kö­nigin Jokaste, Per­seus und Andromeda, Die Zerstörung der Stadt Troja, Die Göttin Circe, Die Irrfahrt Ulissi rc. - Ferner aus der mittelalterlichen Poesie ^ und Sage: Der hörnern Siegfried, Tristan I und Isolde, Olivier und Artus, Mage- ! lone, Melusine. Dazu kommen zahlreiche ^ Stoffe ans Boccaccio und anderen italie- j nischen Novellisten, die bereits in Ueber- i setzungen exiftirten; Musäus, eine Unga­rische Chronik, die Dänische und Schwe­dische Chronik von Albert Krantz, in welcher wir Stoffen des Saxo Gram- maticus und des Holinshed begegnen. In s einem erzählenden Gedicht (Histori) be- j findet sich bereits die Geschichte von Hor- vendil und Fengo, aus welcher Shakespeare ! erst ein halbes Jahrhundert später den

in. Nach einem alten e Holzschnitt.